Seitdem Yizhak Magen vor etwa 25 Jahren den großen Tempel
bei Nablus, dem alten Sichem, ausgegraben hat (sein Buch dazu ist bei Google books zu finden),
wird die Geschichte Samarias neu geschrieben. Und nicht nur sie – radikale
Kritiker der jüdischen Geschichtsschreibung, die der „Spiegel“ zu Wort kommen
lässt (in der
Ausgabe 15/2012) möchten gleich eine komplette Gegengeschichte der Israeliten schreiben,
in welcher überhaupt nur noch der Tempel bei Sichem / Nablus, auf dem Berg
Garizim, existiert, und der Tempel in Jerusalem dagegen reine Fiktion ist,
mitsamt den Königen David und Salomo. Alles soll Sage sein.
Die heutigen
Samaritaner sind offenbar nicht ganz frei von der Versuchung, hier mitzumachen (siehe
Artikel Who is Resposible for the Destruction of Jerusalem auf ihrer Website) und ihre eigene Vergangenheit
zu Lasten der Brüder 80 km weiter südlich neu und schön wiedererstehen zu
lassen. Immerhin besitzen sie etwas, von dem die Judäer in Jerusalem nur
träumen können: einen archäologisch einwandfrei nachgewiesenen alten Tempel.
Man reibt
sich die Augen und fragt, ob denn der alte, mit der AlAqsa-Moschee überbaute
Tempel des Herodes mit den sichtbaren Resten von einem, wenn nicht zwei
Vorgängertempeln nicht Beweis genug ist für die Existenz des Tempels aller
Tempel, des Tempels Salomos? Ja, der Tempel des Herodes ist ohne Zweifel als
riesiger Platz, fast 300 mal 500 m groß vorhanden. Auf ihm und seinen
Fundamenten steht die AlAqsa-Moschee und neben ihr der muslimische „Felsendom“
mit seiner goldenen Kuppel. Aber den archäologischen Beweis, dass bei seiner Herstellung
durch Herodes 21 v. Chr. der „zweite“ Tempel des Serubbabel von 515 v. Chr. und
darunter der Tempel Salomos (957 v. Chr. gebaut, 586 zerstört) überbaut wurden,
kann man nicht antreten. Das Tempelgelände befindet sich ja seit 691 n. Chr.,
als der Felsendom fertiggestellt wurde, als
heiliger Bezirk im Besitz der Muslime. Hier sind Grabungen jeglicher Art verboten.
Einzelheiten
der bisher als korrekt angenommenen Geschichte des Jerusalemer Tempels sind
übersichtlich in Wikipedia dargestellt. Dafür dass der Herodesbau Vorgängerbauten
gehabt hat, sprechen nicht nur die riesigen alten Steine an seiner Westmauer,
der „Klagemauer“. Es gibt hier neben der Bibel auch die Beschreibungen des Flavius
Josephus über die Entstehung des herodianischen Tempels aus dem Vorgängerbau, und
es gibt außerdem ein eigenartige kleines Dokument aus Ägypten: Briefe einer jüdischen
Gemeinde im Gebiet des heutigen Assuan-Staudamms, in welchen diese im Jahre 407
v. Chr. den Hohenpriester in Jerusalem anschreibt und um Mithilfe beim
Wiederaufbau eines jüdischen Heiligtums in Ägypten, in der Stadt Elephantine
bittet. Die kurz nach 1900 bei Grabungen aufgefunden „Elephantine-Papyri“ weisen Jerusalem also lange vor dem Herodes-Bau als zentrale
jüdische Kultstätte aus, als welche die Bibel sie ja durchgängig schildert.
Allerdings - die Papyri enthalten auch gleichlautende Hilfsgesuche an die Autoritäten in Samaria. Und nun folgert man also mit dem Wissen um den von Yizhak Magen freigelegten Großtempel bei Sichem / Nablus, dass zumindest zur Zeit um 400 v.Chr. der Glaube an Adonai, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zwei zentrale Kultstätten hatte, und nicht nur eine.
Allerdings - die Papyri enthalten auch gleichlautende Hilfsgesuche an die Autoritäten in Samaria. Und nun folgert man also mit dem Wissen um den von Yizhak Magen freigelegten Großtempel bei Sichem / Nablus, dass zumindest zur Zeit um 400 v.Chr. der Glaube an Adonai, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zwei zentrale Kultstätten hatte, und nicht nur eine.
Und man
liest den langen Dialog Jesu mit der Frau aus Samaria, wie er in Johannes 4
geschildert wird, mit anderen Augen. Die Frau ist nun nicht mehr die
Vertreterin eines zweitklassigen Mischvolkes, dem es nach der Rückkehr aus dem
Exil um 700 v. Chr. nicht mehr gelungen ist, den Glauben an Adonai rein zu
erhalten und das deshalb vom Gottesdienst in Jerusalem ausgeschlossen wurde.
