Sonntag, 21. Juni 2015

Ein Jahrhundertbuch, fortgesetzt




 

 
Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Angelika Neuwirth hat der Basler Kirchengeschichtler Martin Wallraff ihr Buch Der Koran als Text der Spätantike als eines der Bücher bezeichnet, die nur alle hundert Jahre einmal geschrieben werden. Frau Neuwirth hat sich mit einem Vortrag bedankt, den sie dann später zu einem 116 Seiten starken Buch erweitert hat, das vor einigen Monaten unter dem Titel erschienen ist Koranforschung – eine politische Philologie.

Dienstag, 16. Juni 2015

Ramadan und die Gnade Gottes


Martin Luther
Die Frage, ob man Gottes Gnade nur durch gute Werke gewinnen kann oder nur durch den Glauben, spaltet die Christenheit in zwei große Gruppen: die Katholiken und die Protestanten. Für die Muslime unter meinen Lesern muss ich vielleicht erläuternd sagen, dass der Reformator Martin Luther (1483-1546) als junger Mönch in seinem Herzen von der Frage bewegt war "Wie finde ich einen gnädigen Gott?" Er hat eine radikal einseitige Antwort gefunden: "Allein durch den Glauben". Damit hat er sich von der „Werkgerechtigkeit“ abgesetzt, die er damals in seiner alten katholischen Kirche vorfand und gegen die er fortan in scharfen Worten gepredigt hat.

Donnerstag, 4. Juni 2015

Charles Taylor in Köln - neue Perspektiven für so etwas wie Mission


 
Nein, Charles Taylor hat selbstverständlich nicht über Mission gesprochen. Aber er hat für mich einen gedanklichen Weg geöffnet, den mir sein Buch nach meinem – vermutlich falschen – Eindruck verbaut hatte. In „A Secular Age“ hatte er den Rückgang christlichen Lebens in einem paradoxen Gedankengang darauf zurückgeführt, dass der christliche Glaube in vielen Lebensbereichen überaus erfolgreich gewesen ist. Er war so erfolgreich in der Schaffung einer Gesellschaft, in der sich gute Lebenskonzepte verwirklichen ließen, dass die Menschen annehmen konnten, auch alleine und ohne den Glauben an Gott mit ihrem Leben zurecht zu kommen. Für sie waren ja die aus christlichen Traditionen stammenden Gerüste und Strukturen für ein gelingendes Leben in vielfältiger Weise vorhanden.

Dienstag, 2. Juni 2015

Der Philosoph in Köln


Charles Taylor, Wolfram Eilenberger
Charles Taylor muss an diesem Abend um seine Worte ringen, denn er redet Deutsch. Ähnlich wird es sich angehört haben, als Hegel mit seiner schweren schwäbischen Zunge den schnellen Preußen in Berlin sein Weltsystem erklärte. Nur dass Charles Taylor nicht durch eine wirklich schwere Zunge gehindert wird. Er wuchs, 1931 in Kanada geboren, zweisprachig auf (englisch und französisch) und spricht ein sehr gutes Deutsch, in dem er allerdings immer ein wenig herumkramen muss, um das jeweils richtige Wort zu finden. In seinen englischen Büchern zitiert er die deutschen Quellen vielfach im Original, und man stellt sich gerne vor, dass er die Schriften von Immanuel Kant flüssiger lesen kann als eine deutsche Tageszeitung.