Eine Predigt auch für die Nutzer von Facebook, die dort den Hass in vielfältiger Weise kennen lernen. Mit Dr. Kim Strübind aus Oldenburg verbindet mich manche Fehde auf Facebook - aber den Hass haben wir immer draußen gelassen.
Entfeinden statt entfreunden!
KIM STRÜBIND·SONNTAG, 10. NOVEMBER 2019·LESEZEIT: 12
MINUTEN
Predigt über Lukas 6,27-35 (Drittletzter Sonntag des Kirchenjahrs)
Gemeinde Bloherfelde (10.11.2019)
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt – Amen!
Liebe Gemeinde
Die Feindesliebe ist so etwas wie die Königsdisziplin
jeder christlichen Ethik. Nichts ist derart emblematisch für das Christentum
wie eben die Forderung, nicht nur den Nächsten, sondern darüber hinaus auch
Feinde zu lieben.
Sie beschreibt auf dem Gebiet der praktischen Ethik,
was sich als Konsequenz des christlichen Glaubens ergibt. Das Evangelium
verweist mit diesem Gebot auf Gott selbst: Gott selbst habe uns schon geliebt,
“als wir noch seine Feinde waren”, schreibt Paulus im Römerbrief (Röm 5,6-10).
Ein Gott, der seine Feinde liebt, der sie nicht bestraft oder vernichtet, war
in der Tat in der Antike etwas unerhört Neues, Aufregendes.
Götter, die vergeben, Götter, die sich erbarmen,
Götter, die ihren Anhängern großzügige Rabatte auf Fehler und Sünden gewähren –
geschenkt. Nicht, dass das unwichtig oder belanglos wäre. Aber Barmherzigkeit
allein ist nicht das Spezifikum des christlichen Gottes. Das erfolgreiche
Geschäftsmodell des Christentums auf dem Markt der Religionen war immer mehr
als das – viel mehr!
Christus ist für uns gestorben, weil Gott nicht einmal
seine Feinde von seiner Liebe ausschließt. Und seine Feinde, das ist nicht nur
einzelne Frevler. Seine Feinde, sagt das Evangelium, das sind wir alle. Auf
eine Besonderheit ist dabei zu achten: Gott begräbt an Karfreitag nicht seinen
Zorn gegen uns so wie Indianer ihr Kriegsbeil begraben. Vielmehr ist es gerade
umgekehrt: Es ist unser Zorn, unsere Feindschaft gegen ihn, die wir tagtäglich
durch unser selbstherrliches Leben beweisen, die er am Kreuz besiegt hat. Gott
begräbt unser Kriegsbeil. Denn Gott hat uns geliebt, als wir noch seine Feinde
waren. Er war nie unser Feind. Die Feindschaft ist also allein unsere Sache,
sie vergiftet das Leben und sie zeigt sich ganz besonders in unserer Zeit.
Hass ist allgegenwärtig und findet nun auch im
Internet seinen Ausdruck. Wir erleben gerade, wie sich unsere Gesellschaft und
auch das globale Staatengefüge auf rasante Weise polarisieren. Die NATO sei
hirntot, hat der französische Präsident in dieser Woche scharf formuliert; und
Russland, die USA und die Türkei sind aus der Sicht der Europäer keine
verlässlichen Partner mehr. In der Europäischen Union verlassen die Briten die
Gemeinschaft, die Spaltung in eine östliche und westliche EU trägt
ideologische, die Spaltung zwischen einer nördlichen und südlichen EU
ökonomische Züge. Weltweit toben Handelskriege. Und dann droht auch noch das
Weltklima sich gegen uns zu wenden, unser Feind zu werden.
Man muss die Situation nicht schlechter reden als sie
ist, gerade die Kirchen sollten sich vor dieser unchristlichen Anbiederei an
den Pessismismus hüten. Aber Hass und Feindseligkeit bestimmen derzeit ja
unserer öffentlichen Debatten. Die Journalistin Carolin Emcke erhielt vor
ziemlich genau drei Jahren noch den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für
ihren Essay „Gegen den Hass“. Hass sei das allerletzte in einer Gesellschaft,
der überwunden werden müsse, fordert sie.