Sie ist Nachkomme, wenn nicht sogar Mitglied einer Gemeinschaft von Frommen,
welche die Flamme des Adonai-Glaubens ebenso an Brennen gehalten hat, wie es
die Glaubensbrüder in Jerusalem taten. „Unser Väter haben auf diesem Berg angebetet,
und ihr sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, in dem man anbeten müsse“, sagt
sie zu Jesus. Das ist die spannungsreiche Lage, wie sie damals vermutlich auch den Lesern der Evangelien bekannt war.
Die Bibel
schildert in Esra 4 das Schlüsselerlebnis der Trennung beider Gruppen um das
Jahr 500 vor Christus, Es ist offenbar nicht von vorneherein so feindselig
verlaufen, wie es die Schilderung Esras vermuten lässt. Immerhin berichtet auch
er, dass die Leute aus Samaria nach Jerusalem kommen, um dort ihre Hilfe beim
Wiederaufbau des von den Babyloniern zerstörten Tempels anzubieten. Aber Esra
schildert als erstes, dass sie als „Gegner Judas und Benjamins“ kommen, also
mit schlechten Absichten. Was machte sie zu Gegnern? Esra sagt zunächst nur:
die Leute von Juda und Benjamin hatten den Alleinauftrag zum Wiederaufbau des
salomonischen Tempels. Den hatten sie von Gott und – das wird ausdrücklich
erwähnt – auch vom Perserkönig Cyrus, und nur sie allein hatten ihn.
Man fragt, warum
der Auftrag nicht erweitert werden und auch die Stämme des alten Nordreiches,
für die Samaria zumindest stellvertretend steht, einschließen konnte? Man hätte
das Volk der 12 Stämme bei dieser Gelegenheit doch wieder zueinander bringen
und auf die Anbetung eines einzigen Gottes an einem einzigen Ort verpflichten können!
Die Juden taten es nicht. Sie blieben als Juden / Judäer unter sich und
misstrauten den Halbbrüdern aus Samaria.
Was ist der
Grund? Bisher wurde traditionell der Charakter der Samarier als Mischvolk
genannt. Die Schilderung von 2. Könige 17 legt das nahe. Nun ist aber aus der
Geschichte der Juden bekannt, dass ihre Existenz innerhalb eines Völkergemischs
immer wieder ohne Abstriche an ihrem Glauben möglich war. Der Glaube an Adonai
ist ja als einziger Glaube aus dem Altertum bis heute lebendig geblieben, und
das nicht, weil das Volk dieses Glaubens an einem festen Ort und in einer
kontinuierlichen Geschichte leben konnte, sondern gerade vor dem Hintergrund,
dass es zerstreut wurde unter viele andere Völker. Man darf also vermuten, dass
die Minderheit der treuen Adonai-Anhänger im Vielvölkerstaat Samarien den
Halbbrüdern in Jerusalem an Glaubenstreue nicht nachstand.
Man muss
heute, angesichts des großen Tempels auf dem Garizim annehmen, dass sie
den Glauben an Adonai auf eine andere Art und Weise ausdeuteten. Und weil die
Menschen vom Garizim bis heute ihre winzige Gemeinschaft über die Stürme der
Zeit gerettet hat, weiß man auch, was sie anders gedeutet haben: die heiligen
Schriften, von denen sie nur die Tora, die fünf Bücher Mose als verbindlich
anerkannten.
Wann sie
damit begonnen haben, die anderen Schriften des Tanach auszuschließen, weiß man nicht. Die
Juden in Jerusalem haben den Tanach, der dem christlichen Alten Testament
entspricht, aus drei Teilen zusammengestellt, die mit „T“, „N“ und „C“
beginnen: die Tora (fünf Bücher Mose), die Nevi’im (Prophetenbücher) und die
Ketuvim (die „Schriften“). Vom „TNC“, der dem Ta-na-ch den Namen gab, gibt es bei
den Samaritanern nur das „T“.
Ausgeschlossen wird dadurch vor allen Dingen die Geschichtsschreibung der Juden nach der Landnahme unter Mose und Josua. Diese erscheint aus der Sichtweise der Frommen vom Garizim auch nicht fair zu sein, weil sie ein eigenes größeres Tempelheiligtum der nach Salomos Tod (ca. 925 v. Chr.) abgespaltenen Völker des Nordreiches gar nicht erwähnt. Es wird nur berichtet, dass der erste König des Nordreiches, Jerobeam, zwei Städte dazu bestimmte, dass in ihnen, wie er dem Volk sagte, „deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten herausgeführt haben“ verehrt wurden. Genannt werden die Stadt Bethel im Süden und die Stadt Dan im Norden.
