Franz Karl Hiemer 1792: Hölderlin |
Vielleicht stellt man sich Friedrich Hölderlin am besten als den schönen 22
jährigen Jüngling vor, den das Pastellbild des Malers Hiemer zeigt, und nicht
als den geistig verwirrten älteren Menschen, der in der zweiten Hälfte seines
Lebens 36 Jahre auf die Betreuung des Schreinermeisters Zimmer im Tübinger Turm
angewiesen war.
Schon seine Mutter muss eine sehr schöne Frau gewesen sein, die nach dem
frühen Tod von Hölderlins Vater als "die schöne Witwe" bezeichnet
wurde. Auch ihr zweiter Mann verstarb nach wenigen Ehejahren. Sie war durch die
wirtschaftlichen Erfolge ihrer Ehemänner und durch eigene Erbschaft eine
vermögende Frau und konnte über ihr ganzes Leben ihren Sohn finanziell unterstützen.
Das war immer dann notwendig, wenn er wieder eine der nur schmal besoldeten
Stellen als Hauslehrer oder Bibliothekar verloren hatte, und natürlich
besonders, wenn der Ertrag aus seinen Schriften ausblieb - was häufig der Fall
war.