Samstag, 28. März 2020

Erinnerungen in den Zeiten von Corona (II): Der Affensturz


Im Dreieck zwischen den Dörfern Dreibäumen, Bergisch Born und dem Buchholzen meiner Großeltern entspringt der Eifgenbach. Er fließt von hier aus zunächst südlich um Wermelskirchen herum, dann an Dabringhausen vorbei und mündet in der Nähe des Altenberger Doms in die Dhünn.

Es gibt insgesamt vier Quellen des Eifgen, die jeweils in einem kleinen Taleinschnitt liegen. Dieser beginnt bei den oberen beiden Quellen in einem schönen, regelmäßig geformten Randterrain, das ein wenig wie die Zuschauertribüne eines großen natürlichen Theaters aussieht. Im Zentrum dieser Arena liegt die Quelle.

Die dritte Quelle liegt etwas versteckter. Sie war in den fünfziger Jahren, als meine Schwester Sigrid und ich bei den Großeltern Ferien machen durften, verbreitert worden und bildete damals einen kleinen Tümpel. An der Stelle, wo er aufgestaut war, hatte man ein Brett über den Bach gelegt (etwa da, wo im Foto der umgestürzte Baum liegt), so dass man den Bach hier bequem überschreiten konnte.
Meine Schwester stellte sich nun auf dieses Brett, es war nass und so rutschte sie auf der glatten Unterlage aus. Sie fiel der Länge nach in den Tümpel und musste notdürftig getrockmet und auf dem schnellsten Weg zurück ins Haus der Großeltern gebracht werden.

Ich glaube, es war die Großmutter, die das Geschehen später kommentierte und sagte, es sei ein rechter Affensturz gewesen. Das Wort wurd sogleich Teil des Sprachschatzes der Familie, so dass recht bald auch die Vettern und Cousinen wussten, was es bedeutete, wenn die Großeltern sagten, „wir gehen zum Affensturz“. Meine Schwester hat das Wort natürlich nicht besonders geliebt.

Meine Schwester und ich, etwa 1955
Später hat der Besitzer des Waldes den Bereich um die Quelle herum ein wenig gärtnerisch gestaltet, hat einen Tisch und eine Bank besorgt und am Ast eines hohen Baums neben der Quelle eine Schaukel aufgehängt. Die hing noch Jahre später, nachdem der kleine Garten längst verfallen war.

Noch später dann ist das Gebiet renaturiert worden, indem man vermutlich von Seiten der Ortsgemeinde dort einige Sumpfgewächse anpflanzte.

Wieder später war der gesamte Taleinschnitt vollkommen überwuchert, so dass ich bei einem Besuch die Quelle nur mit Hilfe meiner GPS-App auf dem Handy fand.

Heute nun präsentierte sie sich wieder in einem natürlichen Zustand. Die Schwester Sigrid haben wir, Christiane und ich, per WhatsApp mit einem Foto vom Affensturz gegrüßt. Sie wusste natürlich sogleich, wo wir waren.

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

Eifgenbach, gern würde man die Namen aller Bäche dieser Welt kennen und im Kopf haben!