Dienstag, 15. Juli 2008

Der Blick der Eule



Heute morgen gab es einen dumpfen Schlag an unser Wohnzimmerfenster. Ein großer Vogel war gegen die Scheibe geflogen - eine Eule. Sie blieb für lange Zeit, sicherlich über eine halbe Stunde lang, betäubt auf den Waschbetonplatten im Garten liegen.




Zunächst gelang es mir, sie dazu zu reizen, sich vom Rücken auf die Füße zu drehen, dann wurde sie aber zunehmend schwächer. Als ich schon fast von ihrem sicheren Tod ausging, die Augen waren geschlossen, der Kopf hing dicht über dem Boden, schlug sie plötzlich ihre Augen wieder auf, sah mich ruhig und, wie mir schien, eine Ewigkeit lang wie aus zwei tiefen blauschwarzen Seen an und flog dann mit sicherem Flügelschlag und ohne Anzeichen einer Verletzung davon.

Ich werde diesen letzten Blick, der vollkommen wach und klar war, nie vergessen. Er beunruhigt mich noch immer, jetzt, viele Stunden später.

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

Gerade in letzter Zeit liest man, die Verwandtschaft der Vögel zu den Sauriern sei noch enger, als bislang ohnehin schon angenommen; man kann von kleinen gefiederten und häufig stimmbegabten Flugsauriern sprechen.

Was freilich die Eulen anbelangt, so wollen wir das nicht glauben. Ihrem ganzen Habitus nach sind sie offenbar geistige Wesen und eher den Engeln verwandt. Eine von ihnen hier gestrandet zu sehen, um dann zu lesen, sie habe sich wieder aufgeschwungen, um ihre geheimnisvollen Flüge fortzusetzen, tut gut.

Lgm pb