Montag, 11. März 2024

Zatar



Meine Bekanntschaft mit diesem orientalischen Gewürz geht auf einen Tag im Januar 1999 zurück, als Christiane und ich in der Altstadt von Jaffa erstmals Zatar bekamen, ohne allerdings den Namen des Gewürzes zu kennen. Auch ohne zu wissen, was ich aß, muss ich beim Besuch im Restaurant Aladdin auf einer Terrasse hoch über dem Meer intuitiv verstanden haben, was den Reiz dieses Gewürzes ausmacht. 

Ich habe damals geschrieben, dass Zatar „so schmeckt, als habe man im Sommer alle wundersamen Gerüche der Bäume und Büsche des Mittelmeers darin eingefangen“.

Zatar ist eine Mischung von wildem Thymian mit gerösteten Sesamkörnern. In der Bibel kommt der wilde Thymian als Ysop vor, das Gewürz hat also eine uralte Geschichte, man kann bei Wikipedia mehr darüber lesen. Und es hat tatsächlich viel von dem Charakter der Landschaften um das Mittelmeer herum in sich.

In reiner Form habe ich Zatar kennen gelernt, als ich auf meiner Wanderung durch die West Banks zum Frühstück Fladenbrot mit einem Schälchen Olivenöl bekam und beides zusammen in eine Schüssel mit Zatar tauchen konnte. Diese wundersam kernige und aromatische Speise habe ich überall bekommen, später auch in Israel. Ich habe auch alte Leute in Palästina an den Weg- und Feldrändern gesehen, wie sie wilden Thymian gesammelt haben.

Das Restaurant Aladdin in Jaffa, auch das habe ich viel später erfahren, gehört palästinensischen Israelis und kocht entsprechend Arabisch.

Mittlerweile ist Zatar auch in Deutschland angekommen. Ich fand im Internet jetzt bei REWE das Rezept eines „Lemon-Zatar-Dip“, welches ich nach mehreren vorsichtigen Eigenversuchen auch erstmals Gästen vorgesetzt habe, die es sehr gelobt haben. Der Dip besteht aus fettem Joghurt (nach griechischer Art) mit Spinat und gehackten Artischockenherzen. Dazu runden Knoblauch, Schalotten, Zitronensaft und am Ende eine gute Prise Zatar das ganze ab.

Wer nach dem Essen ein wenig Heimweh nach dem Mittelmeer empfindet, der ist in rechter Weise vom Geist des Zatar ergriffen worden.