Samstag, 20. September 2025

Unnützes Wissen

In der New York Times wurde darüber berichtet, dass man Texte, die von der künstlichen Intelligenz erzeugt wurden, daran erkennen kann, dass sie häufig den überlangen Bindestrich verwenden, den "em dash" wie er im englischen heißt (weil er die Breite eines m einnimmt). Der deutsche Fachausdruck ist "Geviertstrich".

Im Deutschen wird dieser überlange Bindestrich fast nie verwendet, wohl der halblange, der im Englischen "en dash" heißt, weil er nur die Breite eines n einnimmt. Im deutschen heißt er dann korrekt "Halbgeviertstrich" und unterscheidet sich durch seine Länge vom einfachen Bindestrich. Auf der Tastatur des Computers lässt sich der überlange Geviertstrich herstellen, indem man die Taste alt drückt und gleichzeitig 0151 eingibt. Der Halbgeviertstrich geht einfacher: strg und gleichzeitig das Minuszeichen der Zifferntatstatur.

Im Deutschen wird der Bindestrich ohne Leerzeichen zwischen zwei zu verbindende Worte gestellt, wie etwa km-Stand, der längere Halbgeviertstrich bekommt dagegen – zur Verstärkung der Wirkung – noch vorne und hinten ein Leerzeichen.

Mittwoch, 10. September 2025

Meine beiden Großväter in Gestapohaft


Erwin Bohle 1897 - 1957
Adolf Runkel 1889 - 1961
Im Jahr 1942 waren meine beiden Großväter für mehrere Wochen in Gestapohaft. Sie hatten eine gemeinsame Aktion unternommen, welche die Aufmerksamkeit der Gestapo erregte. Die beiden hatten einen Brief des gefeierten Luftkämpfers Werner Mölders im Büro des einen – Adolf Runkel – vervielfältigt und in der Baptistengemeinde des anderen – Erwin Bohle – verteilt. Die Aktion sollte das Ziel haben, so erinnerte sich mein Vater, den an den verschiedenen Fronten als Soldaten eingesetzten Söhnen der Gemeinde Mut zu machen, ihren Glauben auch als gute Soldaten und als gute Deutsche zu leben.

Der hoch dekorierte und von den Nazis gefeierte Werner Mölders hatte an einen Freund geschrieben, dass er auch im Krieg an seinem Glauben festhalte und den spottenden ungläubigen „Lebensbejahenden“ ein Beispiel gebe, wie die vermeintlich „lebensverneinenden Katholiken“ im Kampf "seelische Stärke" bewiesen. Die Gestapo hatte diesen Absatz als Kritik am nationalsozialistischen Regime angesehen und im ganzen Reichsgebiet versucht, die Verbreitung dieses Briefes zu verhindern.

Was die Gestapo wusste, die Großväter allerdings nicht, war, dass der Brief eine Fälschung war. Für die Gestapo war es leicht, dies herauszufinden, weil der Adressat des Briefes gar nicht existierte. Zwar hatte Mölders einen ähnlichen Brief geschrieben, der seinen katholischen Glauben bestätigte, der aber die kritische Passage nicht enthielt. Beide Briefe sind im Internet dokumentiert. Mölders war zum Zeitpunkt der Verteilaktion bereits einige Monate tot, nachdem er im November 1941 als Passagier eines Linienfluges bei dessen Absturz nahe Breslau ums Leben gekommen war.

Die ganze Geschichte der Fälschung ist erst viele Jahre nach dem Krieg herausgekommen, als ein Offizier des britischen Geheimdienstes seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben hatte. Das geschah in den sechziger Jahren, da waren die beiden Großväter bereits verstorben.

Sie haben bis zum Ende ihres Lebens geglaubt, eine gute Sache vertreten und der deutschen Wehrfähigkeit eher genutzt als geschadet zu haben. Dass sie dafür in Untersuchungshaft genommen wurden, haben sie als großes Unrecht empfunden und haben zusammen mit ihren Angehörigen alles in ihrer Macht Stehende getan, um wieder frei zu kommen. Für den mütterlichen Großvater Erwin Bohle hat seine Frau Lina gekämpft, sie hat sich in den Zug nach Berlin gesetzt, um dort bei dem Gauleiter Wilhelm Bohle vorzusprechen, einem hohen Funktionär in der Nazihierarchie und entfernten Verwandten. Er hat ihr offenbar geholfen, denn in den Akten, die viele Jahre später mein Onkel Manfred Bohle eingesehen hat, steht ein Eintrag, dass der Großvater auf Anweisung von Berlin freigelassen worden sei.

