Freitag, 27. August 2021

Urlaubsfreuden: Besuch im Bonsai-Garten

In dem kleinen Dorf Ferch am südlichen Ende des großen Schwielowsees gibt es einen japanischen Bonsai-Garten, den wir gestern besucht haben. Der Weg in das Innere des Gartens geht vorbei an einer großen Zahl von kleinen, in Töpfe gepflanzten Bonsai-Bäumen, meist kaum mehr als zwei Handspannen groß. Die zarten Spitzen ihrer Triebe wirken als feste Zweige, die Zweige wirken als Äste und der mittlere Ast bildet den Stamm.

Unendlich viel Arbeit steckt in der Anpflanzung und Aufzucht dieser Gewächse. Und erst in der Zukunft, wenn man die teuren Bäumchen mit nach Hause nimmt und in ihrer Form erhält! 

Der Schriftsteller V.S.Naipaul hatte seinen Garten in Wiltshire so angelegt, dass man möglichst wenig von den Mühen einer jahrelangen Bearbeitung sehen musste. Er mochte deshalb keinen Rasen und hat ihm nur eine kleine Fläche zugeteilt. Naipaul hätte sich hier angesichts der aufwendig gepflegten Bonsai-Bäume vermutlich eher quälen müssen. 

Donnerstag, 26. August 2021

Preußen im Rückblick

Während ich meine kleine Serie „Neun Könige und zehn Schlösser" hier im Urlaub an der Havel geschrieben habe, lag immer das Buch „Fragen an Preußen“ des Historikers Rudolf von Thadden (1932 - 2015) auf meinem Tisch.

Ich habe aus dem Buch einen roten Faden gewonnen, der dem eine Grundordnung gegeben hat, was ich über Preußen gelesen oder bei den Besuchen hier im Lande selbst in Erfahrung gebracht habe.

Für den in Pommern geborenen von Thadden war Preußen ein Kunstgebilde, dem es an historischer Fundierung fehlte. Es war im Kreis der alten europäischen Mächte ein Emporkömmling, was gleichzeitig seine Schwäche und seine Stärke war.

Mittwoch, 25. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (X)

Von neun Königen habe ich erzählt, am Ende kommt nun das versprochene zehnte Schloss. Es wurde 1915 im Auftrag von Wilhelm II.  errichtet und sollte seinem Nachfolger Wilhelm III. und dessen Frau Cecilie als Residenz dienen. Nach dem Namen der Frau wurde es Cecilienhof genannt.

Mit dem Ende der Regierung Wilhelms II. musste auch sein Sohn abdanken und auf seine Kronprinzenwürde verzichten. Nach einigem hin und her führte er seine Heerestruppe nicht wie anfangs von ihm beabsichtigt von der Front zurück nach Berlin, sondern entschloss sich nach längeren Beratungen, seinem Vater ins holländische Exil zu folgen. Von dort kehrte er 1923 nach Deutschland zurück und versuchte, sich auf vielfältige Weise in der Politik der Weimarer Republik zu betätigen.

Dienstag, 24. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (IX)

Was kann man über den letzten preußischen König Gutes sagen? Die meisten werden sagen: nichts – und dem möchte ich nicht widersprechen.

Wilhelm hat mit seiner großspurigen Art fast wie eine Karikatur alles das auf den Punkt gebracht, was wir moderne Menschen an Königen verachten. Er hat es uns leicht gemacht, auf die Monarchie zu verzichten.

Und doch – er hat irgendwie eine Lücke hinterlassen. Winston Churchill hat in seinem Buch über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges es als grundsätzlichen Mangel der Weimarer Republik angesehen, dass ihr mit dem König und Kaiser eine gesellschaftliche Mitte fehlte. Dies ließ ein Vakuum entstehen, in dem sich recht bald allerhand radikale Kräfte ansammelten.

Montag, 23. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (VIII)

Der unglückliche Friedrich kam 1888 auf den Thron, nachdem sein Vater mit fast 91 Jahren gestorben war. Er hatte entsprechend lange auf die Thronfolge warten müssen und war nun außerdem noch seit etwa einem Jahr unheilbar an Kehlkopfkrebs erkrankt, in dessen Folge er nach mehreren Operationen seine Stimme verloren hatte. Seine Regierungszeit dauerte von März bis Juni, dann starb auch er, zu einem stummen Schattendasein verurteilt, in dem er ein paar Orden verteilte, nachgeordnete Personalentscheidungen traf und all das liegen lassen musste, auf das er sich ein Leben lang vorbereitet hatte.

Die Liberalen im Lande hatten schon seit vielen Jahren große Hoffnungen auf ihn gesetzt, und er hatte sie in gewisser Weise auch erfüllt, indem er sich als ein tatkräftiger Kriegsherr erwies, der in den Schlachten seines Vaters große Truppenteile erfolgreich ins Feld führte und außerdem der konservativen Regierung Bismarcks immer wieder kleine Nadelstiche versetzte.

