Montag, 23. September 2013

Papstworte - und eine Geburtstagfeier



Die kleine Stadt L. im Märkischen Kreis, der 50. Geburtstag von Juan, einem spanischen Freund, der hier in L. geboren wurde, eine große bunte Schar von Gästen, von denen ich nur eine Handvoll Leute kenne, laute Musik, die jede Unterhaltung unterbindet, eine sehr säkulare, sorglose Gesellschaft nach meinem Empfinden, für mich die einzige Freizeitgestaltung deshalb: Essen und Trinken, Schlange stehen vor dem Büffet.

Sonntag, 15. September 2013

Getarnte Touristen


Natürlich wird es mir nie gelingen, mich so zu tarnen, dass ich im Ausland nicht als Tourist erkannt werde. Trotzdem tue ich einiges dafür, um so normal wie möglich durch eine fremde Stadt zu gehen. Dabei hat mir neuerdings die moderne Technik ein unerwartet hilfreiches Mittel zur Verfügung gestellt: die ins iPhone eingebaute Kamera. Früher trug ich als Erkennungszeichen des internationalen Touristen eine Spiegelreflexkamera „am Bande“. Man trug sie, alle trugen sie, und zwar trug man sie gerade so wie einen staatlichen Orden an Brust oder Bauch mit sich herum.

Samstag, 14. September 2013

Die größte Moschee der Türkei






Sabancı-Moschee in Adana 
Einen der unerwarteten Höhepunkte unserer Reise hätten wir um ein Haar verpasst: die Sabancı -Zentral-Moschee in Adana. Sie ist die größte Moschee der Türkei. Vermutlich gehört sie außerdem zu dem Dutzend der größten Moscheen der Welt, wenn man als Maßstab die Zahl der überdachten Plätze ansetzt. Es sind in Adana 28.500, das ist zwar verglichen mit der Million, die für die Al-Haran-Moschee in Mekka angegeben wird, keine große Zahl. Aber in Mekka findet nur ein Bruchteil der Menschen einen Platz unter einem Dach, in Adana dagegen alle.

Freitag, 13. September 2013

Über Nacht gebaut

In der Türkei kann man lernen, ein illegal errichtetes Gecekondu von einem regulär geplanten und genehmigten Gebäude zu unterscheiden. Man braucht nicht viel Beispiele und Erklärungen dazu. Ein Gecekondu ist wie ein Zelt, das jemand über Nacht (gece) aufgeschlagen (kondu) hat. Es genießt bereits am nächsten Morgen Bestandsschutz und muss nicht wieder vom Ort entfernt werden, auch wenn der Grundstückseigentümer das verlangt. Ähnliches Recht gibt es in vielen Ländern der Welt, zumindest für Grundstücke, die sich im Allgemeinbesitz befinden. Man kann sich sein Grundstück ersitzen, englisch "to squat", dann ist man also ein Squatter, oder man baut sich zusammen mit anderen seine Favella, seine Shantytown, Worte für diese Wohnform und Lebensart gibt es wohl fast so viele wie es Sprachen gibt.

Donnerstag, 12. September 2013

Moscheen und Kirchen

Alte Moschee, Tarsus
An der Stelle, wo die Eski Cami (Alte Moschee) in Tarsus steht, gab es schon um das Jahr 300 eine Kirche, die später um- und ausgebaut wurde und ihre endgültige Form zwischen 1100 und 1300 erhielt. Das war in der Zeit, als Tarsus einer der Hauptorte des Armenischen Königreichs Kilikien war. Dieses Reich zerfiel, noch bevor Tarsus 1415 durch Ramazanoğlu Şehabettin Ahmet Bey erobert und dem wachsenden osmanischen Sultanat einverleibt wurde. Die armenische Kirche wurde damals in eine Moschee umgewandelt und ist es bis heute geblieben. Sie ist aber von ihrem Äußeren und besonders von ihrem Grundriss her immer noch klar als Kirche zu erkennen – man kann es auf den beiden Fotos links und rechts gut sehen.

Mittwoch, 11. September 2013

Heimkehrer

Kırşehir ist eine Auswandererstadt. Bei unserem Bummel durch die Fußgängerzone werden wir innerhalb von einer Stunde von fünf verschiedenen Leuten angesprochen und gefragt, ob wir aus Deutschland kämen und aus welcher Stadt wir seien. Es sind junge Leute dabei, die uns in akzentfreiem Deutsch erzählen, dass sie in Deutschland eine akademische Ausbildung hinter sich gebracht haben und jetzt die Großeltern besuchen. Es sind Leute mittleren Alters dabei, die ebenfalls in perfektem, manchmal dialektgefärbtem Hessisch oder Schwäbisch erzählen, dass sie auf Heimaturlaub sind, und es sind die alten Rentner, die in den Parks sitzen und lachend bemerken, dass sie das wenige Deutsch, das sie vor Jahren gelernt haben, mittlerweile schon fast wieder vergessen haben.

