Sonntag, 11. Januar 2009

Dankeschön (II)







Mittlerweile sind Christiane und ich wieder aus Berlin zurück. Die Kinder haben uns dort über mehrere Tage hinweg ein wunderbares Programm zusammengestellt, und so waren wir von Donnerstag abend bis Sonntag morgen in Berlin unterwegs, mit Unterbrechungen, meist als Gruppe zu acht bis zehn Personen. Gelegentlich fehlte der eine oder die andere, weil Arbeit wartete oder etwas zu erledigen war, aber zwischendurch waren immer wieder die fünf Kinder, die drei Freunde, Christiane und ich in froher Runde vereint, warm im Herzen trotz klirrender Kälte draußen.

Die Kinder hatten jedem Jahrzehnt meines Lebens ein Thema zugeordnet und dafür jeweils ein passendes Event gefunden:

- fünfziger Jahre / Kindheit in der Bauunternehmerfamilie Runkel, Wiederaufbau nach dem Krieg: Architektur der Stadt Berlin, hier anhand von unterirdischen Bauwerken, welche die Berliner Unterwelten e.V. in den letzten Jahre zunehmend erschlossen hat.

- sechziger Jahre / bewegtes Jugendleben und Vorliebe für Jazz: Besuch eines Jazzkellers in Wilmersdorf, in dem der überragende US-amerikanische Saxophonist Mack Goldsbury spielte.

- siebziger Jahre / Studium mit Praktikum in Istanbul: Abendessen in einem der ältesten türkischen Restaurants Berlins, dem Hasir in Kreuzberg

- achtziger Jahre / Bergurlaube mit den Kindern: Picknick mit Originalzutaten (Landjäger, Appenzeller Käse etc.) im Treptower Park

- neunziger Jahre / die neue Welt der Computer: Besuch im Museum für Kommunikation, dem alten „Postmuseum“ von 1898

- Jahre nach 2000 / spätes Erlernen des Hebräischen, Reisen nach Israel: Sabbatgottesdienst in der großen Synagoge Rykestraße, die in einem Hinterhof gelegen ist und die Progromnacht im November 1938 weitestgehend unzerstört überstand

- über alle Jahre / Kunst in der Verwandtschaft: Besuch im Atelier meines Vetters, des Malers Christopher Lehmpfuhl (der zur Zeit auch eine Ausstellung in Düsseldorf hat)



Ich kann den Kindern (Foto: drei davon auf einer der vielen U-Bahn-Fahrten) nicht oft genug sagen, wie dankbar ich für diese Tage bin (und tue es auf diesem Weg ein weiteres mal). Mein Wunsch für den Geburtstag war eine unauffällige Feier, in der niemand versucht, meinem Leben durch Schüttelreime, Powerpoint-Präsentationen oder gar Lobesreden einen Sinn zu unterlegen, den es so nicht hat.

Das ist in vollkommener Weise gelungen, und dabei war ein ganz anderer Sinn meines Lebens immer präsent und sichtbar, er besteht darin, diese wunderbaren Kinder zu haben.

Our ancestors lived that we may live, hat Updike geschrieben. Ich drehe es um und sage: ich lebe vermutlich in der Hauptsache dafür, daß meine Kinder leben. Und vielleicht mal die Enkelkinder. Dieses Leben erfüllt mich mit Glück.

1 Kommentar:

carolin hat gesagt…

Ach Papa, das hast Du schön gesagt und es rührt mich! Ich freue mich, dass es Dir so gut gefallen hat und Deinen Wünschen für einen entspannten 60en Geburtstag entsprochen hat. Much love, Caro