Allerdings bestimmt uns derzeit das Gegenteil – und
zwar nicht nur auf der Seite der politischen Extreme. Vorgestern las ich den
politischen Kommentar eines Journalisten, der seine Kollegen zitierte. Etwa
einen Spiegel“-Redakteur (Hasnain Kazim), der eine Empfehlung zum Umgang mit
AfD-Wählern abgab. „Es geht nicht darum, AfD-Wählerinnen und AfD-Wähler zu,
erreichen’“, schrieb er. „Es geht darum, sie auszugrenzen, zu ächten, sie
kleinzuhalten, ihnen das Leben schwer zu machen, sie dafür, dass sie Neonazis
und Rassisten den Weg zur Macht ebnen wollen, zur Verantwortung zu ziehen.“ 500
Menschen haben diesen Beitrag gelikt.
Und der vermeintlich seriöse Deutschlandfunk hat einen
Kommentar veröffentlicht, der seine Zuhörer aufforderte, mehr Hass auf
AfD-Anhänger zu entwickeln. „Wir müssen wieder hassen lernen – und zwar
richtig“, empfahl er. „Wer glaubt, dass Hass generell von gestern ist, der
glaubt auch an die Unumkehrbarkeit der Geschichte und der demokratischen
Zivilisierung. Dass dieser Glaube ein Irrglaube ist, wenigstens diese Einsicht
sollte sich inzwischen durchgesetzt haben.“
Küssen verboten, aber Hassen erlaubt? Gibt es
tatsächlich ein “Gebot zu hassen”, wie es hier gefordert wird? Ist man heute
schon ein Verräter, wenn man sich weigert, hasserfüllte Menschen zurückhassen?
Das klingt paradox. Soll man für den innergesellschaftlichen Frieden etwa auch
mit Gewalt kämpfen? Das wäre doch so, als hätte man Sex mit dem Ziel der
Jungfräulichkeit.
Wer hier ratlos ist, der sei mit der Erinnerung
betraut, dass Jesus nicht für die Gerechten, sondern – wie Paulus an anderer
Stelle schreibt – für Gottlose gestorben ist (Röm 10,5). Das entspricht aber
sehr präzise der Forderung Jesu, Feinde zu lieben. Welche Feinde sind denn da
gemeint? Im Textzusammenhang spricht Jesus von den Feinden des Evangeliums, von
denen, die seine Jünger brutal verfolgen werden. Wie sollen sie reagieren? Mit
Gegenhass und Gegenfeindschaft? Sollen sie einen Fluch über ihre Gegner
aussprechen? Nein, sagt Jesus: Ihr sollt sie segnen!
Das Evangelium, so sagen wir, überwindet alle Grenzen
des sozialen Stands, der Hautfarbe und der Geschlechter. Und das ist ja auch
tatsächlich so. Eine andere Grenze, die das Evangelium überwindet, wird dabei
gerne übersehen: es ist die Grenze zwischen mir und – wen immer man dafür
halten mag – den Feinden: den Feinden meiner eigenen Wahrheiten und
Überzeugungen. Feindschaft stellt Menschen in Ecken, in denen sie sich selten
wohlfühlen und in die sie im öfter auch nicht gehören. Nur weil sie andere, und
manchmal vielleicht auch problematische Ansicht vertreten, fühlen wir uns durch
sie bedroht. Und dann folgt schnell eine vernichtendes Urteil, das nicht mehr
die Meinung, sondern die Person insgesamt trifft.
Nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts sind
Zweidrittel der Bevölkerung der Meinung, man dürfe heute nicht mehr alles
sagen, was man denke. Nicht etwa, weil das, was man sagt, eine strafbare
Handlung sei. Die Gefährdung der Meinungsfreiheit ist subtiler, aber vielleicht
noch brutaler als nur eine juristische: Sie besteht in der Ausgrenzung des
„Feindes“. Wer nicht den pathetischen Appellen zur „Wahrheit“ bei den großen
Themen unserer Zeit folgt, findet sich schnell in einer rechten oder eine
linken Ecke wieder. Und einmal dort angesiedelt, hört einem niemand mehr zu, weil
man ja nur Unrecht haben kann.
Der Philosoph und Vorsitzende der „Giordano Bruno
Stiftung“, Martin Schmitt-Salomon hat zurecht gesagt: Die Güte eines Arguments
muss unabhängig davon beurteilt werden, wer es äußert. Rational denkende
Menschen schert es daher nicht, wenn sie ‚Beifall von der falschen Seite‘
bekommen.“ Die Erde ist nicht deshalb eine Scheibe, weil politisch verblendete
Menschen behaupten, sie sei eine Kugel.
Das war zur Zeit Jesus nicht anders. Er hat, wie sich
belegen lässt, in einer hasserfüllten Gesellschaft gelebt: Juden und Römer
hassten sich, Juden hassten Juden, die der falschen Partei anhingen. Manche
trugen einen Dolch bei sich, um die „Feinde“ heimtückisch zu ermorden. Sie
dachten, sie täten ihrem Glauben damit einen Dienst.
Auch Christen bekämpften sich schon zu Zeiten des
Paulus und fingen an, sich gegenseitig als Irrlehrer zu bezeichnen. Das Neue
Testament ist voller Konfliktgeschichten. Und erst die Kirchengeschichte! In
der Gemeinde in Korinth gab es Parteien, die sich feindselig gegenüberstanden.
Paulus erinnert sie an das Evangelium, um ihnen zu zeigen, wie absurd solche
Spaltungen im Namen des gekreuzigten Christus sind (vgl. heutige Konfessionen).
Feinde entstehen immer, indem man sie konstruiert.
Nicht nur Freundschaften wollen gepflegt sein. Gib dem Hass stets neue Nahrung
und aus dem Gegner wird ein Feind! Und der hat viele Gesichter: Den Flüchtling,
den politischen Gegner, den böswilligen Chef, die Verwandten, mit denen man
sich um das Erbe streitet. Am schlimmsten sind die Gesinnungsfeinde. Ich habe
keine Feinde. Außer ich setze mich ins Auto und habe es eilig. Dann wimmelt es
nur so von ihnen …
Aber ist Irren nicht etwas zutiefst Menschliches? Und
muss man Menschen nicht zugestehen, dass sie Dinge für falsch halten, die ihnen
nicht einleuchten? Ist das nicht Meinungsdiktatur und der Versuch, den Anderen
zu entmündigen? Kann man von jemandem verlangen nicht so zu denken, wie er es
nun einmal tut - und reichlich selbstherrlich so denken zu müssen, wie man es
selber macht?
Heute ist Irren nicht mehr menschlich. Es ist geradezu
zu etwas Unmenschlichem, zu etwas Unverzeihlichem geworden. Neue radikale
Bewegungen pochen neuerdings auf absolute Gefolgschaft, was ihre Ansichten
betrifft. Aber nicht nur sie. Meinungen geht es mittlerweile wie den
politischen Entscheidungen: Sie werden angeblich alternativlos. Schon der
Zweifel kann die verbale öffentliche Exekution aller Abweichler und „Leugner“
nach sich ziehen. Mit einem Shitstorm fängt es meist an. Willst du nicht mein
Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein!
Die Bösartigkeit eines in unseren Köpfen konstruierten
Feindes erreicht seinen Höhepunkt, wenn man jemanden einer „Leugner“ nennt. Wer
leugnet, stellt sich ja bewusst gegen Wahrheiten und Tatsachen. Der Leugner
vertritt nicht nur eine andere Sicht der Dinge – er tut es ja auch wider
besseres Wissen. Das ist die Sprache von Ketzerprozessen und der Inquisition.
