Entsprechend ist das Neue Palais, wenn ich es richtig sehe, von seinen Nachfolgern auch nicht mehr als wirkliche Residenz benutzt worden. Erst mit dem letzten der Hohenzollern, Kaiser Wilhelm II., zog wieder ein König von Preußen in dieses Haus ein.
Wenn man von der Westseite des Schlossparks durch die mächtigen Kolonnaden auf das Schloss zugeht und angesichts der riesigen Räume für einen Moment darüber nachdenkt, welche Wirkung ein so gewaltiges Haus auf den Hausherrn und Bewohner gehabt haben muss, glaubt man zu verstehen, warum Wilhelm II. der protzige Kaiser geworden ist, der am Ende mit seinem Größenwahnsinn so viel zum Untergang Deutschlands beigetragen hat.
Was sein Vorfahr, Friedrich der Große, als ein Spiel angesehen hat, um auswärtigen Besuchern zu imponieren, "Fanfaronade" sagte er selbst dazu, hatte Wilhelm vollkommen ernst genommen.
Heute erzählt eine Ausstellung "Kaiserdämmerung" von Wilhelms letzten Tagen hier und dem überstürzten Auszug nach
dem November 1918. Es werden Möbel gezeigt, die in den riesigen Räumen einmal gestanden haben. Man erfährt von der modernen Technik, die Wilhelm einbauen ließ (es gab einen Aufzug mit elektrischer Anzeige der Stationen, wo die Kabine sich gerade befand), man sieht mit einigem Schrecken, wie ein vollkommen isoliertes zweites Wege- und Treppensystem es den Bediensteten auferlegte, sich völlig unsichtbar für die hohen Herrschaften durch das Haus zu bewegen. Sie waren so versteckt wie unter Putz verlegte elektrische Leitungen.
Wilhelm hat vermutlich geglaubt, das riesige Haus mit seiner Präsenz und der seiner großen Familie füllen zu können. Er hat nach 1918 noch 24 Jahre sehr viel kleiner und bescheidener im holländischen Exil gelebt. Seine Frau hat es dort nur drei Jahre ausgehalten und ist 1921 deprimiert und heimwehkrank gestorben.
1 Kommentar:
Das ist interessant! Ich verstehe jetzt, dass Wilhelm nicht genug ein weiser Caesar war.
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