Montag, 27. Juli 2009

Im Haus von Konrad Adenauer




Gestern war ich zum ersten Mal in meinem Leben im Rhöndorfer Haus von Adenauer, dem ersten Kanzler unserer Bundes-republik. Der Besuch war als Geschenk für drei türkisch-deutsche Freunde gedacht, bei denen ich auf angenehme Weise etwas gutzumachen hatte.

Ich will gleich sagen, daß sich der Besuch gelohnt hat. Das Haus liegt auf einem schönen Fleck am unteren Rand der Weinberge, die hier die südliche Flanke des Drachenfels im Siebengebirge bedecken. Adenauer muss das Grundstück mit Bedacht ausgewählt und dabei die Nachteile in Kauf genommen haben, die sich aufgrund seiner steilen Hanglage ergeben. Er ist viele Jahre lang und bis zum Ende seiner 91 Jahre zunächst einen stark ansteigenden Zuweg und dann etwa achtzig Treppen bis zu seinem Haus hinaufgestiegen (das obige Foto zeigt den neuen, ebenfalls steilen Aufgang vom Museum aus). Belohnt wurde er durch einen überaus schönen Blick auf den unten im Tal fließenden Rhein

Das Haus ist geräumig aber nicht prunkvoll. Die Häuser von Churchill und de Gaulle, die ich vor Jahren besuchte, sind deutlich repräsentativer. Die Einrichtungsgegenstände sind oft bürgerlich und bieder (Adenauer war sparsam), gelegentlich blitzen allerdings seine Erfindungen auf, wie die tagsüber hinter zwei kleinen Gardinen verborgenen Batterien von Lichtstrahlern, die einige bemerkenswerte Bilder aus seiner schönen Sammlung abends besonders zur Geltung brachten.

Sein schönstes Bild, so hat er es immer gesagt, war aber das Landschaftsbild, das er von seinem Lieblingsplatz auf der Couch durch das Wohnzimmerfenster betrachten konnte. Das Fenster ist sparsam in seinen Ausmaßen, was aber den Gedanken, hier ein weiteres Bild in der Sammlung vor sich zu sehen, unterstreicht.

Adenauer hat das Haus 1938 gebaut, da war er zweiundsechzig Jahre alt und von den Nazis mit Schimpf und Schande aus seinem Amt als Kölner Oberbürgermeister verjagt. Er war verhaftet worden, kam wieder frei, mußte sich lange Zeit in Maria Laach verstecken, konnte es aber irgendwann erreichen, daß ihm zumindest ein Teil seiner Pension zugestanden wurde. So konnte er bauen und dabei den später mit seinen Rosenbeeten, seinem Pavillon und seiner Bocciabahn berühmt gewordenen Garten zunächst als reinen Nutzgarten anlegen, in welchem unter anderem auch ein Schaf gehalten wurde.

Im neuen Museum unterhalb des Hauses sind die Objekte seines Erfindungsreichtums zu bewundern, der ihm bereits als Kölner Beigeordneten zwei Patente eingebracht hatte (für ein einfaches Maisbrot in den Hungerjahren des Ersten Weltkrieges und eine entsprechende Blutwurst). In Rhöndorf erfand er unter anderem eine Harke, die mit einem kleinen Hammerkopf kombiniert war (siehe Foto) und eine Gießkanne mit einem nach unten abklappbaren Sieb. Seiner Sekretärin soll er nach dem ersten Raketenstart der Amerikaner gesagt haben, auch das Prinzip der Rakete sei von ihm erfunden, von den Behörden jedoch nicht verstanden und deshalb nicht zum Patent angenommen worden.

Im April 1967 ist er in seinem Schlafzimmer im Obergeschoß gestorben. Man hat ihm eine große Beerdigungen im Kölner Dom ausgerichtet und seinen Sarg dann wieder nach Rhöndorf zurückgebracht, wo er auf dem nahen Waldfriedhof begraben wurde. Ich habe damals als achtzehnjähriger vor den südlichen Eingang des Doms ausgeharrt, um die Großen der Welt frei und ungeschützt durch die Straßen Kölns wandeln zu sehen, vom imposanten General de Gaulle überragt.