Hier wurden nach dem Bericht des ersten Königsbuches (Kapitel 12) zwei „goldene Kälber“ aufgestellt, möglicherweise eine verächtlich gemeinte Darstellung von Stierbildern. Später erfährt man von Bethel wenig Gutes – der Prophet Elisa wird dort verspottet (2. Könige 2,23), der Prophet Amos weissagt mehrfach gegen Bethel (Amos 4,4; 5,5; 7,12), ebenso tun es die Propheten Jeremia und Hosea (Jeremia 45,13, Hosea 10,15). Bethel ist offenbar ein Un-Ort – auch wenn die Propheten in der Regel mit Jerusalem ebenso hart ins Gericht gehen.
Ausgeschlossen wird dadurch vor allen Dingen die Geschichtsschreibung der Juden nach der Landnahme unter Mose und Josua. Diese erscheint aus der Sichtweise der Frommen vom Garizim auch nicht fair zu sein, weil sie ein eigenes größeres Tempelheiligtum der nach Salomos Tod (ca. 925 v. Chr.) abgespaltenen Völker des Nordreiches gar nicht erwähnt. Es wird nur berichtet, dass der erste König des Nordreiches, Jerobeam, zwei Städte dazu bestimmte, dass in ihnen, wie er dem Volk sagte, „deine Götter, die dich aus dem Land Ägypten herausgeführt haben“ verehrt wurden. Genannt werden die Stadt Bethel im Süden und die Stadt Dan im Norden.
Hier wurden nach dem Bericht des ersten Königsbuches (Kapitel 12) zwei „goldene Kälber“ aufgestellt, möglicherweise eine verächtlich gemeinte Darstellung von Stierbildern. Später erfährt man von Bethel wenig Gutes – der Prophet Elisa wird dort verspottet (2. Könige 2,23), der Prophet Amos weissagt mehrfach gegen Bethel (Amos 4,4; 5,5; 7,12), ebenso tun es die Propheten Jeremia und Hosea (Jeremia 45,13, Hosea 10,15). Bethel ist offenbar ein Un-Ort – auch wenn die Propheten in der Regel mit Jerusalem ebenso hart ins Gericht gehen.
Eine eigene
Geschichte der Samaritaner gibt es nach meiner Kenntnis nicht, ich forsche aber
noch und will die Samaritaner bei meinem Besuch natürlich danach fragen.
Möglicherweise beginnt sie in den Jahren nach dem Exil (nach 700 v.Chr.) neu. Hier
endet bei den Juden mit den Büchern über den Aufbau des zweiten Jerusalemer
Tempels (geschildert in den Büchern Esra und Nehemia) die im Tanach überlieferte Geschichte. Sie
berichtet, wie bereits geschildert, vom Bruch mit Samaria, später noch von
andauernden Feindseligkeiten.
Aus
außerbiblischen Quellen ist bekannt, dass eine kurze Selbständigkeit der
jüdischen Könige um 100 v.Chr. dazu genutzt wurde, das Jerusalemer Südreich zu vergrößern und
sich Samaria für einige Zeit einzuverleiben. Damals wurde der Tempel auf dem
Garizim zerstört, und zwar im Jahre 129 v. Chr. durch den Jerusalemer König
Johannes Hyrkanos. Was danach mit den samaritanischen Adonai-Gläubigen geschah,
liegt über weite Strecken im Dunkel der Geschichte. Möglicherweise waren sie
zur Zeit der Zerstörung ihres Tempels zahlreich genug, um auch außerhalb von
Samaria Gemeinden in der Diaspora zu unterhalten, die dazu beitrugen, das
Überleben der Kinder Israel, wie sie
sich weiterhin nannten und bis heute nennen, an vielen Orten der Welt zu sichern.
In der
Neuzeit tauchen sie als eine auf wenig mehr als 100 Leute umfassende
Glaubensgemeinschaft wieder auf, erlauben angesichts der geschrumpften Zahl
ausnahmsweise Mischehen (meist mit jüdischen Frauen aus Russland) und haben
mittlerweile wieder rund 750 Mitglieder.
Salwa Kahen gehört zu dieser Schar. Sie hat mir per Email freundlich zugesagt, dass ihr neues Museum auf dem Garizim für mich offen sein wird, wenn ich komme.
Salwa Kahen gehört zu dieser Schar. Sie hat mir per Email freundlich zugesagt, dass ihr neues Museum auf dem Garizim für mich offen sein wird, wenn ich komme.
1 Kommentar:
OMG, ich glaube nie an Kräuter, bis ein Freund von main mir von Dr. zazaba erzählte, dass er ihm geholfen hat, Herpes zu heilen, und ich beschließe, ihm eine E-Mail zu schicken, und er schickte mir die Kräutermedizin durch den UPS-Kurierdienst trink es nur für eine Woche und ich wurde geheilt und jetzt bin ich Herpes nagative jetzt alles danke an Dr. zazaba für die einfache und schnelle kommunikation kannst du ihn auch anrufen +2348129175848 danke ihm Gott segne dich für immer ich liebe dich so sehr dr zazaba Liebe dich
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