Sonntag, 11. Oktober 2015

Draht im Herzen


Stent
Wenn man mir am 11. September 2005 prophezeit hätte, dass jetzt zehn gesundheitlich unbeschwerte Jahre vor mir liegen würden, am Ende sogar mit guter Aussicht auf eine weitere Verlängerung, hätte ich es nicht geglaubt. Ich hatte im August 2005 beim Joggen einen dumpfen Schmerz in der Herzgegend verspürt, der zwar wieder verschwand, der sich aber wenige Tage später erneut einstellte, als ich einen kurzen Weg einen steilen Berg hinauf zu machen hatte.

Hausarzt und Kardiologe rieten mir zu einer Katheter-Untersuchung, die dann am 11. September stattfand und aufzeigte, dass zwei große Venen an meinem Herzen verengt waren. Sie wurden sogleich mit einem über die Leiste eingeführten Hochdruckballon aufgeweitet und durch einen Stent (und einem weiteren zwei Tage später) offen gehalten. 

Über den weiteren Krankheitsverlauf solcher Stent-Patienten liest man viel Schlechtes. Oft setzten sich die verengten Stellen recht bald wieder zu, und es muss zu einer Operation am offenen Herzen geschritten werden, in welcher die verengten Stellen durch eine Umgehung, einen "Bypass" aus transplantierten Venenstücken aus dem eigenen Körper, entlastet werden.

Mit der Drohung, dass ein solcher Bypass irgendwann notwendig sein würde, habe ich seither gelebt. Sie ist aber in meinem Bewusstsein nach und nach kleiner geworden. Ich habe statt dessen die bessere Durchblutung genossen und habe es als ein kleines Wunder angesehen, dass mein Hang zu häufigen Kopfschmerzen, der mich von Jugend an begleitet hatte, nach der Operation vollständig verschwunden war.
Den kleinen Stent oben auf dem Foto schenkte mir eine Bekannte, die in einer Herzstation arbeitet. Ich bewundere die filigrane Arbeit (entfernt sehen diese Konstrukte aus wie die Spiralen auf einer Kugelschreibermine). Der zunächst etwas befremdliche Gedanke, dass sich ein solches Gestell aus Draht tief in meinem Herzen befindet, ist mittlerweile zu einer beruhigenden Alltäglichkeit geworden.
Geblieben ist das Gefühl einer tiefen Dankbarkeit. So schönes Wetter, und ich noch dabei...
P. S. Im Krankenhaus in Waldbröl, wo ich den Stent bekommen habe, habe ich angefangen Blog zu schreiben. Zunächst habe ich meiner Frau und meinen fünf Kindern Nachrichten über den Stand meiner Gesundheit per eMail zukommen lassen, habe das dann aber, wenn ich mich richtig erinnere, bereits im Krankenhaus geändert und einen Blog begonnen, der dann während meiner dreiwöchigen Reha-Zeit in Bernkastel-Kues zu einem recht ausführlichen Tagebuch angewachsen ist.

 

 

 

 

 



 

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