Mittwoch, 18. August 2021

Neun Könige und zehn Schlösser (III)

Der zweite preußische König, der „Soldatenkönig“ hat Soldaten geliebt und hat besonders die "langen Kerls" fast wie Sammlerstücke behandelt. Aber er ist nur ein einziges Mal mit ihnen in den Krieg gezogen. Sein Sohn dagegen, der zweite Friedrich, hat die Philosophie und das Flötenspiel geliebt, hat dabei aber eine ganze Reihe von Kriegen geführt, darunter den zur Eroberung von Schlesien. 

In meiner Heimatstadt hängt ein Bild von ihm in der Gaststätte „König von Preußen“, in dem er den Betrachter seitlich über die linke Schulter anschaut: das linke Auge weit aufgerissen, das rechte dagegen eher klein.

Mein Vater konnte die Leute auf gleiche Weise ansehen – ein Auge größer als das andere – und er hat mir einmal gesagt, dieser Blick sei in Hitlers Wehrmacht von vielen Leuten genutzt worden, um Eindruck zu machen. Mein Vater hatte den Blick offenbar selbst auch geübt. Im Internet habe ich ihn leider nicht gefunden - wenn überhaupt, dann bei Hans Albers. Aber ich denke, man kennt ihn.

Was soll der Blick ausdrücken? Nach längerem Nachdenken komme ich zu dem Ergebnis: der Blick sagt, dass die Autorität aus seiner aufgeklärten Art kommt, die Dinge ganz genau anzusehen, nicht aus dem Bestehen auf seiner Macht.

Gebaut hat der so blickende das Schloss Sanssouci, das mich bei meinem ersten Besuch vor drei Jahren
durch seinen Verzicht auf architektonisches Imponiergehabe erstaunt hat. Es ist ein vergleichsweise kleines Schloss, dass man von der unteren Ebene des terrassenförmig zum Schluss hinauf führenden Gartens fast nicht sehen kann. Es hat nur ein Geschoss, und dem Architekten, der es auf einen Sockel stellen und etwas näher an die Kante der oberen Terrasse heranrücken wollte, hat Friedrich wohl gesagt, ihm genüge die Konstruktion.

Im Westflügel liegen nebeneinander die Bibliothek, das Zimmer des Königs und das Musikzimmer. Ein Zimmer für die Königin war nicht vorgesehen, sie hat hatte ein eigenes Schloss und hat Sanssouci nie betreten. Ich halte die Vermutung, der König sei homosexuell gewesen, für gut begründbar, habe aber gerade deshalb die Fülle von erotischen Frauendarstellungen im Musikzimmer und besonders draußen im Park dann doch eigenartig gefunden.

Vielleicht war das Geheimnis des Schlosses in der Person des Kammerdieners Michael Fredersdorf begründet, der als einziger Zutritt zum Zimmer des Königs und zur Bibliothek hatte. Der französische Philosoph Voltaire, der sich lange Monate im Schloss aufhielt, erzählt die Geschichte, wie der junge Friedrich im von seinem Vater verordneten Gefängnis "einen Soldaten zur Bedienung" erhielt.Voltaire fährt fort: "Dieser Soldat – er war jung, schön, gut gewachsen und spielte Flöte – diente dem Gefangenen in mehr als einer Weise zur Aufmunterung." Ein späterer Biograf hat über Fredersdorf gesagt, er sei so etwas wie die "preußische Madame Pompadour" gewesen.

Theodor Fontane hat in seinem letzten Roman, dem "Stechlin" (1897) etwas über Größe und große Zeiten gesagt, und er hat dabei sicherlich an den großen Friedrich gedacht. "Große Zeit ist es immer nur, wenn es beinah schiefgeht, wenn man jeden Augenblick fürchten muss 'jetzt ist alles vorbei'.“ 

Dieser Gang am Rande des Scheiterns entlang hat sich wohl besonders in Friedrichs Siebenjährigen Krieg(1756 bis 1763) gezeigt, in dem Friedrich immer wieder kurz vor dem Bankrott stand. Aber am Ende hatte er der österreichischen Kaiserin Maria Theresia Schlesien abgerungen und wurde im Laufe der Geschichte (nicht ganz unumstritten) „der Große“.

Friedrich II. wurde 1712 geboren. Er war König von 1740 bis 1786.


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