Diese Freiheit war damals schon nicht mehr ganz selbstverständlich. Immerhin war nicht lange zuvor Kennedy ermordet worden, der kurz vor seinem Tod 1963 in Köln war und vor dem Rathaus eine Rede hielt. Während seiner berühmten Rede in Berlin ("Ich bin ein Berliner") stand der greise Adenauer würdevoll neben dem jungen Präsidenten. Wie viele andere Politiker, den 13 Jahre jüngeren Hitler eingeschlossen, hat Adenauer auch Kennedy überlebt, um vier Jahre.

Meine türkischen Freunde haben alles mit großem Interesse und wachen Sinnen in sich aufgenommen. Sie haben einen deutschen Pass und sind auf dem besten Weg, den Alten von Rhöndorf als ihren eigenen Urgroßvater zu adoptieren. Ich denke, er hätte nichts dagegen. Er war ein Familienmensch.



Weitere Fotos erscheinen, wenn man auf das nächste Foto klickt:

Adenauerhaus



Samstag, 25. Juli 2009

Abschied von John Updike





Für einen treuen Leser ist ein Schriftsteller eigentlich erst dann tot, wenn das endgültig letzte von ihm erschienene Buch zu Ende gelesen ist. Bei mir wäre nun also der 25. Juli 2009 Updikes Todestag, nicht der 27. Januar 2009, das wirkliche Datum.

Es folgten noch zwei neue Bücher auf Updikes Tod. Im März erschien sein posthumer Gedichtband Endpoint, im Juni dann My Father's Tears ein Band mit 18 Kurzgeschichten, deren letzte The Full Glass ich heute nicht ganz ohne Rührung gelesen habe. Anders als bei den Gedichten, deren letzte im Bewußtsein des nahen Krebstodes geschrieben sind, findet sich in den Kurzgeschichten kein Hinweis auf die lebensbedrohliche Erkrankung. Bis zum Schluß betrachtet die Hauptfigur der jeweiligen Geschichte (immer unverkennbar Updike selbst, auch wenn er sich unterschiedliche Namen und Berufe gibt) ihr fortgeschrittenes Alter mit dem augenzwinkernden Optimismus, als könne das Leben noch viele Jahre so weitergehen.

In der letzten Geschichte wählt Updike für den Ich-Erzähler einen praktischen Beruf: er hat sein Geld damit verdient, Holzfußböden zu verlegen und beschreibt die Schönheit der fertigen Arbeit und die Befriedigung, die daraus erwächst. Normalerweise sind die Updike abbildenden Personen eher Menschen aus akademischen Berufen, aber dieser letzte Updike ist ein praktischer Mensch. Das bringt den Vorteil, daß er keine weitere Begründung dafür geben muß, warum er nicht allzu tief über sich selbst reflektiert. So sagt er es gleich zu Beginn. Er ist eben ein Handwerker, kein Intellektueller.

Natürlich ist das nur ein Trick. Nach meinem Eindruck breitet Updike hier ein letztes Mal seine Skepsis gegenüber dem Stand der professionellen Seelenforscher aus, eine Skepsis, die er mit vielen Schriftstellerkollegen teilt. Besonders sein großes Vorbild, Vladimir Nabokov, war ja davon überzeugt, daß es sich etwa bei der Psychoanalyse um eine vollkommen sinnlose Scheinwissenschaft handelt. So weit würde Updike zwar nicht gehen, aber als sein Handwerker dann doch einmal etwas aus der Tiefe seiner Seele heraus läßt, ist es ein hässlicher Gedanke (die heimliche Erleichterung über den Tod einer früheren Geliebten) und der Erzähler nimmt ihn auch sogleich mit der Bemerkung zurück kommt, da könne man sehen, was beim Tiefschürfen herauskommt. Scratch the surface, and ugliness pops up.

