Donnerstag, 19. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (IV)

Mit dem zweiten Friedrich Wilhelm kommt wieder ein Lebemann und Verschwender auf den Thron. So will es jedenfalls die Legende und auch der Berliner Volksmund, der ihn schon zu Lebzeiten den „dicken Lüderjahn“ genannt hat.

Man hat dieses Urteil an seinen zahlreichen Mätressen fest gemacht, von denen er zwei sogar in einer sogenannten „morganatischen Ehe“ geheiratet hat, was eine legale Vielweiberei ermöglichen sollte. 

Vielleicht ist es aber besser, hier nicht so schnell zu urteilen, weil sich Friedrich Wilhelms Leben in Zeiten großer  revolutionärer Veränderungen abspielte und sicherlich vom „Sturm und Drang“, den in Weimar Goethe und Schiller entfachten, nicht unberührt blieb. Das war ein anderer Wind als der von Potsdam, wo Friedrich II. seinen Neffen schon mit vier Jahren ins Schloss holte, um ihn für das Königtum, das er von seinem kinderlosen Onkel erben sollte, rechtzeitig vorzubereiten.

Friedrich Wilhelm war fünf Jahre älter als Goethe und hat dessen „Leiden des jungen Werther“, das im Jahre 1774, noch zu Zeiten Friedrichs des Großen erschien, sicherlich gelesen. Für Menschen der damaligen Zeit war es zunehmend unerträglich geworden, in eine arrangierte Ehe gezwungen zu werden. Das aber war bei preußischen Königen nicht zu vermeiden, da mit solchen Eheschließungen Politik gemacht wurde.

Friedrich Wilhelm hat die Zeit der französischen Revolution erlebt, er trat seine Regierung im Jahr 1786 an. Er hat mit einer europäischen Koalition von Königen und Fürsten versucht, die französische Monarchie zu erhalten und die Revolutionäre kriegerisch zu besiegen. Man scheiterte allerdings bereits in der ersten Schlacht, der berühmten "Kanonade von Valmy". An der Schlacht im Jahre 1792 hat sowohl Friedrich Wilhelm als auch Goethe teilgenommen, letzterer als Begleiter seines Weimarer Fürsten.

Goethe hat später einen sehr lebendigen Bericht darüber geschrieben „Kampagne in Frankreich“. Darin gibt er die eigenartige Beobachtung weiter, dass ihm, als er erstmals selbst unter Beschuss geriet, alle Gegenstände in eine braune Farbe getaucht erschienen. Der Krieg verändert die Wahrnehmung.

Später ist Goethe in wilder Flucht die Mosel herunter nach Koblenz und dann weiter nach Düsseldorf gefahren. Zwischen Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach ist er in Seenot geraten und nach seiner glücklichen Rettung im Haus des Kaufmanns Boecking in Trarbach untergebracht worden. Heute ist dort ein Goethe Museum.

Friedrich Wilhelm ist 1797 im Marmorpalais am Heiligen See in Potsdam gestorben. Er hatte diesen
Palast selbst gebaut und hatte mit dem neoklassizistischen Stil eine bewusste Gegenreaktion gegen das Rokoko seines Onkels und Vorgängers gesetzt. Neoklassisch baute auch Napoleon, das war damals modern.


Friedrich Wilhelm II. wurde 1744 geboren. Er war König von 1786 bis 1797.


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