Der andere Großvater kam ebenfalls frei, nachdem sein Bruder Gustav, Mitgesellschafter in der Bauunternehmung der Familie, eine hohe Summe hinterlegt und darauf verwiesen hatte, dass sein Bruder ein dem nationalsozialistischen Denken durchaus nahestehender Mann war. In der Tat war er schon vor dem Jahr 1933 Parteimitglied der NSDAP geworden.

Dass die beiden Männer sich nach dem Krieg über einen gemeinsamen Enkel - für beide der erste - freuen würden, nämlich mich, war 1942 noch nicht abzusehen. Die beiden gehörten unterschiedlichen Freikirchen an, von denen die von Großvater Adolf etwa ab 1938 verboten war, weil sie einige Auflagen der Nationalsozialisten nicht erfüllen wollte. Die Freikirche von Großvater Erwin, die Baptisten, deren Pastor er war (damals sagte man „Prediger“), konnte dagegen die Zeit des Dritten Reiches von den Nazis unbehelligt überleben, war dabei in gewisser Weise auch ein Refugium für Leute von Adolfs verbotener „Versammlung“ und hatte Zulauf von dort. Mein Vater hatte auf die eine oder andere Art und Weise Freunde unter den Baptisten gefunden und hatte 1944 Erwins Tochter Sigrid einen Heiratsantrag gemacht, war damals allerdings von ihr abgewiesen worden.

Erst nach dem Krieg konnte mein Vater den Heiratsantrag wiederholen und wurde erhört, wohl auch deshalb, weil ein Mitbewerber um die Hand meiner Mutter in den letzten Kriegstagen gefallen war.

Die beiden haben schließlich im Januar 1948 geheiratet, ein Jahr später wurde ich geboren, zur Freude auch von Adolf und Erwin.

 

Montag, 18. August 2025

Mein Onkel Johannes Runkel, heute vor 100 Jahren geboren

 

Er war der jüngste Bruder meines Vaters und hat in meinen ersten 20 Lebensjahren immer in der Nachbarschaft gelebt. Als meine Eltern im Jahr 1952 die geräumige Wohnung in der Nordstraße 76 bezogen, wohnte der Onkel mit seiner Frau Hanna in der Etage über uns, später, nach dem Umzug zum Kremenholl, wohnte er mit seiner Familie im Haus nebenan. In der nicht besonders gut schallisolierten Nordstraße konnte ich sein weiches und warmes Klavierspiel durch die Wände hören und lernte bald Glenn Millers „In the mood“ in etwa so zu spielen, wie es der Onkel mir vormachte. Schon recht früh durfte ich an der Jugendbibelstunde teilnehmen, die wöchentlich in seinem Wohnzimmer stattfand. Hier fand ich einen lebendigen Glauben und auch einen festen Freundeskreis. in dem ich bald das Glück kennenlernte, ein Mädchen zu küssen.

Mein Onkel hatte als leibliche Kinder fünf Töchter und als Söhne den adoptierten Michael – und in gewisser Weise auch mich. Viele Leute sagten, ich sei dem Onkel ähnlicher gewesen als meinem Vater. Mir gefiel außer seinem Klavierspiel auch seine Leidenschaft für Bücher, und ich habe schon mit 14 versucht, seinen Rekord zu brechen, den ihr mit „200 Seiten Karl May pro Tag“ aufgestellt hatte. Auch erschien er mir sehr viel sensibler zu sein als mein Vater, obwohl der Onkel stark und stattlich war, einen Kopf größer als mein Vater, und Zeit seines Lebens auch 50 Kilo mehr als dieser wog.

Der Onkel rechts oben,
mit seinen Brüdern und seinen Eltern
Er war noch relativ spät zum Kriegsdienst eingezogen worden und war als Luftwaffen-Funker an der Westfront in französische Gefangenschaft geraten. Er musste lange Zeit im Bergwerk arbeiten, bevor er eine nicht weniger anstrengende Tätigkeit in einem Trockendock in der Normandie bekam. Als er entlassen wurde, war er stark abgemagert und wurde von seiner Mutter mit viel Liebe wieder aufgepäppelt. In dem behelfsmäßig errichteten kleinen Haus meiner Großeltern in einem Dorf bei Wermelskirchen hatte er ein kleines Zimmer, das auch nach seiner Hochzeit und seinem Wegzug noch besonders gehalten wurde. Dass ich bei Besuchen der Großmutter im „Zimmer von Onkel Johannes“ schlafen durfte, war immer ein Vorrecht.

