Dienstag, 29. Juni 2010

Drama im Elfmeterschießen




Ich hatte auf Japan getippt, nach dem torlosen Unentschieden gegen Paraguay nach Verlängerung. Die Japaner würden im Elfmeterschießen mit der meditativen Kraft des Ostens den Ball zunächst ins Tor denken und ihn dann mittels ihrer maschinenhaften Mentalität auch real darin unterbringen.

Ich behielt zunächst Recht, denn die ersten Elfer der Japaner waren erheblich schöner als die flachen Schüsse der Paraguayer, an denen der japanische Torwart fast immer die Finger dran hatte. Die Japaner dagegen schossen hoch, getreu der Regel, daß 99% aller Elfmeter reingehen, wenn man sie nur über einen Meter hoch schießt. Irgendwann mußte der erste Paraguayer scheitern, das war klar.

Den schönsten Elfmeter schoß der als vierter Schütze eingeteilte Yuichi Komano (Foto), unter Vertrag bei einem Verein mit dem klingenden Namen Jubilo Iwata. Sein Schuß war scharf und präzise geschossen, links oben, nicht über einen sondern sogar über zwei Meter hoch, er paßte genau in den Winkel. Man hätte dem Torwart vor dem Schuß die Stelle des Einschlags zeigen können, er hätte sie trotzdem niemals erreicht.

Aber dann kam einer jener schicksalhaften Schmetterlinge oder Grashalme, die nach der östlichen Mythologie unser Schicksal bestimmen – der Schmetterling, dessen Flügelschlag der aufgestauten Kraft des Windes den Impuls gibt, als Orkan loszubrechen, der Grashalm, der einen Jabulani-Ball um die entscheidenden 0,2 mm anhebt, damit sie in dem sich schnell während des Flugs vergrößernden Winkel am Ende zu den 5 oder 10 cm werden, die den Ball statt ins Tor gegen die Latte knallen lassen.

So geschah es. Der Rest ist allen bekannt, Paraguay ist weiter, die Welt hat noch nie so viele Japaner kollektiv weinen sehen.



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