Vor ein paar Tagen träumte ich, dass ich am Abhang eines Hügels saß und hinunter ins Tal blickte, über dem bereits die Nacht hereingebrochen war. Am Rande der Talsohle, nicht weit von mir entfernt, flackerte ein Lagerfeuer, eingefasst in einen Kranz von Steinen, an dem ein paar Menschen saßen. Einer von ihnen war Jesus, die anderen offenbar seine Jünger. Sie waren in einem Gespräch, in dem Jesus das Wort führte.
Ich trat näher und versuchte, Jesu Worte zu verstehen. Er predigte über das Reich Gottes, die Vergebung der Sünden und das ewige Leben. So stand es mir vor Augen.
Es stand aber auch wohl als Wunsch in meinem Herzen. Hier muss ich sagen, dass ich diesen Traum in einer halbwachen Phase hatte, in der man Träume noch durch eigene Gedanken ein wenig lenken kann. Ich hatte zu Beginn dieser Phase begonnen, eine Wolke von sorgenvollen Gedanken durch eine Methode zu vertreiben, über die ich bei irischen Jesuiten einiges gelesen hatte. Ihre heutigen Lehren gehen auf den Ordensgründer Ignatius von Loyola zurück, und der hatte seine Schüler vor allen Dingen das eine gelehrt: sich die Person Jesu als ganz konkretes Gegenüber vorzustellen.
Mit diesem guten Rat im Kopf gelang es mir wohl, mich Jesus
zu nähern und dabei seine Predigt auch
so ein wenig nach dem zu gestalten, was ich mir von ihm wünschte. In den Wochen
zuvor hatte ich immer wieder Predigten über Jesus gehört, in denen er als ein
Mensch geschildert wurde, der über moderne Themen wie Achtsamkeit, Bewahrung
der Schöpfung und Offenheit gegenüber fremden Mitmenschen predigte. Nun saß er
also zu meinem Glück vor mir am Lagerfeuer und war in seiner Predigt wieder
zurück bei den ganz einfachen, grundlegenden Themen seiner irdischen Lehre.
Die Erinnerung an dieses Lagerfeuer schwang noch eine Zeit
angenehm in meinen Gedanken weiter.
Als ich allerdings am nächsten Tag in einer ähnlichen
Halbschlaf-Situation versuchte, erneut das Lagerfeuer und Jesus aufzusuchen,
fand ich den Steinring und die Asche, aber kein Feuer und keine Menschen mehr.
Jesus war weitergezogen.