Montag, 8. Dezember 2014

Jorge Lopez und seine Fraternidad Cristiana


Die Kirche "Mega Frater"
Kirche Nr. 1 in meiner Internet-Reise zu acht Kirchen in fünf Kontinenten
Viele Geschichten von erfolgreichen Predigern fangen so an wie bei Jorge Lopez: ein junger Mann wird unwiderstehlich von der Arbeit im Reich Gottes angezogen, hängt sich eine Gitarre um den Hals und zieht landauf und landab, um Menschen für den Glauben zu gewinnen. Bei Lopez ist es so, dass er mit 28 schließlich seine Heimatgemeinde dazu bewegt, ihn als Pastor in ein bis dahin noch kaum erschlossenes Gebiet zu schicken und dort eine neue Gemeinde zu gründen. Mit 20 Leuten fängt er damals an, 30 Jahre später hören ihm mehr als 15.000 Mitglieder seiner Kirche zu.


Dr. Jorge H. Lopez
Mittlerweile ist er 64 Jahre alt, schreibt seinen Namen Dr. Jorge H. Lopez und leitet sein erstaunliches Imperium mithilfe seiner Familie, in welcher auch seine Frau und seine Söhne Leitungsrollen übernommen haben. In einem Land, das wir vielleicht mit ein paar armen Kaffeepflanzern und chaotischen Regierungsstrukturen verbinden (ein gelegentlich zu überprüfendes Vorurteil!), baut er 2001 in Mixco, einem Teil des Konglomerates, das den Ballungsraum von Guatemala City bildet, mit der Mega Frater eine elegante Großarena, die in Deutschland wohl nur von riesigen Sport- und Konzerthallen wie der Lanxess Arena in Köln überboten werden könnte.
Was predigt Pastor Lopez seinen Leuten? Ich kann das, was von ihm in Spanisch zu hören oder zu lesen ist,

natürlich nicht nachverfolgen, aber aus den in Englisch wiedergegebenen Grundsätzen der Gemeinde spricht eine Mischung aus menschlicher Zuwendung und gewissensmäßiger Strenge, die ihre Wirkung auf die Menschen offenbar nicht verfehlt. "Eine christliche Kirche für die Familie, welche die Liebe Gottes proklamiert, welche die Kraft des auferstandenen Christus manifestiert und welche an der Ordnung festhält, die durch die Bibel gegeben wird.“ So heißt es auf der Homepage unter "Vision and Mission".

Wie in vielen anderen großen Kirchen, die ich im Internet gefunden habe, gehört zur Kirche ein Netzwerk von sozialen und pädagogischen Institutionen. Pastor Lopez Fraternidad Cristiana hat eine zweisprachige Schule und bietet eine Reihe von konkreten sozialen Hilfen an. Stolz wird darauf verwiesen, dass keine dieser Aktivitäten irgendwie durch Kredite finanziert wurden, auch die großen Bauten nicht. Alles war bereits durch die Spenden der Gläubigen bezahlt, als es fertig gestellt wurde.
Ob ich einmal nach Mixco fliegen und an einem Gottesdienst in der Mega Frater teilnehmen sollte? Ich stelle mir vor, wie ich in der riesigen Halle sitze, von Simultandolmetschern die spanische Predigt von Pastor Lopez übersetzt bekomme und dann vor die schwierige Wahl gestellt werde, ob ich das einfache Evangelium, das man mir hier predigt, eintauschen möchte gegen die mir sehr viel klüger erscheinenden Worte in Deutschland, dass ich dafür aber in einer lebendigen, auf Zuwachs programmierten großen Kirche sitzen könnte, und nicht in einem kleinen und immer mehr schrumpfenden Häuflein von Leuten meines fortgeschrittenen Alters.

Ich weiß es nicht - vielleicht sollte ich erst einmal meine Internet-Reise fortsetzen! Die nächste Station ist Ghanas Hauptstadt Accra und die dortige "Church of Pentecoast", wo die schöne Mercy von den Toten auferstanden ist.

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

Mega Frater eine elegante Großarena, die in Deutschland wohl nur von riesigen Sport- und Konzerthallen wie der Lanxess Arena in Köln überboten werden könnte: Selbst komme ich ja mehr und mehr zu der Überzeugung, daß Christus sich, wenn nicht unter freiem Himmel wie bei der Bergpredigt, nur in kleinen bretonischen Dorfkirchen wohlgefühlt hätte, mit anderen Worten, daß er meinen Geschmack geteilt hätte.