Paul Theroux |
V.S.Naipaul |
Wenn es dieses Programm gibt, und wenn es wie so vieles in unserem Organismus vernünftig organisiert ist, dann ist der Paul-Theroux-Effekt des Vergessens von Informationen, die sozusagen „extern“ gespeichert sind, eine große Chance für alle die, von denen die heutigen Lehrer verzweifelt annehmen, sie seien aufgrund ihrer geringen Aufnahmefähigkeit für wenig Nützliches zu gebrauchen (ein Besipiel findet sich in einem New-York-Times-Artikel aus der vergangenen Woche). Vielleicht stimmt ja das Gegenteil: wer sein Wissen entweder bei Wikipedia sicher abgespeichert weiß oder es in eigenen schriftlichen Äußerungen (bei Twitter, Facebook, in Referaten, Powerpoint-Präsentationen oder sonstwo) niedergelegt und dokumentiert hat, kann dieses Wissen wieder vergessen und die Festplatte seines Gehirns so umorganisieren, dass der Arbeitsspeicher vergrößert und der Datenspeicher verkleinert wird.
Im Ergebnis kann er mit weniger Wissen mehr berechnen, kann handeln statt grübeln und bewegen statt verwalten.
Ich sage ein Beispiel: von der neuen Generation kann keiner mehr lange Gedichte auswendig, wie es meine Oma konnte. Aber jeder kann sie über Google finden, aus dem Internet kopieren und in einer Mail oder auf Facebook weitergeben. Das geschieht heute so oft, dass ich viele alte Gedichte sehr viel häufiger lese als zu Zeiten, als die Oma sie noch auswendig kannte.
Jede Generation hat eine eigene Gnade, eine eigene neue Aufgabe von Gott. Die heutige hat die Gnade des leichten Gepäcks, die Gnade der nur mit wenigen Informationen ausgefüllten Speicherplatte des eigenen Gedächtnisses - bei gleichzeitig unbegrenztem Zugang zu extern gespeichertem Wissen. Dass dies als Gnade genutzt wird, das ist jedenfalls meine Hoffnung und mein Wunsch für die Generation nach mir.
Ganz uneigennützig bin ich dabei natürlich nicht – die sollen ja mein Alter finanzieren!
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