Völs am Schlern
Der Schlern und das Dorf Völs |
Leider ist aber in
diesem Urlaub noch eine andere Störung hinzugekommen. Irgendwie hat mich das beständige Nachdenken über die Flüchtlinge in Deutschland zusätzlich um den Schlaf gebracht. Das
ist mir sicherlich nicht alleine so gegangen. Man liegt nachts wach und denkt,
wird unser soziales Netz all diese Menschen auffangen können? Wird der Neid der
anderen armen Leute, die schon länger von diesem Netz abhängen, zu Spannungen und
Auseinandersetzungen führen? Welche Rolle kann ich persönlich in dieser großen,
erstaunlichen Welle von Barmherzigkeit übernehmen?
Am Ende der Ferien kam dann noch die Meldung von den Betrügereien bei Volkswagen. Ähnlich wie bei
Flüchtlingen und sozialem Netz erschien mir auch hier eine fundamentale
Gefährdung unserer deutschen Ur-Sicherheiten aufzuscheinen, an die wir uns
gewöhnt hatten.
Vor
einigen Wochen hatte ich etwas über die dunklen Stimmungen des amerikanischen
Schriftstellers David Foster Wallace gelesen. Er hat sich mit 45 Jahren aus
einer tiefen Depression heraus das Leben genommen. In einer berühmt gewordenen Rede
vor Studenten "This Is Water" hat er zwei Jahre vor seinem Tod nach
meinem Eindruck einen möglichen Kern seiner Depressionen selbst geschildert. Er spricht
dort von der Angst, dass man sich selbst als eine Art von Betrug
empfindet und immer damit rechnen muss, dass die Mitmenschen
das herausfinden.
"Worship your intellect, being seen as smart, you will end up feeling stupid, a fraud, always on the verge of being found out."
Ich habe mich gefragt, was mir dagegen hilft, nicht selbst in solche Verdächtigungen zu geraten. Wer bin ich? Und auch: wer sind wir Deutschen? Sind wir vielleicht nicht nur als einzelne, sondern auch im Kollektiv in Gefahr, ein solcher fraud zu sein, von dem Wallace schreibt? Ich komme hier nicht zur Ruhe.
Ein
Heilmittel waren dann aber die gelegentlichen Artikel hier im Blog. Sie machen mir Freude, sie erzeugen in mir
Wirkungen einer Schreib-Therapie, die zwar nicht lange anhalten, die aber eine
kleine Insel der Ruhe und Ordnung in ein Meer von ungeordneten Gedanken bringen.
"Worship your intellect, being seen as smart, you will end up feeling stupid, a fraud, always on the verge of being found out."
Ich habe mich gefragt, was mir dagegen hilft, nicht selbst in solche Verdächtigungen zu geraten. Wer bin ich? Und auch: wer sind wir Deutschen? Sind wir vielleicht nicht nur als einzelne, sondern auch im Kollektiv in Gefahr, ein solcher fraud zu sein, von dem Wallace schreibt? Ich komme hier nicht zur Ruhe.
Wenn man schreibt, zieht man eine Serie von Holzperlen auf einen Faden, verfolgt einen einzigen Gedanken über mehrere Stationen und gibt ihm eine wenn auch nur vorläufige, aber doch ansatzweise fertige Form.
Am Ende
klickt man befriedigt die Schaltfläche „Veröffentlichen“ – und kann sich einige
Momente lang an einer heiteren Ruhe im Kopf freuen. Auf den Erfolg beim Leser
kommt es dann nicht mehr an.
Obwohl –
wenn Du dies bis zu Ende gelesen hast, lieber und verehrter Leser, dann bin ich
Dir tief zu Dank verpflichtet, dass Du meinen Gedanken zugehört hast.
Vielleicht helfen sie Dir, dass auch in Deinem Kopf ein wenig Ruhe und Frieden
einkehrt – so wie jetzt in meinem.
1 Kommentar:
Writing keeps me at my desk, constantly trying to write a perfect sentence. It is a great privilege to make one’s living from writing sentences. The sentence is the greatest invention of civilization. To sit all day long assembling these extraordinary strings of words is a marvelous thing. I couldn’t ask for anything better. It’s as near to godliness as I can get.
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