Dag Kittlaus |
Einer der Erfinder des Sprachsystems Siri auf dem iPhone,
der Amerikaner Dag Kittlaus, hat 2010 alles das, was er bis dahin für Siri
entwickelt hatte, für 200 Millionen Dollar an Apple verkauft. Die Grundidee von
Siri lässt ihn aber weiterhin nicht los. Er hat jetzt eine neue Firma mit Namen
„Viv“ gegründet, die den Gedanken einer
sprachgesteuerten Computerzukunft weiter vorantreiben soll.
In einem Artikel
des Guardian erfährt man, dass die ursprüngliche Idee von Siri
offenbar nicht so sehr die Umsetzung von Sprache in Schrift war, die funktioniert ja mittlerweile
sehr gut (ich benutze sie gern). Es ging
den Entwicklern um mehr, man wollte erreichen, einem Computer ein komplexes
Problem in der einfachen Form eines gesprochenen Satzes vorzutragen und den
Computer befähigen, dieses Problem zu lösen.
Die neue Firma von Dag Kittlaus, soll diesen Gedanken nun weiter
entwickeln. Man soll etwa dem Computer mündlich anweisen können, „finde mir
eine Zug- und Busverbindung zu meiner in einem Hamburger Vorort lebenden Tante
und besorge mir auf dem Weg zu ihr auch eine Strauß Blumen“. Fragen wie diese und
noch viel mehr sollen durch eine komplexe Recherche des iPhones gelöst werden,
am Ende ein ganzes Bündel von Aufgaben.
Mir ist beim Lesen klar geworden, dass ein solches Programm
voraussetzt, dass später einmal alle möglichen Anbieter von Waren,
Dienstleistungen und den damit zusammenhängenden Informationen, alles das, was
diese Anbieter bisher auf telefonische oder schriftliche Anfrage herausgegeben haben,
jetzt einer mit Siri kompatiblen Computerrecherche öffnen müssen. Sie können also nicht mehr darauf
verweisen: finden Sie diese und jene Informationen auf unserer Homepage, sie
müssen ihren Internetauftritt so umgestalten, dass auf mündlich formulierte Fragen
die gewünschte Information von selbst herausgegeben wird, gewissermaßen „aktiv“ und als
gesprochenes Wort.
Irgendwie müssen es alle Teilnehmer hinbekommen, so mit dem
Siri-System zu kommunizieren, dass etwa die Frage, ob es das gewünschte Oberhemd
auch in einer anderen Farbe und in einer anderen Größe gibt und ob man darauf
einen Nachlass bekommen kann, durch einen sich auf die Frage beziehenden Satz
beantwortet wird.
Für meine Firma würde das bedeuten, dass ich die Antwort auf
die an Siri gestellte Frage „wie viel Geld hat das Haus in der Goethestr. 72 in
der Reparaturrücklage?“ so vorhalten muss, dass mein Rechner die Antwort als
ganzen, gesprochenen Satz bereit hält, rund um die Uhr, in der Regel geschützt durch ein
Passwort, das dann der Rechner des Siri-Benutzers wissen und sagen muss.
Die nächste Generation der Internetnutzung, das „Internet
3.0“ oder wie immer man zählt, wird
also möglicherweise nicht vorrangig daran
arbeiten, dass man alle möglichen Geräte mit dem Internet vernetzt, also etwa misst,
wie viel Milch noch im Kühlschrank ist, sondern dass man alle Informationen so
bereitstellt, dass sie auf eine von Siri entgegengenommene Frage vernünftig
beantwortet werden, in gesprochener Form. Das ist sicherlich noch ein Traum für
die ferne Zukunft, die ich möglicherweise nicht mehr erleben werde, aber ich
habe mit meinen Mitarbeiten in meiner kleinen Firma gesprochen, dass wir hier zumindest
wissen sollten, auf welchem Punkt wir uns zu bewegen.
Ergänzung: vielleicht wird Siri oder Viv selbst dafür sorgen, dass die Informationen meiner Firma zu gesprochenen Worten werden, aber ich werde auf jeden Fall die Voraussetzungen für einen Anschluss an das neue System schaffen müssen
Ergänzung: vielleicht wird Siri oder Viv selbst dafür sorgen, dass die Informationen meiner Firma zu gesprochenen Worten werden, aber ich werde auf jeden Fall die Voraussetzungen für einen Anschluss an das neue System schaffen müssen
1 Kommentar:
Woher rührt Deine einseitige Begeisterung für das gesprochene Wort - rührt sie her von der großen Bedeutung, die die Predigt für Dich hat? Ich genieße die Stille der Schrift, für Dag Kittlaus bleibt die Tür verschlossen.
Vor langer Zeit habe ich einen Roman gelesen, der unter Neandertalern spielte. Die Leute verfügten über eine Lautsprache, wenn es ernst wurde, fielen sie aber auf ihre ursprüngliche Zeichensprache zurück, die ihnen immer noch leichter von der Hand ging. Die Unterhaltungen verliefen lautlos.
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