Samstag, 21. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (VI)

Mit dem vierten und letzten Friedrich Wilhelm zieht die Fotografie in Preußen ein – und damit auch eine gewisse Hässlichkeit. So empfinde ich jedenfalls die Portraits dieses „Romantikers auf dem Thron“.

Er muss ein kluger Mann gewesen sein, der sich auf Gespräche mit den Geistesgrößen seiner Zeit - etwa den beiden Humboldts - einlassen konnte. Seinen architektonischen Ehrgeiz, an italienischen Vorbildern orientiert, nachdem er das Land länger bereist hatte, ließ er von dem Architekten Schinkel verfeinern, dem er Vorentwürfe lieferte, die oft schon sehr detailliert ausgearbeitet waren.

Vor wenigen Jahren ist eine seiner architektonischen Entscheidungen noch einmal Gegenstand einer grundsätzlichen Diskussion geworden. Er hatte für das Berliner Stadtschloss eine Kuppel entworfen, die ihm Schinkel dann gebaut hatte. Rund um die Kuppel hat er in goldenen Lettern zwei Bibelworte anbringen lassen, die im Nachhinein als Verurteilung der unbotmäßigen Volksaufstände von 1848 verstanden werden können.

Die Worte lauten:

Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.

Ich weiß nicht, wie Friedrich Wilhelm diese Worte verstanden hat. Sicherlich enthalten Sie eine tiefe Verneigung des preußischen Königs vor der Macht Gottes. Ich las einmal, dass einer der modernen Hohenzollern schrieb, seine Vorfahren seien nicht deshalb „von Gottes Gnaden“ Herrscher gewesen, um ihre Herrschaft zu legitimieren. Das Wort von dem Gottesgnadentum stelle sie vielmehr unter eine hohe Verpflichtung, nun auch Gottes Willen zu tun.  

Friedrich Wilhelm hat nicht nur  die ersten Fotografien erlebt (und den Bau der ersten Eisenbahn 1835), sondern das ganze Programm der industriellen Revolution, verbunden mit der enorm gewachsenen Bedeutung von Bürgern und Arbeitern.

Man hat seine Einwirkung auf diese Entwicklungen oft als „reaktionär“ angesehen, dies aber immer aus dem Blickwinkel einer modernen, sehr viel weiter entwickelten Demokratie. Was ihm an fortschrittlichen Handlungen insgesamt möglich war, kann man aus heutiger Perspektive nicht mehr ermessen.

Mit seiner Ehefrau, einer bayerischen Prinzessin, konnte er keine Kinder haben. Das war relativ früh klar, so dass sein Vater noch zu Lebzeiten seinen Bruder Wilhelm, zwei Jahre jünger, zum nächsten Thronfolger bestimmte, den späteren Kaiser.

Statt eine Schlosses nenne ich heute eine wichtige Kirche, deren Bau bzw. deren Vollendung er angestoßen hat: den Kölner Dom. Er wurde um 1225 begonnen, blieb aber über mehr als 600 Jahre unvollendet und wurde erst 1880 unter Friedrich Wilhelms Bruder und Nachfolger ganz fertiggestellt.


Friedrich Wilhelm IV. wurde 1795 geboren. Er war König von 1740 bis 1861.


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