Konsequenterweise bleibt er bei der Schilderung alltäglicher Dinge, die scheinbar an der Oberfläche dahinfließen, von denen aus Updike aber immer wieder auf seine ganz eigene, unverwechselbare Art in die Tiefe der menschlichen Existenz eindringt. Die letzte Szene beschreibt die morgendliche Rasur und die Einnahme der verschriebenen Tabletten. Das Glas Wasser, das der Geschichte seinen Titel gibt, wird erhoben und begleitet am Ende einen vorsichtigen Trinkspruch auf das Leben. Updike beginnt ihn auf ironische Art, indem er seine Unsicherheit über die Seelenlage des Trinkenden ausdrückt: wenn ich den Mann richtig verstehe, dann -

If I can read this strange old guy's mind aright, he's drinking a toast to the visible world, his impending disappearance from it be damned.

"Wenn ich die Gedanken dieses eigenartigen alten Kerls richtig lese, dann trinkt er auf die sichtbare Welt, sein drohendes Verschwinden von dieser sei verdammt."



Samstag, 18. Juli 2009

Plötzliche Furcht beim Eintreten ins Internet




Manchmal ist das Internet zu fürchten. Ich sage das vor dem Hintergrund, daß mir von meinen Nächsten eine große Liebe zum Internet und zur modernen Informationstechnik nachgesagt wird. Aber heute habe ich etwas Schlimmes gehört.

Die Geschichte geht wie folgt: Amazon hat festgestellt, daß es zwei Bücher verkauft hatte, für welche die Rechte nicht vorlagen. Es waren elektronische Bücher, die sich Leute für je $ 0,99 auf ihr eBook heruntergeladen hatten. Amazon verkauft das eBook, also das Gerät für diese elektronischen Bücher unter dem Namen „Kindle“ für mittlerweile weniger als $ 300,- und bietet neue Bücher für $ 10,- zum Herunterladen an, ältere für $ 1,- und weniger, manche sogar gratis. Die „Kindles“ können zum Zwecke des Herunterladens neuer Bücher wie eigenständige PCs online gehen. Es gibt dabei offenbar aber auch die Möglichkeit, daß Amazon bestimmte Bücher aktualisiert und dabei von sich aus auf die „Kindles“ zugreift.

Diese Möglichkeit hat man jetzt genutzt und die illegal vertriebenen Bücher kurzerhand in den „Kindles“ der Kunden gelöscht. Zwar wurden die zuvor gezahlten $ 0,99 umgehend erstattet, aber der Schrecken war natürlich groß – umsomehr als es sich bei den Büchern , man glaubt es nicht, um die Orwell-Romane „1984“ und „Animal Farm“ handelte. „1984“ beschreibt den Zugriff des allmächtigen „Big Brother“ auf das Leben jedes einzelnen. Amazon macht ihn zeichenhaft wahr.

Bei dieser Gelegenheit nenne ich eine zweite Sorge. Ein altes wirtschaftliches Prinzip sagt, man solle keine Geschäfte machen, bei denen der Vorteil der anderen Seite im Dunkeln liegt. Das schließt also etwa Verkäufe weit unter Preis aus, es sei denn, daß ein Anschluß- oder Nebengeschäft in Aussicht steht.

Vor diesem Hintergrund wird mir das Internet mit seinen gewaltigen Gratisleistungen mehr und mehr verdächtig. Ich lese seit Jahren unentgeltlich die New York Times (die offenbar jetzt auch kurz vor der Pleite steht). Ich nutze Twitter, bei dem die Gehälter von einigen Dutzend Leuten derzeit ausschließlich aus dem Bestand an Gründungskapital gezahlt werden, das einige besonders risikofreudige Leute aufgebracht haben. Sobald Twitter Geld für mein Mitspielen nehmen will, höre ich mit Twitter auf, so wie ich Google aufgeben werde, sobald es da was kostet (Bing wartet ja schon als Alternative).

Ich bin also mit beiden Beinen tief in einem Sumpf von geschenkten Dienstleistungen. Werde ich drin versinken?