Damit haben wir in den Kirchen ja Erfahrung – und sollten gerade darum weniger
vollmundig und viel selbstkritischer auftreten. Die Religionen haben die
Inquisition und die Fatwa erfunden.
Man kann niemanden zu einer Erkenntnis zwingen, und
sei sie die andere Meinung noch so absurd. Das haben die Religionen in ihrer
meist sehr unrühmlichen Glaubensgeschichte doch tatkräftig unter Beweis
gestellt. Sie sind gescheitert - und haben damit im Namen der Liebe Gottes vor
allem ihre Brutalität unter Beweis gestellt. Aber das macht Toleranz und
Meinungsfreiheit doch gerade aus: Dort, wo sie strapaziert wird, beim Aushalten
des Unerträglichen, wird sie erkennbar. Toleranz heißt nicht, etwas zu akzeptieren,
sondern zu lernen, mit den Menschen zu leben, deren Ansichten einem zutiefst
widerstreben. „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben – welchen Lohn habt ihr“
(V. 32), fragt Jesus. Das kann und das tut doch jeder!
Jesus bringt uns etwas anderes bei: „Liebt eure
Feinde!“ Er könnte auch gesagt haben: „Entfeindet sie, statt sie zu
entfreunden!“ Er macht wie Gott einen Unterschied zwischen dem Sünder und
seiner Sünde. Ihm war wichtig, auch dem Schaf nachzugehen und es retten, das
sich aus eigenem Verschulden verirrt und von der Herde getrennt hat. Das ist
die Größe Gottes. Und nur so reden wir angemessen von ihm.
Wer nur seine Freunde liebt, der bleibt dabei ganz bei
sich selbst. Weil die, die man natürlicherweise liebt, einem so ähnlich sind.
Weil man sich selbst in denen liebt, die einem sympathisch sind. Wahrscheinlich
ist die Freundesliebe nur eine Variante des Narzissmus. Wo man die liebt, der
einen auch lieben, liebt man sich immer selbst - im Anderen. „Das tun Sünder
auch“, sagt Jesus.
Die Liebe Gottes bewährt sich aber dort, wo jemand
anders ist, wo man sich beherrschen muss, um nicht aus der Haut zu fahren. Ganz
anders ist es, wenn wir Schubladen öffnen, ein Etikett daran kleben und „die
Anderen“ dort ablegen. Feindschaft heißt: Den kann man vergessen! Jesus hat am
Kreuz aber nicht gebetet: „Vater vergiss sie, denn sie haben eine große Sünde
begangen!“ Nein, er betete: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie
tun!“
Wir wissen doch selbst nicht immer was wir tun. Und
wenn wir selbstkritisch auf die Etappen unseres Lebens zurückblicken, stehen
wir kleinlaut vor unseren früheren Worten und Taten. Wir müssen nicht erst bis
zum jüngsten Gericht warten, um uns das einzugestehen. Wie sollte Gott denn mit
uns umgehen, wenn er Feinde nicht lieben würde?
Das betrifft auch unsere kollektive Erinnerung. Der
gestrige 9. November ist, wie wir alle wissen, ein Schicksalsdatum unserer
eigenen Geschichte, in dem sich Glanz und Elend widerspiegeln. Wir erinnern uns
an die antijüdischen Pogrome, die mit diesem Tag verbunden sind. Als eine
Mehrheit der Bevölkerung sich ganz sicher war, auf der guten Seite zu stehen,
indem man die vermeintlichen Feinde hasste, beraubte und anschließend
vernichtete. Und wieder müssen Juden heute um ihr Leben fürchten und manchmal auch
rennen, weil verblendete Menschen sie zu Feinden machen.