Später ist er mein Chef geworden, was mir den Einstieg in die Bauunternehmung der Familie erleichterte, bei meinem Vater hätte ich nur ungern gearbeitet. Das große und weiche Herz dieses übergewichtigen Mannes machte die Zusammenarbeit gleichzeitig leicht und schwer. Er konnte wunderbar großzügig sein, aber an anderen Tagen auch missmutig und launisch. Einzelne Angestellte im Umkreis seiner Abteilung bildeten sich als Kreml-Astrologen heraus und konnten auf Anfrage mitteilen, ob es ratsam sei, an dem fragliche Tag den Chef mit irgendeinem Wunsch zu konfrontieren.

Er ist früh aus der Firma ausgeschieden, und ich bin ihm wenige Jahre später gefolgt und habe eine kleine Abteilung der Firma zu einem selbstständigen Büro gemacht, von dem ich 35 Jahre bis zu meiner Rente gelebt habe. In seinen letzten Lebensjahren habe ich ihn regelmäßig besucht und bin bei seinem Tod 2003 in tiefen Frieden von ihm geschieden.

Er hat mir viele Erinnerungen mitgegeben, die ich als einen Schatz bewahre und die ich nicht alle öffentlich weitergeben kann – man möge mir hier verzeihen. Er war ein Sünder, und er war als solcher ein Gerechter, ganz wie der berühmte Theologe Karl Barth es sagen würde. Er wollte als Sünder in Erinnerung bleiben und wollte damit Gottes Gnade über seinem Leben zum Leuchten bringen.

Montag, 21. Juli 2025

Ein selbst entwickeltes Rezept

Hier ist eine chinesische Hühnerbrühe, die auf dem typischen Dreiklang Ingwer – Frühlingszwiebeln – Knoblauch aufbaut, aber um einige geschmackliche Zusätze ergänzt ist.


Zutaten:
 

Eine Frühlingszwiebel, in 2 bis 3 cm lange Stücke geschnitten

4 dünne Scheiben Ingwer, in Streifen geschnitten

3 Knoblauchzehen, in Streifen geschnitten

Einige Stängel Koriander, grob gehackt

Einige Stängel glatte Petersilie, grob gehackt 

2 Scheiben Zitronen
1/2 l Wasser

2 bis 3 Teelöffel Hühnerbrühe

2 kleine Tomaten, in Würfel geschnitten

 

Die Gemüse in das kalte Wasser geben und aufkochen, Hühnerbrühe (Pulver) dazugeben und, wenn vorhanden, außerdem einen Teelöffel Umami-Pulver.

Alles zusammen aufkochen und zum Schluss auch die Tomaten hinzugeben. 3 Minuten ziehen lassen.. Mit den Gemüsen in eine große Tasse geben und servieren. Je nach Geschmack die Zitronen und die Ingwerstreifen vorher entfernen.

Guten Appetit!

 

P.S. Ich habe das Rezept anfangs deshalb probiert, weil ich mich an den Koriander-Geschmack gewöhnen wollte. Das ist mittlerweile einigermaßen gelungen.

Samstag, 9. November 2024

Amsterdam und die Juden

Ich erinnere mich noch lebhaft an eine Predigt, die vor vielen Jahren ein holländischer Pfarrer in einer Kirche am Rand der Nordsee gehalten hat. Sie handelte von "Mokum", dem alten und geheimnisvollen Namen* für die Stadt Amsterdam, die in früheren Jahren Flucht- und Versammlungsort für europäische Juden war. In ganz Holland habe es Schilder an Wegkreuzungen gegeben, welche die Richtung auf Amsterdam / Mokum wiesen.

In der Predigt des Pfarrers war Mokum ein Ort, zu dem ein verfolgter Jude fliehen konnte, um in Freiheit zu geraten. Fragtest du nach Mokum, dann wurde dir ein Weg aus der Bedrängnis gewiesen, die in vielen europäischen Orten herrschte. Für Christen, so sagte der Pfarrer, gäbe es einen ganz ähnlichen Zufluchtsort: das Kreuz des Mannes aus Nazareth.

Später hat es mich nicht verwundert, dass der Amsterdamer Fußballverein Ajax eine enge Verbindung zum Judentum hielt. Das könnte zunächst daran gelegen haben, dass das alte Ajax-Stadium in einem Viertel lag, in dem vor 1933 viele Juden lebten - was die angereisten Fans anderer Vereine glauben machte, Ajax sei ein überwiegend in jüdischer Hand befindlicher Verein (was aber wohl nie stimmte).

