Das Rittener Horn, von Völs aus gesehen |
Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Außenminister soll hier Urlaub machen, was auf einen bei Sozialdemokraten häufig anzutreffenden feinen Geschmack für urban erschlossene Natur hinweist. "Ein gutes Buch" habe er dabei, ließ er bei seinem letzten Urlaub auf Facebook verlauten. Kultur und Sommerfrische - eine vorbildliche Verbindung.
Für die Menschen in unserem Urlaubsgebiet rund um den Schlern ist der Ritten der nahe Nachbarberg, zu dem man meint, fast hinüberspringen zu können. Die Nähe täuscht aber, denn man muss, um auf die Hänge des Ritten zu kommen, das steile Eisacktal durchqueren, das Schlern und Ritten trennt, mit der Brenner-Autobahn tief unten in der Schlucht. Es gibt unzählige Serpentinen auf beiden Abhängen, was eine Fahrzeit von gut einer Stunde notwendig macht.
Man sieht vom Schlerngebiet aus die aus der Ferne mild und freundlich zwischen weiten Wäldern liegenden grünen Terrassen des Ritten, erkennt Dörfer mit Kirchtürmen und kann sogar einzelne Häuser mit bloßem Auge ausmachen. Alles erscheint sehr nahe zu sein. Der höchste Punkt, das 2.260 m hohe „Rittner Horn“ ragt unbewaldet aus dem dunklen Grün der Wälder. Dieses Horn ist aber trotz seines bedeutungsvollen Namens ein ganz unspektakulärer Hügel, jedenfalls im Vergleich mit den Zacken der Dolomiten rings umher.
Deutsche
Kaiser seien vom Brenner kommend durch dieses liebliche Gebiet gezogen, auf dem
Weg zu ihrer Krönung in Rom, lese ich. Der Weg durch das schmale Eisacktal war
nicht zu allen Jahreszeiten passierbar. Guten Wein hat man dort oben aber wohl
zu allen Zeiten angeboten. Er wächst hier an den steilen Hängen auch noch in
recht beachtlichen Höhen.
Panorama, linke Hälfte mit rechts dem Schlern und links der Seiser Alm. Hinter der Seiser Alm die Spitzen von Plattkofel (rechts) und Langkofel. Links hinten das tischförmige Sella-Massiv. |
Panorama links mit Luis Trenkers Grödnertal links der Seiser Alm. Links über dem Grödnertal die Geislerspitzen, ganz links außen Reinhold Messners Villnößtal. |
Das Sella-Massiv flößt mir Furcht ein, weil ich in seiner regelmäßigen, an einen steinernen Tisch erinnernden Form anders als bei allen anderen Bergen der Alpen die Arbeit von archaischen Menschenwesen sehe, Riesen, die sich den Berg als Altar behauen haben, um dort ihre Opfer zu bringen. Für solche Phantasien gibt es natürlich keine Grundlage, aber wenn man dem Berg über Alpenstraßen, die zu ihm führen, näher kommt und sieht, wie eine riesige, straßenbahnähnliche Gondel an einem geraden Seil im Winkel von 45 Grad zur Tischkante hochgezogen wird, dann sieht das Ganze doch wieder nach einem Altar aus, den Menschen gebaut und den spätere Generation, kleinwüchsiger als ihre Vorfahren, sich dann mit einer Spielzeug-Drahtseilbahn erschlossen haben.
Die Bozener, die aus dem Tal hochgefahren kommen, erhalten hier also nicht nur die kühle Luft ihrer „Sommerfrische“ gratis, sondern auch den Blick auf eine grandiose Bergwelt rings umher.
Ich vermute: wer so viele
Güter ohne Bezahlung geschenkt bekommt, wird das Geld für ein Wochenendhäuschen
hier oben sicherlich gerne aufbringen.
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