Sonntag, 22. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (VII)

Als der erste Wilhelm im Jahre 1861 den Thron bestieg, war er mit 64 Jahren fast 20 Jahre älter als der älteste unter seinen sechs Vorfahren bei der Thronfolge. Entsprechend gingen die allgemeinen  Erwartungen dahin, dass er nur ein Übergangskönig sein würde – niemand von seinen Vorfahren war älter geworden als 74, die meisten waren in ihren Fünfzigern gestorben. Das Foto zeigt ihn 1867, da war er 70.

Mit der Erwartung einer nur kurzen Regierungszeit verband sich die Hoffnung auf seinen damals 30 Jahre alten Sohn Friedrich, der durch seine Kontakte zur englischen Königsfamilie (er hatte die älteste Tochter der Königin Victoria geheiratet) ein Bild von einer parlamentarischen Monarchie hatte, das in Preußen als „liberal“ verschrien war.

Samstag, 21. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (VI)

Mit dem vierten und letzten Friedrich Wilhelm zieht die Fotografie in Preußen ein – und damit auch eine gewisse Hässlichkeit. So empfinde ich jedenfalls die Portraits dieses „Romantikers auf dem Thron“.

Er muss ein kluger Mann gewesen sein, der sich auf Gespräche mit den Geistesgrößen seiner Zeit - etwa den beiden Humboldts - einlassen konnte. Seinen architektonischen Ehrgeiz, an italienischen Vorbildern orientiert, nachdem er das Land länger bereist hatte, ließ er von dem Architekten Schinkel verfeinern, dem er Vorentwürfe lieferte, die oft schon sehr detailliert ausgearbeitet waren.

Vor wenigen Jahren ist eine seiner architektonischen Entscheidungen noch einmal Gegenstand einer grundsätzlichen Diskussion geworden. Er hatte für das Berliner Stadtschloss eine Kuppel entworfen, die ihm Schinkel dann gebaut hatte. Rund um die Kuppel hat er in goldenen Lettern zwei Bibelworte anbringen lassen, die im Nachhinein als Verurteilung der unbotmäßigen Volksaufstände von 1848 verstanden werden können.

Freitag, 20. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (V)

Auf den zweiten Friedrich Wilhelm folgte der dritte, ein etwas hölzern wirkender, um Worte verlegener Mann, der von der Mätressenwirtschaft seines Vaters abgestoßen war und wieder in eine ganz andere Richtung gehen wollte.

Dabei kam ihm zugute, dass er in der mecklenburgischen Prinzessin Luise eine bezaubernd schöne Frau fand, deren Marmorportraits heute noch einen starken sinnlichen Reiz auf den Betrachter ausüben. Luise war schon als junges Mädchen zusammen mit ihrer Schwester Friederike vom Bildhauer Schadow in einer attraktiven Prinzessinengruppe abgebildet worden, deren leichte Kleider die körperlichen Reize der Mädchen auf eine für die damalige Zeit sicherlich fast anstößige Weise zeigten. Friedrich Wilhelm hat diese Figuren nicht geliebt und sie von seinem Hof verbannt.

Die Prachtentfaltung des Vaters hat er gemieden, auch das höfische Leben in Potsdam und Berlin. Sein Schloss in Paretz, weit draußen auf dem Lande, ist mir Abstand das bescheidenste und schmuckloseste aller preußischen Schlösser.

Donnerstag, 19. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (IV)

Mit dem zweiten Friedrich Wilhelm kommt wieder ein Lebemann und Verschwender auf den Thron. So will es jedenfalls die Legende und auch der Berliner Volksmund, der ihn schon zu Lebzeiten den „dicken Lüderjahn“ genannt hat.

Man hat dieses Urteil an seinen zahlreichen Mätressen fest gemacht, von denen er zwei sogar in einer sogenannten „morganatischen Ehe“ geheiratet hat, was eine legale Vielweiberei ermöglichen sollte. 

Vielleicht ist es aber besser, hier nicht so schnell zu urteilen, weil sich Friedrich Wilhelms Leben in Zeiten großer  revolutionärer Veränderungen abspielte und sicherlich vom „Sturm und Drang“, den in Weimar Goethe und Schiller entfachten, nicht unberührt blieb. Das war ein anderer Wind als der von Potsdam, wo Friedrich II. seinen Neffen schon mit vier Jahren ins Schloss holte, um ihn für das Königtum, das er von seinem kinderlosen Onkel erben sollte, rechtzeitig vorzubereiten.

Mittwoch, 18. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (III)

Der zweite preußische König, der „Soldatenkönig“ hat Soldaten geliebt und hat besonders die "langen Kerls" fast wie Sammlerstücke behandelt. Aber er ist nur ein einziges Mal mit ihnen in den Krieg gezogen. Sein Sohn dagegen, der zweite Friedrich, hat die Philosophie und das Flötenspiel geliebt, hat dabei aber eine ganze Reihe von Kriegen geführt, darunter den zur Eroberung von Schlesien. 

In meiner Heimatstadt hängt ein Bild von ihm in der Gaststätte „König von Preußen“, in dem er den Betrachter seitlich über die linke Schulter anschaut: das linke Auge weit aufgerissen, das rechte dagegen eher klein.