Im Ergebnis haben sich Ajax und seine Fans einen Spaß daraus gemacht und haben an allen möglichen Stellen im Stadion jüdische Symbole gezeigt. Ganz ähnlich hat es der Londoner Verein Tottenham Hotspurs gemacht, dessen Fans sich nach einem Bericht des Spiegels aus dem Jahr 2013 sogar Yid Army nennen. Niemand in Amsterdam oder London denkt sich offenbar viel dabei - ähnlich wie die Kölner, deren Lied "Mer stonn zo dir FC Kölle" ebenfalls in meinen Ohren recht hohl klingt (aber schön, wenn es das ganze Stadion singt).

Vor diesem Hintergrund sind die Israel-feindlichen Krawalle schwer einzuordnen, die sich in der vergangenen Woche beim Europa-Liga-Spiel von Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv zugetragen haben. Ein Teil der Presse beschuldigt örtliche Marokkaner und Türken, hier Öl ins Feuer gegossen zu haben. Die türkische Presse und Al Jazeera berichten dagegen, dass auch die Israelis recht derb aufgetreten sind und u.A. palästinensische Flaggen abgerissen haben.

Ich möchte mein altes Mokum nicht verlieren! Und ich bitte alle, die dagegen sind, doch zu bedenken, dass das Leiden und die Befreiung der europäischen Juden am Ende dazu geführt hat, ganz Europa zu einem Ort zu machen, zu dem Menschen aller Nationen und Religionen strömen, die hier ihr neues Mokum finden können.

*Der Name geht auf das hebräische Wort für "Ort" zurück, maqom.

Donnerstag, 17. Oktober 2024

Wittgenstein, abgekürzt

 

Hier ist die von ChatGPT gekürzte Version des "Vortrages über Ethik", den der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889 - 1951) im Jahre 1929 gehalten hat:


Wittgenstein hält seinen „Vortrag über Ethik“ im Jahr 1929. Er beschreibt Ethik als das Streben nach dem Absoluten, nach dem Sinn des Lebens und der Welt. Er unterscheidet ethische Urteile von Tatsachenaussagen: Ethische Aussagen sind keine Beschreibungen der Wirklichkeit, sondern drücken unsere Haltung zur Welt aus. Wittgenstein argumentiert, dass solche Urteile eigentlich unsagbar sind, da sie über die Grenzen unserer Sprache hinausgehen. Dennoch spielen sie eine zentrale Rolle in unserem Leben, indem sie unsere Gefühle und unsere Art zu leben beeinflussen.

Er illustriert dies durch Beispiele: Wenn jemand sagt, „das Wunder der Welt“ sei unaussprechlich, dann meint er nicht ein faktisches Wunder, sondern ein Gefühl des Staunens, das nicht durch Sprache vermittelbar ist. In diesem Sinne sieht Wittgenstein ethische und ästhetische Aussagen als Ausdruck unserer Verwunderung über das Leben.

Wittgenstein erklärt, dass wir oft das Bedürfnis haben, über das Absolute oder das Wertvolle zu sprechen, auch wenn es außerhalb der Grenzen des Sagbaren liegt. Dies führt ihn zu der These, dass Ethik und Ästhetik transzendental sind: Sie überschreiten die Welt der Fakten, können aber nicht mit den Mitteln der Sprache erfasst werden.

Zusammengefasst vertritt Wittgenstein die Auffassung, dass Ethik eine tief empfundene, aber sprachlich nicht fassbare Dimension unserer Erfahrung ist.


Ich bin erstaunt! Als nächstes werde ich ChatGPT bitten, mir etwas von Immanuel Kant in eine Kurzversion umzuwandeln. 


Montag, 29. Juli 2024

Celine Dion singt



Si un jour, la vie t'arrache à moi,

Si tu meurs, que tu sois loin de moi

Peu m'importe si tu m'aimes

Car moi je mourrais aussi


Nous aurons pour nous l'eternitié

dans le bleu de toute l'immensité

Dans le ciel plus de problèmes

Mon amour, crois-tu qu'on s'aime?
 

Dieu réunit ceux qui s'aiment



Wenn eines Tages jedoch das Leben Dich mir entreißt
Wenn Du sterben oder weit von mir sein solltest
Es würde alles nicht von Bedeutung sein, 
wenn du mich liebst, weil auch ich dann sterben würde.

Wir werden die Ewigkeit für uns haben,
im Blau all der Unermesslichkeit. 
Im Himmel gibt es keine Probleme mehr.
Meine Liebe, glaubst du, dass wir uns lieben?

Gott vereint diejenigen wieder, die sich lieben.