Sonntag, 11. November 2012

Das Obama-Modell

Barack Obama kann auf eine besondere Art und Weise Grenzen überschreiten. Wer seine Bücher gelesen hat, weiß, dass er das lange vor seinem Eintritt in die Politik gelernt haben muss. Er hat auf dem Schoß seiner weißen Großmutter gesessen und ihr halb rassistisches Geschimpfe über die Schwarzen gehört und dann wenig später das Geschimpfe der Schwarzen mitbekommen, die sich über die mangelnden Chancen beschwerten, die ihnen die weiße Mehrheitsgesellschaft anbot. Obama kennt in vielen Konflikten beide Parteien und kann ihre Motive von innen heraus beschreiben. Wenn es nach seiner Vorstellung ginge, dann würden in der Politik große Kompromisse unter der sanften Regie solcher Personen zustande kommen, die wie er das Räderwerk der unterschiedlichen Interessen intuitiv verstehen und deshalb in eine mittlere, ausgleichende Richtung lenken können.




Freitag, 2. November 2012

Der Paul-Theroux-Effekt

Paul Theroux
 
In den Überlegungen, ob die neuen Medien das Lernverhalten der heutigen Jugend negativ beeinflussen, kommt nach meinem Eindruck ein Effekt zu kurz, den der US-amerikanische Autor Paul Theroux einmal wie folgt beschrieben hat. Theroux war als junger Mann bei einem Uganda-Aufenthalt dem späteren Literaturnobelpreisträber V.S.Naipaul begegnet und hatte auf seinen Rat hin angefangen, ein Tagebuch zu führen, um auf diesem Weg ein echter Autor zu werden. Dieses Tagebuch hat Theroux später, als er selbst ein bekannter Schriftsteller geworden war, noch einmal hervorgeholt und ausgewertet, um ein Buch über Naipaul zu schreiben. Er hat beim Schreiben verwundert bemerkt, dass er weite Teile seines Buches aus der lebendigen und intakten Erinnerung an seine Kontakte  mit Naipaul schreiben konnte, dass er aber die Teile, für die er sich auf das Tagebuch stützen konnte, allesamt vollkommen vergessen hatte.