Dienstag, 10. September 2013

Türkische Gespräche (II)



Verbotsschild in einem Park: keinen Alkohol trinken,
keinen Müll hinterlassen.
Celal*, der im Flugzeug von Adana nach Istanbul neben mir sitzt, Ist ein wohlhabender Mann. Er ist 67 Jahre alt und hat je eine Wohnung in Adana und Istanbul und außerdem ein Haus am Meer in der Nähe von Silifke. Das Haus hat er von seinem Vater geerbt, der bereits schon in früheren Zeiten vom Geschäft mit der Baumwolle reich geworden ist. Sie wurde bis vor kurzem überwiegend im Flussdelta südlich von Adana angebaut, ist aber wohl mittlerweile nach Osten gewandert, wo entlang der syrischen Grenze die Arbeitskräfte billiger sind und das Wasser aus den neuen Stauseen reichlich fließt.

Sonntag, 8. September 2013

Christ unter türkischen Muslimen




Jesus in der "Apfelkirche" bei Göreme
Bekanntlich ist unter den Muslimen der  Vorname Mohammed sehr geläufig. Die Christen dagegen vermeiden es in der Regel (bis auf einige spanisch sprechende Völker), ihre Kinder Jesus zu nennen. Umgekehrt ist es bei den Muslimen nicht üblich, ihre Kinder „Moslem“ zu nennen. Entsprechendes tun nun wiederum die Christen – im deutschsprachigen Raum, indem sie ihren Kindern die schönen Vornamen von meiner Frau und mir, Christiane und Christian, geben.

Samstag, 7. September 2013

Ideale Landschaften


  
Ala Daglar bei Pozanti
Kaum ein anderes Gebiet der Welt hat wohl so viele Völker durchziehen sehen wie Kleinasien, die heutige Türkei. Die Perser im Sturm nach Westen und später Alexander der Große in Gegenrichtung, dann die Römer, die Byzantiner, die Araber, die Kreuzritter und in den letzten 1.000 Jahren schließlich die aus Zentralasien einströmenden und den Hauptteil der heutigen Bevölkerung ausmachenden türkischen Stämme. Es fällt an vielen Orten leicht, sich die durchziehenden Heereszüge vorzustellen, Platz für sie ist überall genug.

Arbeiten in der Türkei


Adana
Wir sind zurück in Remscheid. Ich möchte gerne noch ein paar Eindrücke von der Reise weitergeben, heute etwas zum Arbeitsleben der Menschen.
Das Land hat in den letzten Jahren erkennbar riesige Fortschritte gemacht. Die Autobahnen und auch die Straßen über Land sind neu und von guter Qualität, überall sind neue, meist etwa acht- bis zehngeschossige Wohnhäuser entstanden und entstehen weiterhin, in den Geschäften werden Waren mit internationalem Niveau angeboten. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt allerdings noch bei nur etwa der Hälfte (52%) des europäischen Durchschnitts, das ist etwa die Klasse von Rumänien und Bulgarien.

Mittwoch, 4. September 2013

Eine namenlose Schönheit


Taşucu 

Die Klosteranlage, die abseits der Straße, welche hoch über einen Tauruspaß die Städten Karaman und Mut verbindet, ist so lange in Vergessenheit gewesen, dass man heute ihren Namen nicht mehr kennt. Die Römer haben sie gebaut, der byzantinische Kaiser Justinian (482 bis 565, der Erbauer der Hagia Sophia) hat sie möglicherweise restaurieren lassen, erwähnt wird ein Kloster mit Namen Apadnas in Isaurien, das mit kaiserlichen Mitteln erneuert wurde. Danach verlieren sich alle Spuren.

Dienstag, 3. September 2013

Kaiser Rotbart, lobesam

Taşucu 

Nach unserem Besuch der Stelle, an welcher Kaiser Friedrich I. - später als "Barbabossa" oder als "Kaiser Rotbart lobesam" (im Gedicht von Ludwig Uhland) legendär- am 10. Juni 1190 in Fluss Kalykadnos, bzw. Saleph (heute Göksu) ertrank, glaube ich nicht an die Theorie, er sei mit voller Rüstung durch den Fluss geritten, sein Pferd sei von der starken Strömung fortgerissen worden und er sei durch seine Rüstung unter Wasser gedrückt worden. Der Fluss ist hier nicht besonders reißend, jedenfalls im Sommer nicht, er schlängelt sich malerisch durch gewaltige Schluchten, ist aber an dem fraglichen Abschnitt ein ruhiges, etwa 20 m breites Gewässer, das von den mitgeführten Steinmassen milchig weiß gefärbt wird, zur Zeit mit einem grünlichen Einschlag.

Montag, 2. September 2013

Bird Watchers

Taşucu


Das riesige Delta des Göksu ist laut Reiseführer Herberge von mehreren hundert teilweise seltenen Vogelarten der Türkei. Auf der Schautafel im Hotel sieht man Störche und Verwandte derselben, man sieht Seeadler und verschiedene andere Raubvögel und vieles andere, was sich in den Feuchtgebieten zwischen Meer und Land bewegt.

Sonntag, 1. September 2013

Tarsus

Taşuçu bei Silifke, am Mittelmeer

Tarsus ist eine der wenigen Städte in Kleinasien, die ihren Namen über die Jahrhunderte und Jahrtausende nicht geändert hat. Möglicherweise geht der Name auf die Hetiter zurück. Die Menschen müssen zu allen Zeiten von der besonderen Lage der Stadt profitiert haben - das hügelige Vorgebirge nördlich der Stadt wird ebenso wie das Flussdelta südlich davon von den klaren Wassern, die aus dem Taurus abfließen, reichlich versorgt und von der warmen Mittelmeersonne verwöhnt.