In gleicher Weise sehen wir auf den Fall der Berliner
Mauer vor 30 Jahren, den ich mit meiner Frau in Berlin hautnah mitbekommen
habe. Damals, als der Feind im Osten entzaubert wurde und sich als Mitmensch
entpuppte, als eine Mauer, die aufgrund einer absurden Begründung errichtet
wurde, in sich zusammenkrachte. Ich gebe zu, dass ich den SED-Staat als Bürger
des damaligen Westberlins zutiefst verachtete, einem Staat, der die mit Vorsatz
die Wahrheit in Lüge verkehrte und der seine Bevölkerung unterdrückte und
einsperrte.
Ich sehe noch die schwitzenden Gesichter der
Grenzsoldaten vor mir, die in den Tagen nach dem 9. November hilflos in unsere
Reisedokumente guckten und verunsichert waren. „Liebet eure Feinde sagt Jesus“
auch damals schon . Es fiel mir schwer. Ich habe es nicht gemacht. Ich habe
diese Menschen verachtet und war auf der Seite derer, die strengste Strafen für
die Schergen des Regimes forderten. Ich hatte in meiner Selbstgerechtigkeit vergessen,
dass Jesus sagte: Liebt eure Feinde tut denen Gutes, die euch hassen! (V. 27).
Hass kann man nicht mit Gegenhass überwinden, sondern
indem man aufhört, zu hassen. Ich sehe Jesus, wie er sich skandalträchtig auf
den Weg zu den ausbeuterischen Zöllnern und Ehebrechern machte. Ich sehe ihn
heute manchmal, wie er bei AfD-Mitgliedern und sog. Klimasündern zu Gast ist
und sie einlädt, ihr Leben zu ändern.
Wie macht er das? Wie verändert er uns? Nicht durch
den Appell an innere Werte oder durch einen neuen moralischer Kompass. Sie
hätten nicht die Kraft dazu. Moralpredigten deprimieren, entmutigen und
generieren Heuchelei. Man muss sich die Moralisten nur einmal genauer ansehen.
Was aber hat die Kraft uns zu verändern? Nur die
Erinnerung an eine große Geschichte, in der die Feindschaft durch die Liebe
überwunden wurde, sagt das Evangelium. Es ist die Geschichte von Jesus
Christus, dem Sohn Gottes, der auch seine Feinde bis zuletzt liebte. Diese
Geschichte sollen wir fortschreiben: „Liebt eure Feinde (…) so werdet ihr
Kinder des Höchsten sein. Denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“
(V. 35).
In Dostojewskis Roman „Die Gebrüder Karamasov“ erzählt
Iwan Karamasow seinem Bruder Aljoscha eine Geschichte aus dem sechzehnten
Jahrhundert in Spanien. Die heilige Inquisition hatte gerade Hunderte von
Irrlehrern in Schauprozessen verurteilt und zur größeren Ehre Gottes
hingerichtet. Da erscheint Jesus plötzlich. Er spricht kein Wort, aber heilt
einen Blinden und erweckt ein totes Kind zum Leben. Der Kardinal Großinquistor
beobachtet es von ferne und lässt Jesus verhaften. In einem Verhör offenbarte
er ihm, dass er genau wüsste wer er, Jesus, wäre. Er habe aber kein Recht, auf
die Erde zurückzukommen und „die kirchliche Ordnung zu stören“ und den Menschen
die Qual der Freiheit zurückzugeben, deren Last die Kirche den Gläubigen
abgenommen habe. Deshalb werde er als der schlimmste aller Ketzer am kommenden
Tag auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Jesus antwortet auf den langen Monolog des
Großinquisitors mit keinem Wort. Aber als er zu Ende gesprochen hatte, geht er
auf ihn zu und küsst ihn auf seinem blutleeren Lippen. Daraufhin verliert der
Mann der kirchlichen Gewalt vollkommen die Fassung. Er springt auf, öffnet die
Türen des Kerkers und ruft ihm zu: „Komm nie mehr wieder … niemals, niemals!“
Wer den Hass überwinden will, muss auf Jesus sehen.
Man muss Irrende umarmen und manchmal auch die blutleeren Lippen von
Inquisitoren küssen. So kommt die Liebe dann auch zu uns. Denn das hält kein
Hass der Welt aus.
Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus
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