Sonntag, 21. Januar 2018

Abrahams Teppich

In Angelika Neuwirths neuem Buch wird die Geschichte der islamischen Aneignung der Abrahamsgestalt erzählt. Diese Aneignung ist geistreich und ungewöhnlich und in der Bewertung von Frau Neuwirth "revolutionär".

Die Entwicklung des neuen Abrahamsbildes der Muslime vollzieht sich in mehreren Stufen. Der durch Mohammed eingeleitete Rückkehr zum Monotheismus beginnt in Mekka und hat als eins seiner Zentren die im Koran siebenmal wiederholte Geschichte, wonach Abraham in seiner Heimatstadt die alten tönernen Götzen als Machwerk erkennt, sie entlarvt und sie zerstört. Abraham begegnet den Gläubigen als jemand, der eigene kritische Gedanken entwickelt und dann mit Witz und Tatkraft in die Geschichte eingreift. Anders als beim Abraham der Bibel erfährt der Leser des Korans nichts von desssen Vertrauen in den Gottesruf, der Abraham aus seiner Heimat fort und in ein neues Land führt.

Samstag, 20. Januar 2018

Ein Bocuse-Rezept


Moules à la marinière, Muscheln nach Seemansart - seit vielen Jahren halte ich mich an dieses schöne und einfache Rezept, bei dem am Ende der Sud noch ein wenig eingekocht, "reduziert" wird.

Aus dem Buch "Die Neue Küche", mit dem Originaltitel "La Cuisine du Marché", welche den Grundgedanken von Bocuse am besten zum Ausdruck bringt: das Kochen beginnt morgens mit einem sorgfältigen Einkauf auf dem Markt.

Dienstag, 2. Januar 2018

Gerechtigkeit und Symmetrie


Angelika Neuwirth hat für die Entstehung des koranischen Begriffs von Gerechtigkeit ein schönes Bild. In der Sure 90 "Die Stadt", in der es eindrückliche Bilder von sozialer Gerechtigkeit gibt, Bilder, die unmittelbar dem Alten Testament entnommen sein könnten, wird zunächst auf die menschliche Schöpfung Bezug genommen (Q 90: 8-9)

Haben wir ihm nicht zwei Augen eingesetzt
und eine Zunge und zwei Lippen?

Frau Neuwirth führt aus, dass es in einer anderen Koranstelle (Q 82:7) heißt, Gott habe den Menschen "erschaffen, fein gebildet und ins Gleichgewicht gebracht". Das arabische Wort für Gleichgewicht (addala) ist das Stammwort für das spätere Wort für Gerechtigkeit (adl). Die Symmetrie der menschlichen Ausformung, das schöne Gleichgewicht, ist das Urbild für Gerechtigkeit, ganz ähnlich wie das Bild der ebenfalls symmetrischen Waage.