Am Eingang zum Wadi Auja |
Von der hoch über dem Jordantal gelegenen kleinen Stadt Kafr
Malek geht ein steiler Weg hinunter zur Quelle Ein Samia. Von dieser Quelle werden
große Teile der West Banks mit Wasser versorgt, so auch die Brauerei von NadimKhoury im nahen Taybeh, Endpunkt meiner ersten Wanderung in 2013.
Die Etappe des Abrahamswegs von Kafr Malek (etwa 800 m über dem Meer) über Ein Samia
(400 m) nach Jericho (- 300 m, also unter dem Meeresspiegel) ist in zwei Tagesmärsche geteilt und geht im ersten Teil den steilen Canyon des Wadi Auja bis hinunter
auf Meereshöhe hinab und von dort in einer zweiten Etappe in das noch einmal 300 m
tiefer gelegene Jericho.
Meinem über alle Maßen geschätzter Wanderführer von 2013,
Nedal Sawalmeh, war es kurzfristig gelungen, Nureddin und mich in eine
norwegische Pilgergruppe einzugliedern, die mit 20 Personen auf dem Fußweg von
Nazareth nach Bethlehem unterwegs war, dem "Nativity Trail".
Nedal ersparte den Norwegern und uns den steilen ersten Abstieg von Kafr Malek und brachte uns mit einem Kleinbus an die Quelle von Ein Samia. Von dort geht der Weg durch den Canyon hinunter in das Dorf Auja, meist auf halber Höhe des Abhanges, an schwindelnden Abstürzen entlang, in deren Tiefen der Bach des Wadi Auja unregelmäßig sein Wasser führt. Der Boden der Schlucht ist nur an wenigen Stellen passierbar.
Ich hatte unsere Reise so geplant, dass Nureddin und Nedal
sich unbedingt sehen sollten. Beides sind fromme Muslime, die sich nicht
scheuen, auch auf offenem Feld zu beten. Ich hatte Nedal viel von Nureddin
erzählt und war mit der Aufforderung nach Deutschland zurückgereist "Bring
him here!" Den Auftrag hatte ich erfüllt.
Die Begegnung der beiden frommen Männer verlief überaus
erfreulich. Ebenso erfreulich war aber auch unser aller Begegnung mit den
frommen Norwegern. Sie hatten sich über eine Zeitungsanzeige in der
christlichen Zeitung "Vårtland" ("Unser Land") zusammengefunden. Einer der Autoren,
Alf Gjøsund, leitete mit seiner Frau Ann Christin die Gruppe, Nedal war als
örtlicher Reiseführer hinzugekommen.
Rast mit Andacht |
Auf meine Bitte hin wurde das schöne "Navnet Jesus blekner aldri" gesungen. Das Lied ist 1923 in Norwegen entstanden, auf eine
Zulumelodie getextet. Es ist um die ganze Welt gegangen und in Deutsch mit
"Jesu Namen nie verklinget, ewiglich bleibt er bestehen" leider etwas altmodisch übersetzt worden. Es hat sich hier nicht recht durchgesetzt, im
Gegensatz zu Norwegen, wo ich es mehrfach kräftig und mit guten Arrangements
versehen gehört habe.
Mir wurde bei der ersten Pause die Ehre zuteil, den
ausgewählten Bibelabschnitt in Deutsch zu lesen. Teils verstanden die Norweger
meine Sprache, teils lasen sie den Text in ihren Heften mit. Danach wurde
vereinbart, dass die nächste halbe Stunde schweigend gegangen werden sollte,
eine für mich ungewohnte aber schöne Erholung. Auch bei der nächsten Rast gab
es ein geistliches Programm, das mich erfreute. Nedal versorgte uns aus einer
vom häufigen Gebrauch im Feuer pechschwarz gewordenen Kanne mit wunderbarem
Tee.
Nedal und seine schwarze Kanne |
Wie so oft in meinem Leben habe ich fremde Christen als
angenehme und offene Begleiter gefunden. Es gibt natürlich auch den Typ des
besserwisserischen oder gar bigotten Christen. Auch ihm bin ich begegnet. Aber
er war in meiner Wahrnehmung immer in der Minderheit.
Nureddin und ich verabschiedeten uns am Ende der Wanderung
herzlich von den Norwegern und wurden mit dem Taxi zu einem Bus gebracht, der
geradewegs von Jericho hinauf nach Jerusalem fuhr. Zu unserer Verwunderung war
er voll mit jungen Juden, an ihren Kipas zu erkennen. Um Jericho herum gibt es
eine Reihe von israelischen Siedlungen, von dort waren die jungen Leute unterwegs
nach Jerusalem.
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