In der Predigt des Pfarrers war Mokum ein Ort, zu dem ein verfolgter Jude fliehen konnte, um in Freiheit zu geraten. Fragtest du nach Mokum, dann wurde dir ein Weg aus der Bedrängnis gewiesen, die in vielen europäischen Orten herrschte. Für Christen, so sagte der Pfarrer, gäbe es einen ganz ähnlichen Zufluchtsort: das Kreuz des Mannes aus Nazareth.
Später hat es mich nicht verwundert, dass der Amsterdamer Fußballverein Ajax eine enge Verbindung zum Judentum hielt. Das könnte zunächst daran gelegen haben, dass das alte Ajax-Stadium in einem Viertel lag, in dem vor 1933 viele Juden lebten - was die angereisten Fans anderer Vereine glauben machte, Ajax sei ein überwiegend in jüdischer Hand befindlicher Verein (was aber wohl nie stimmte).
Im Ergebnis haben sich Ajax und seine Fans einen Spaß daraus gemacht und haben an allen möglichen Stellen im Stadion jüdische Symbole gezeigt. Ganz ähnlich hat es der Londoner Verein Tottenham Hotspurs gemacht, dessen Fans sich nach einem Bericht des Spiegels aus dem Jahr 2013 sogar Yid Army nennen. Niemand in Amsterdam oder London denkt sich offenbar viel dabei - ähnlich wie die Kölner, deren Lied "Mer stonn zo dir FC Kölle" ebenfalls in meinen Ohren recht hohl klingt (aber schön, wenn es das ganze Stadion singt).
Vor diesem Hintergrund sind die Israel-feindlichen Krawalle schwer einzuordnen, die sich in der vergangenen Woche beim Europa-Liga-Spiel von Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv zugetragen haben. Ein Teil der Presse beschuldigt örtliche Marokkaner und Türken, hier Öl ins Feuer gegossen zu haben. Die türkische Presse und Al Jazeera berichten dagegen, dass auch die Israelis recht derb aufgetreten sind und u.A. palästinensische Flaggen abgerissen haben.
Ich möchte mein altes Mokum nicht verlieren! Und ich bitte alle, die dagegen sind, doch zu bedenken, dass das Leiden und die Befreiung der europäischen Juden am Ende dazu geführt hat, ganz Europa zu einem Ort zu machen, zu dem Menschen aller Nationen und Religionen strömen, die hier ihr neues Mokum finden können.
*Der Name geht auf das hebräische Wort für "Ort" zurück, maqom.
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