Samstag, 18. Juli 2009

Plötzliche Furcht beim Eintreten ins Internet




Manchmal ist das Internet zu fürchten. Ich sage das vor dem Hintergrund, daß mir von meinen Nächsten eine große Liebe zum Internet und zur modernen Informationstechnik nachgesagt wird. Aber heute habe ich etwas Schlimmes gehört.

Die Geschichte geht wie folgt: Amazon hat festgestellt, daß es zwei Bücher verkauft hatte, für welche die Rechte nicht vorlagen. Es waren elektronische Bücher, die sich Leute für je $ 0,99 auf ihr eBook heruntergeladen hatten. Amazon verkauft das eBook, also das Gerät für diese elektronischen Bücher unter dem Namen „Kindle“ für mittlerweile weniger als $ 300,- und bietet neue Bücher für $ 10,- zum Herunterladen an, ältere für $ 1,- und weniger, manche sogar gratis. Die „Kindles“ können zum Zwecke des Herunterladens neuer Bücher wie eigenständige PCs online gehen. Es gibt dabei offenbar aber auch die Möglichkeit, daß Amazon bestimmte Bücher aktualisiert und dabei von sich aus auf die „Kindles“ zugreift.

Diese Möglichkeit hat man jetzt genutzt und die illegal vertriebenen Bücher kurzerhand in den „Kindles“ der Kunden gelöscht. Zwar wurden die zuvor gezahlten $ 0,99 umgehend erstattet, aber der Schrecken war natürlich groß – umsomehr als es sich bei den Büchern , man glaubt es nicht, um die Orwell-Romane „1984“ und „Animal Farm“ handelte. „1984“ beschreibt den Zugriff des allmächtigen „Big Brother“ auf das Leben jedes einzelnen. Amazon macht ihn zeichenhaft wahr.

Bei dieser Gelegenheit nenne ich eine zweite Sorge. Ein altes wirtschaftliches Prinzip sagt, man solle keine Geschäfte machen, bei denen der Vorteil der anderen Seite im Dunkeln liegt. Das schließt also etwa Verkäufe weit unter Preis aus, es sei denn, daß ein Anschluß- oder Nebengeschäft in Aussicht steht.

Vor diesem Hintergrund wird mir das Internet mit seinen gewaltigen Gratisleistungen mehr und mehr verdächtig. Ich lese seit Jahren unentgeltlich die New York Times (die offenbar jetzt auch kurz vor der Pleite steht). Ich nutze Twitter, bei dem die Gehälter von einigen Dutzend Leuten derzeit ausschließlich aus dem Bestand an Gründungskapital gezahlt werden, das einige besonders risikofreudige Leute aufgebracht haben. Sobald Twitter Geld für mein Mitspielen nehmen will, höre ich mit Twitter auf, so wie ich Google aufgeben werde, sobald es da was kostet (Bing wartet ja schon als Alternative).

Ich bin also mit beiden Beinen tief in einem Sumpf von geschenkten Dienstleistungen. Werde ich drin versinken?

Nun gehe ich erstmal wieder zu Twitter. Arashad aus Dubai hat mir heute nachmittag die Koordinaten des Einkaufszentrums "Ibn Battoota Mall" gegeben, in dem er sich gerade ein neues Teleobjektiv kauft: 25.044638, 55.120155. Ich sehe es bei Google Earth aus der Luft, ein imposanter Gebäudekomplex.

Und ich dachte, die hätten dort nur einen Kamelbasar. So lernt man immer was dazu.



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