Aus The Future of Faith, erschienen 1999 in The New Yorker
Vor ein paar Wochen, in Florenz, in einem Hotelzimmer in der Nähe des Duomo, lag ich nachts wach und fühlte mich in dem fremden Zimmer angstvoll und wie dahintreibend, meinem Lebensende nahe, ein hellwaches, winziges Staubkorn in einer fremden, schlafenden Stadt. Es war ein Tag gewesen, an dem sich in Japan ein Reaktorunfall ereignete und an dem Günter Grass den Nobelpreis erhielt. Ein Teil meiner Trostlosigkeit lag darin begründet, ich bekenne es, daß ich als Christ-vom-Dienst des New Yorker es wider besseres Wissen übernommen hatte, diesen Artikel hier über die Zukunft des Glaubens zu schreiben. Der Versuch erschien mir gefährlich; ich fürchtete, er könnte die letzten Tropfen eines Glaubens in mir entleeren, der mich, schwach wie er war, immerhin bis hierher gebracht hatte. Um meine Einsamkeit zu mildern, betete ich, um die Erlaubnis bittend, schlafen zu dürfen, allerdings ohne große Erwartung, das Gebet erhört zu bekommen.
Als ich dann aber aufstand, um zur Toilette zu gehen, fiel mir eine laute Bewegung rings um mich herum auf, ein Rauschen, dann dazwischen der Schlag des Donners, mehrfach. Ich ging zum Fenster. Das Zimmer hatte einen diagonalen Blick auf den Duomo, Brunelleschis Ingenieur-Meisterwerk, Nabel von Florenz, Krone von Santa Maria del Fiore, viertgrößte Kirche der Christenheit. Während ich zusah, wurde der Regen intensiver, prasselte auf Ziegeldächer nah und fern; er sah aus wie feine Metallstäbe in dem Flutlicht, das die Kuppel des großen – des weltgrößten vor der Stahlzeit gebauten – rotgeschieferten Domes erhellte. Blitze. Hektische Sturmböen. Der Regen war wie rasend. Ich war nicht allein im Universum. Die Regenruten stürzten herunter auf die senkrechten Lichtstrahlen am Fuße des Doms, als wollten sie diese zerstören, aber die Lichtsäule brannte weiter, und der massige Körper der alten Kirche kauerte im Regen wie ein stoisch stummer Drachen. Die dicken Dachpfannen und die gurgelnden Rinnen um mich herum hielten den Güssen stand, dem Donner, den schauererregenden Blitzen. Ich war erfüllt mit der freudevollen Empfindung von äußerer Aktivität. Die Last meines Daseins wurde geteilt. Gott war bei der Arbeit – entspannt, selbst in diesem nächtlichen Florentiner Tumult, diesem Spiel von himmlischem Groll und architektonischem Trotz, diesem Jakobskampf. Meine Frau wurde wach, bewunderte das erhabene Gewitter mit mir, und legte sich wieder zurück ins Bett. Ich legte mich neben sie und schlief inmitten des beruhigenden, geschäftigen und selbst-vergessenen Trommelns ein. Dies alles fühlte sich an wie eine Transaktion, eine Rettung, ein erhörtes Gebet.
Neu herausgegeben in “Due Considerations” 2009
Übersetzung des obigen Abschnitts: C.R.