Mein Vater konnte die Leute auf gleiche Weise ansehen – ein Auge größer als das andere – und er hat mir einmal gesagt, dieser Blick sei in Hitlers Wehrmacht von vielen Leuten genutzt worden, um Eindruck zu machen. Mein Vater hatte den Blick offenbar selbst auch geübt. Im Internet habe ich ihn leider nicht gefunden - wenn überhaupt, dann bei Hans Albers. Aber ich denke, man kennt ihn.

Dienstag, 17. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (II)

Auf den ersten Friedrich folgte der erste Friedrich Wilhelm, der „Soldatenkönig“.

Er hat sich tief in Seele und Gemüt der Deutschen eingegraben, nachdem er sich als einer der grausamsten Väter der Weltgeschichte erwies und den besten Freund seines 18jährigen Sohnes vor dessen Augen enthaupten ließ. Die beiden wollten nach Frankreich verschwinden, der König hat sie als desertierende Soldaten verurteilen lassen.

Das war im Jahre 1730. Theodor Fontane hat 130 Jahre nach dieser Hinrichtung in der Grabkammer der Familie Katte gestanden und hat dort im offenen Sarg den sauber vom Rumpf getrennten Kopf des armen Hans Hermann von Katte gesehen.

Der von seinem Vater so gequälte Sohn, der zweite Friedrich, später „der Große“ genannt, hat eigenartigerweise den Großvater offen wegen dessen Verschwendungssucht kritisiert und den Vater offenbar zumindest dafür verehrt, dass der Soldatenkönig ihm, dem König vieler Schlachten, eine funktionierende Armee hinterlassen hat. Der Soldatenkönig selbst hat nur einen einzigen Krieg geführt und dabei Stettin gewonnen. Er hat Soldaten eigentlich nur gesammelt, am liebsten die "Langen Kerls", das genügte ihm.

Montag, 16. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (I)

Schloss Charlottenburg
Der erste in der Reihe der preußischen Könige hieß Friedrich. Seine Nachfolger hießen alle ebenfalls entweder Friedrich oder Friedrich Wilhelm. Das änderte sich erst, als der vierte Friedrich Wilhelm kinderlos starb und von seinem Bruder beerbt wurde. Der hieß ausnahmsweise Wilhelm, nannte seinen Sohn aber wiederum Friedrich, und dieser gab am Ende dem letzten in der Reihe der neun Könige noch einmal den Namen Wilhelm. Insgesamt gab es vier Friedrich Wilhelms, drei Friedrichs und zwei Wilhelms.

Die letzten drei preußischen Könige waren gleichzeitig auch deutsche Kaiser, aber wenn man sie gefragt hätte, was ihnen wichtiger war, König oder Kaiser zu sein, hätten sie wahrscheinlich König gesagt.

Sonntag, 15. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (Übersicht)

Kirche in Werder
In unserem Urlaub in Werder an der Havel können wir unsere Touren so einrichten, dass wir von jedem der neun preußischen Könige zumindest eine Erinnerung finden. Am einfachsten ist das natürlich, wenn man das Schloss besucht, in dem der jeweilige König gewohnt hat. Das haben wir in den letzten Urlauben hier gemacht und wollen es weiter versuchen.

Vorab eine Übersicht: die neun preußischen Könige haben von 1701 bis 1918 regiert, die letzten drei gleichzeitig auch als deutsche Kaiser. Sie haben Schlösser gebaut, von denen ich erzählen will. Ein berühmtes Schloss gehört als zehntes ebenfalls in diese Ahnenreihe: Cecilienhof, Ort der Potsdamer Konferenz 1945. Es wurde für den Sohn des letzten Königs und dessen Frau Cecilie gebaut, aber nie von einem König bewohnt.

Die neun Könige haben ihren Thron in der Regel an ihren ältesten Sohn vererbt, zwei der neun verstarben kinderlos, wodurch ihr Bruder oder ihr Neffe König wurde. Alle Könige waren wenigstens zehn Jahre im Amt, Friedrich II. (der Große) sogar 46 Jahre. Die Ausnahme bildet Friedrich III, der 1888 im Jahr seiner Krönung an Krebs starb. 

Donnerstag, 5. August 2021

72 Jahre, 6 Monate und 25 Tage

Mein heutiges Alter entspricht auf den Tag genau dem Alter meines Großvaters Adolf Runkel, als dieser am 22. Oktober 1961 verstarb. Ich habe über seinen eigenartigen Tod berichtet - er starb bei der Einweihung einer kleinen Kirche, die er als Bauunternehmer errichtet hatte. Das nebenstehende Foto zeigt ihn wenige Minuten vor seinem Tod.

Später habe ich noch einen Blog-Bericht hinzugefügt, in dem man seine letzte Rede, die er bei der Schlüsselübergabe hielt, hören kann. 

Der mütterliche Großvater Erwin Bohle starb kurz vor seinem 60. Geburtstag. Auch an den Tag, an dem ich so alt war wie er damals, habe ich im Jahr 2008 im Blog erinnert.