Der letzte
Urlaubstag ist ungewöhnlich warm. Wir fahren die rund 600 km von Mecklenburg
zurück nach Remscheid bei durchgängig 25 bis 28 Grad Celsius auf dem
Außenthermometer unseres Autos. Auch die vorige Nacht war warm, man konnte bis spät
vor dem Wohnwagen sitzen und in die Sterne sehen. Am Morgen dann ein ungewöhnliches
Schauspiel: während sich über den Wäldern und dem Schilf am anderen Seeufer die
ersten roten Streifen am Horizont zeigen, stehen darüber am Himmel die Venus, der
Mond als schmale Sichel und Jupiter im gleichen Abstand nebeneinander, wie
Perlen auf eine Kette gereiht. Und unter der Kette erhebt sich das schöne, aber
immer an den Winter erinnernde Sternbild des Orion langsam über den Horizont. Bald wird
es die ganze Nacht über zu sehen sein und den südlichen, dann kalten Himmel
beherrschen.
Ich gehe schlaftrunken hinüber zu dem kleinen Sandstrand von Jabel, der durch die riesige Birke, die ihn beschattet, einen eigenartig nordländischen Zauber hat und betrachte bewegt das Naturschauspiel.
Der verehrungswürdige Vater der Romantik, Joseph von Eichendorff, hat einmal in einer eigenartigen Wendung zu einer Art von romantischer Askese geschrieben
Jedes
Weltkind sollte wenigstens jeden Monat eine Nacht im Freien einsam durchwachen,
um einmal seine eitlen Mühen und Künste abzustreifen und sich im Glauben zu stärken
und zu erbauen.
Ich habe noch nie in meinem Leben die Willenskraft für diese nächtliche
Übung aufgebracht, aber in Momenten wie dem von heute Morgen bekomme ich immer
eine Ahnung von der Kraft der wach durchlebten Nacht.
Mittlerweile
sind wir wohlbehalten in Remscheid angekommen. Ein paar Regentropfen begrüßten
uns, aber das Wetter ist auch hier immer noch warm. Ich schreibe dies im Garten unter der
Pergola sitzend und lausche dem Plätschern unseres kleinen Brunnens, der uns ab heute
wieder das leise Schlagen der Seewellen ersetzen muss.
Die Aussicht allerdings, ab morgen wieder wenige Meter neben einer guten Dusche aufzuwachen und keine Münze einwerfen zu müssen, um für vier Minuten warmes Wasser zu erhalten, hat mir den Abschied vom Paradies am Jabelschen See etwas leichter gemacht.
Die Aussicht allerdings, ab morgen wieder wenige Meter neben einer guten Dusche aufzuwachen und keine Münze einwerfen zu müssen, um für vier Minuten warmes Wasser zu erhalten, hat mir den Abschied vom Paradies am Jabelschen See etwas leichter gemacht.
1 Kommentar:
... das Plätschern unseres kleinen Brunnens, der uns ab heute wieder das leise Schlagen der Seewellen ersetzen muß - wir sind unserem Nachbarn dankbar dafür, daß er ein ähnliches Brünnlein unterhält. Er ist gerade aus einem Ferienaufenthalt in Sachsen zurück, und ich fürchte, er hat es noch nicht wieder angestellt. Karge wasserlose Zeit.
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