Niemand
würde auf die Idee kommen, eine Pfanne Bratkartoffeln dadurch geschmacklich zu
verbessern, dass man sie im Öl einer besonderen Pflanze oder etwa im Bauchspeck
eines Wildschweins brät. Die Freude an der braunen Kruste der Bratkartoffel entsteht
– so sagte es mir ein Chemiker, der gleichzeitig Hobbykoch war – unabhängig von
allen Beigaben durch das Austreten von Stärke, die sich in der Brathitze
karamellisiert. Der Vorgang lässt sich beliebig an vielen Gemüsesorten und an
Fleisch wiederholen. Wir lieben also am Steak dasselbe, was uns auch an der
Bratkartoffel gefällt.
Es würde auch
niemand auf die Idee kommen, in Köln nach einem Bier zu suchen, das in einem
aufwändigen Verfahren hergestellt wurde und entsprechend € 20, – pro Glas kostet
. Wir suchen beim Kölsch das Einfache, das immer Gleiche, gestatten uns
vielleicht noch eine Vorliebe für Gaffel, Früh oder Sion, aber mehr nicht.
Auch meine
englischen Freunde bereiten ihren Tee nach dem Motto zu don't make a
fuss, treibe nicht zu viel Aufwand. Sie werfen ein paar schmucklose
Beutel, die nicht einmal einen Faden und ein Schildchen haben, in das
kochende Wasser und schauen auch nicht auf die Uhr, wie lange sie den Tee
ziehen lassen wollen. Der Tee schmeckt bei Ihnen immer gleich gut, was auch für
den Kaffee gilt, den meine Frau morgens in einer einfachen Filtermaschine zum
Frühstück kocht. Alles, was ich im Laufe des Tages noch zusätzlich an Kaffee
bekomme, auch Kaffee im Restaurant, ist dagegen meist zweitklassig.
Ich suche
nach dem einfachen und preiswerten Geschmack. Ich weiche den Leuten aus, die
mir teuren Whisky aufschwatzen wollen und halte Distanz zu einem ansonsten guten Menschen, der sich einmal rühmte, zwölf verschiedene Sorten Grappa in seinem
Schrank zu haben. Selbst bei teuren Weinen bin ich skeptisch. Ich freue mich an
den beiden Hausweinen, einem roten und einem weißen, die mir ein lieber Freund
vorsetzt, wenn ich ihn besuche. Er kauft sie für weit unter € 10, – pro Flasche
in einem Wuppertaler Handelsgeschäft ein. Als ich dort ebenfalls nach diesen
Weinen gesucht habe, fand ich sie als einzige nicht im Regal sondern auf einer großen
Palette, kartonweise gestapelt. Auch andere Leute hatten sich offenbar diese
Hausweine ausgesucht und freuten sich daran.
Von dem englischen
Atheisten Christopher Hitchens (1949 – 2011), der für seinen Alkoholismus
bekannt war, wusste man, dass er sich gerne als Gastgeschenk eine einfache
Flasche Black Label erbat. Das ist die geringfügig bessere Variante des
meistverkauften Whiskys der Welt, Red Label von der Firma Johnny Walker. Er
liegt im Preis bei der Hälfte der auserlesenen Single Malts, bei denen für
Kenner der Whisky erst richtig anfängt.
Nun könnte
man angesichts dieser atheistischen Maßstäbe sagen, es sei Christenpflicht,
sich nach besseren Dingen auszustrecken. Ich möchte das bezweifeln, ich halte
es eher mit den mönchischen Christen, die gelehrt haben, ein Christ solle nicht
auf dem Sofa sitzen. Ein Holzstuhl müsse für ihn ausreichen.
Ich schreibe
dies, während ich auf unserer Terrasse sitze und einen einfachen Calvados
trinke. Ich gestehe allerdings, dass die Gartenstühle eine weiche Auflage
haben. Man kann nicht immer konsequent sein.
1 Kommentar:
Wenn jemand, von dem man es nicht unbedingt erwartet hätte, das schöne Lied des schlichten Lebens singt, klingt es besonders schön.
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