Freitag, 27. März 2009

Mein erster Blick in ein eBook







Heute habe ich meine Buchhändlerin im Laden nebenan gebeten, mich einmal für ein paar Minuten mit einem eBook alleine zu lassen. Ich sage gleich: es hat mir große Freude gemacht, mit dem Ding zu lesen.

Ich bekam ein Sony-Gerät wie nebenstehend abgebildet in die Hand gedrückt, in einer braunen handfesten Buchhülle aus Leder. Von weitem könnte man ein ganz normales Buch darin vermuten. Die Elektronik bemerkt das Gegenüber in der Eisenbahn oder im Café erst dann, wenn es dem Leser über die Schulter schaut. Zusammen mit dieser Hülle ist das Gerät etwa 18 x 12 cm groß, hat also etwa die Maße eines Taschenbuches. Es wiegt auch ebenso wie dieses rund 250 g, die äußere Ähnlichkeit mit einem Buch ist also gegeben und wirkt sympathisch.

Das schwarzweiße Display gibt die Buchseiten in einem milden, vollkommen störungsfreien Licht wieder, das auch bei hellem Umgebungslicht – etwa in der Sonne – ein angenehmes Lesen ermöglichen soll, wie es im Prospekt heißt.

Der eingebaute Speicher (192 MB) kann 160 Bücher fassen, über eine Chipkarte können bis zu 16 GB zusätzlich ins Gerät geholt werden, das sind unvorstellbare 13.000 Bücher. Beginnt man zu lesen, muß man erst nach 6.800 Seiten für zwei Stunden den Akku aufladen, so lange soll eine Ladung vorhalten.

Das Gerät kostet derzeit noch stolze € 300,-, geeignete eBücher muß man für rund € 10,- pro Stück hinzukaufen (per download im Internet) – es hat alles also noch einen recht hohen Preis und die Auswahl ist hierzulande offenbar noch klein. In den USA gibt es bereits mehr, und einige Bücher sind auch schon billiger, ich fand bei Amazon USA eine Anna Karenina (sollte man eKarenina sagen?) für $ 0,80. Auch gibt es dort Sonderangebote für eBooks, die bei weniger als $ 250,- liegen, also um die € 200,- herum.

Wer mit wenig Gepäck reisen und trotzdem viel zu Lesen mitnehmen will, wird sich an den kleinen Dingern freuen. Man kann auch Familienfotos darin abspeichern und persönliche Dokumente im pdf-Format. So erscheint auch Aktenstudium mit Hilfe dieses Gerätes möglich – und Musikhören, ein mp3-Player ist serienmäßig mit eingebaut.

In die Texte hineinschreiben kann man nichts, kann aber jede Menge elektronische Lesezeichen setzen. Eine Volltextsuche entfällt, es fehlt ja die Eingabemöglichkeit von Text. Möglicherweise gibt es aber Programme, um den Buchtext auch über einen PC zu lesen und dann auszuwerten. Daß man dann gleich auch Bücher wie CDs illegal kopieren kann, ist wohl zu vermuten, "digital und gratis reimen sich", soll ein Verleger resignierend gesagt haben.

Ich will mich weiter an Goethe halten, der die Regel aufgestellt hat, daß man ein Buch, das es wert ist gelesen zu werden, auch für wert halten sollte besessen zu werden. Wirklich besitzen kann man wohl nur ein echtes Buch. Aber wenn es das eBook unter € 150,- gibt, wünsche ich mir eins zu Weihnachten.

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

Meine Idiosyncrasien als Leser gehen so weit,daß ich mir für die Lektüre eine Einzelausgabe kaufe, obwohl ich vielleicht bereits eine Gesamtausgabe des Autors bestehend aus 20 gleichförmigen Bänden besitze. Ich brauche das Buch als sozusagen atmendes, unverwechselbares Individuum. Ich muß auch sehen, wie es im Regal steht und weiterlebt, wenn ich es nicht lese. Das Sony-Gerät ist ganz klar ein Gesandter des Todes.