Dienstag, 17. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (II)

Auf den ersten Friedrich folgte der erste Friedrich Wilhelm, der „Soldatenkönig“.

Er hat sich tief in Seele und Gemüt der Deutschen eingegraben, nachdem er sich als einer der grausamsten Väter der Weltgeschichte erwies und den besten Freund seines 18jährigen Sohnes vor dessen Augen enthaupten ließ. Die beiden wollten nach Frankreich verschwinden, der König hat sie als desertierende Soldaten verurteilen lassen.

Das war im Jahre 1730. Theodor Fontane hat 130 Jahre nach dieser Hinrichtung in der Grabkammer der Familie Katte gestanden und hat dort im offenen Sarg den sauber vom Rumpf getrennten Kopf des armen Hans Hermann von Katte gesehen.

Der von seinem Vater so gequälte Sohn, der zweite Friedrich, später „der Große“ genannt, hat eigenartigerweise den Großvater offen wegen dessen Verschwendungssucht kritisiert und den Vater offenbar zumindest dafür verehrt, dass der Soldatenkönig ihm, dem König vieler Schlachten, eine funktionierende Armee hinterlassen hat. Der Soldatenkönig selbst hat nur einen einzigen Krieg geführt und dabei Stettin gewonnen. Er hat Soldaten eigentlich nur gesammelt, am liebsten die "Langen Kerls", das genügte ihm.

Zweimal in der Geschichte der preußischen Könige ist das Pendel radikal von Prunk zu spartanischer Einfachheit umgeschlagen: bei Friedrich Wilhelm I. und bei seinem Urenkel Friedrich Wilhelm III. Beide mussten das Steuer recht radikal herumreißen, weil die teure Hofhaltung ihrer Väter den Staat in eine bedrohliche Schieflage gebracht hatte. Auch Könige können pleite gehen.

Bemerkbar machte sich Friedrich Wilhelms Sparsamkeit besonders in der Kultur. Der Soldatenkönig wollte von barocker Musik nichts mehr hören und löste seine Hofkapelle auf. Das ergab einen schönen Nebeneffekt: die Musiker konnten bei Bach in dessen Orchester anfangen. Dieser hatte in der Regierungszeit unseres Friedrich Wilhelm in dessen Berliner Stadtschloss den Markgrafen von Brandenburg getroffen und für ihn die Brandenburgischen Konzerte geschrieben und 1722 in Berlin aufgeführt. Friedrich Wilhelm dürfte das wenig interessiert haben

Bei Friedrich Wilhelm kam eine Doppelgesichtigkeit der Preußen zum Vorschein, die weit über die Grenzen des Landes große Beachtung gefunden hat: die Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten bei gleichzeitiger autoritärer Staatsführung.

Die Preußen waren relativ früh zum calvinistischen Bekenntnis übergewechselt und von daher offen für verfolgte Evangelische, die dann auch in großen Scharen besonders aus Frankreich und Österreich kamen und dem bevölkerungsarmen Land menschliches Kapital zufügten. Der König war dem zu seiner Zeit stark wachsenden Pietismus gegenüber offen und hielt Kontakt zu August Hermann Francke, einem der führenden Pietisten und Sozialreformer seiner Zeit.

Potsdamer Stadtschloss
Gewohnt hat Friedrich Wilhelm in Potsdam, und zwar im dortigen Stadtschloss. Dies brannte im zweiten Weltkrieg aus und wurde ebenso wie das Berliner Stadtschloss zu Zeiten der DDR abgerissen. Nach 2010 wurde es nach alten Plänen wieder aufgebaut und beherbergt jetzt den Landtag von Brandenburg, dessen Hauptstadt Potsdam ist. Viele andere Schlösser hat der sparsame Soldatenkönig verkauft und hat an dem geerbten Potsdamer Schloss auch nicht viel bauliche Veränderungen vorgenommen.

Eine schöne bauliche Spur gibt es von Friedrich Wilhelm trotzdem: die von ihm ins Land geholten holländischen Facharbeiter bauten das hübsch anzusehende holländische Viertel in Potsdam auf. Dies und die Einführung der Schulpflicht gehören zu den angenehmen Erinnerungen an Friedrich Wilhelm.

Friedrich Wilhelm I. wurde 1688 geboren. Er war König von 1713 bis 1740.


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