In Holland ist man stolz auf die Jahre 1988 bis 1996, in denen Johan Cruijff (Foto) der Trainer von Barcelona war. „Spanje mag Cruijff dankbaar zijn“, Spanien kann Cruijff dankbar sein, schreibt De Telegraaf über die Entwicklungshilfe, welche damals durch die Schule des niederländischen Fußballs geleistet wurde, de Holland school. Heute präsentieren der FC Barcelona und die spanische Nationalelf das Ergebnis in Perfektion (und auch die New York Times befaßt sich ausführlich dami), und der holländische Trainer van Marwijk hat ebenso wie unser Jogi Löw vor lauter Ehrfurcht kaum eine Idee, wie man – außer mit dem Mut der Verzweiflung – diesem Idealbild einer modernen Fußballmannschaft etwas entgegensetzen könnte. Beide Trainer hofften oder hoffen auf die winzige Chance, daß die eigene Mannschaft während des Spiels sich plötzlich um zwei Jahre weiter entwickelt und nun ebenfalls perfekt Spanisch spielt. Aber das geht nicht, man hat es bei den Deutschen gesehen. Die Ehrfurcht vor den Spaniern lähmt.
In De Telegraaf äußern sich Robben und Sneijder leicht enttäuscht über das deutsche Spiel. Klar, man müsse gegen diese spanischen Ballkünstler „een beetje terugzakken” (wörtlich: ein bißchen zurücksacken), aber bitte doch nicht so sehr, wie die Deutschen es getan haben!
Ich fürchte für Holland: man wird sich wundern! Die holländische Verteidigung ist schwächer als die deutsche, die werden früh mit dem Rücken zur Wand stehen und ihrem Mittelfeld kaum je einen Ball liefern, wenn es schlimm kommt.
Wenn es schlimm kommt – aber das muß, das sollte nicht sein. Man kann das Spiel der Spanier stören, und es gibt einen Menschen in der Welt, der weiß, wie es geht, und der es mit Inter Mailand auch praktiziert hat: José Mourinho. Ob er seinem Inter-Mitarbeiter Wesley Sneijder Tips gegeben hat? In De Telegraaf wirkt Sneijder leider sehr selbstbewußt und keines Rates bedürftig, das ist die übliche holländische Art, wenn es um Fußball geht, und war schon 1974 Hollands Problem.
Trotzdem wünsche ich mir, daß Holland einen Weg findet, die Spanier zu knacken. Deren Spiel ist von Grund auf unschön, auch wenn man sich für eine gewisse Zeit an ihrer außerirdischen Kombinationstechnik erfreuen kann. Ja, man freut sich – aber gähnt nach 10 Minuten. Das Prinzip des Spieles ist ja: der Gegner kann kein Tor schießen, so lange man selbst den Ball hat. Deshalb hält man ihn, hält ihn endlos, und riskiert deshalb nur selten das Spiel in die Spitze, den Paß auf den bedrängten Mittelstürmer. Die Regel dagegen ist der Paß nach hinten.
Das aber darf nicht die Zukunft des Fußballs werden, deshalb müssen die Holländer (rechtes Foto: der Trainer van Marwijk) es den Schweizern gleichtun, 90 Minuten mit allem, was sie haben, verteidigen und dann den Ball irgendwie ins gegnerische Tor rumpeln. Ich wünsche unseren westlichen Nachbarn, die in ihrer Verballhornung unserer schönen deutschen Sprache ja viel mit den Schweizern gemeinsam haben, daß sie auch deren Stolperglück erben. HUP HOLLAND!
Samstag, 10. Juli 2010
Warum Holland nicht gewinnen kann – es aber sollte
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1 Kommentar:
Hört sich alles recht deterministisch an. Ich glaube, der Zufall & "wie man reinkommt" ins Spiel machen 40% aus. Immerhin hat Spanien gegen die Schweiz verloren - oder war das Italien? - ich weiß es nicht mehr.
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