Nun gehe ich erstmal wieder zu Twitter. Arashad aus Dubai hat mir heute nachmittag die Koordinaten des Einkaufszentrums "Ibn Battoota Mall" gegeben, in dem er sich gerade ein neues Teleobjektiv kauft: 25.044638, 55.120155. Ich sehe es bei Google Earth aus der Luft, ein imposanter Gebäudekomplex.

Und ich dachte, die hätten dort nur einen Kamelbasar. So lernt man immer was dazu.



Mittwoch, 15. Juli 2009

Something Beautiful for God




Als Mutter Teresa, eine der bekanntesten modernen Heiligen der katholischen Kirche, erstmals vom Fernsehen entdeckt und um Zustimmung zu einer Reportage über ihr Werk gebeten wurde, hat sie sich erst einmal sehr zurückhaltend gezeigt. Nur durch die Intervention eines hochgestellten Geistlichen konnte sie am Ende überredet werden, einem englischen Fernsehteam ihr Haus für Filmaufnahmen zu öffnen. In einem Brief an den verantwortlichen Redakteur machte sie etwas zur Bedingung, was später ein oft zitiertes Wort von ihr wurde: try to make the world conscious that it is never too late to do something beautiful for God – versuchen Sie, der Welt deutlich zu machen, daß es niemals zu spät ist, um etwas Schönes für Gott zu machen.

Something beautiful for God - etwas Schönes für Gott - dieses Wort hat sicherlich vielen Menschen auf der ganzen Welt Inspiration gegeben, weit über den Kreis der Christen hinaus. Viele Menschen suchen nach etwas, das mehr ist als die bloße Pflichterfüllung im Rahmen ihrer religiösen Überzeugung. Sie suchen nach Schönheit als Mittel gegen die Gefahr grauer Eintönigkeit im Praktizieren ihres Glaubens.

Ich schreibe diese Gedanken zunächst einmal für meinen moslemischem Freund Nureddin Öztaş auf, von dem ich weiß, daß er schon lange sehr engagiert dabei ist, etwas Schönes für seinen Gott Allah zu tun. Ich schreibe dies auch, weil ich weiß, daß er sich Sorgen um den mangelnden Respekt macht, der dem Islam und seinen Nachfolgern vielerorts entgegengebracht wird. Vielleicht liegt eine Lösung für dieses Problem in dem Vorsatz, etwas Schönes für Allah zu schaffen.

In den letzten Wochen habe ich zu einer ganzen Reihe von jungen Moslems in der ganzen Welt Kontakt gehabt, und zwar über das Internet. Auch für Sie schreibe ich (und habe es auch in Englisch geschrieben), um sie zu ermutigen, etwas Schönes für ihren Gott zu tun. Mein Wunsch für sie alle ist, daß sie einen ganz persönlichen Weg finden, um den gewinnenden Charakter eines Lebens zu zeigen, das unter der Gewißheit steht: es gibt einen lebendigen Gott. Ich weiß, daß viele Moslems etwas fürchten, was sie in Englisch Islamophobia, also Islamfurcht nennen. Nach meiner Überzeugung besteht der beste Weg, negative Gefühle gegenüber dem Islam zu überwinden, darin, daß man offen für die Vorzüge seines Glaubens, für seine Schönheit wirbt.

Mein Freund Nureddin macht etwas Schönes für Gott, indem er an allererster Stelle den Menschen in seiner Umgebung sehr viel Freundlichkeit zeigt. Vielleicht ist das bereits der wichtigste Schritt. Ich habe von Nureddin gelernt, daß der Islam die Anschauung eines persönlichen Gottes kennt und seine Gläubigen dazu anhält, ein Leben in der beständigen Gegenwart Gottes zu führen. Für Nureddin trägt jede alltägliche Begegnung die Möglichkeit in sich, etwas von der Liebe und Barmherzigkeit weiterzugeben, die zum Charakter seines allgegenwärtigen Gottes gehört. Nureddin ist in der Türkei geboren worden und kam mit zehn Jahren nach Deutschland. Er ist Eigentümer einer Apotheke in Köln und bedient jeden Tag viele Hundert Leute. Wenn er ihnen freundlich begegnet, möchte er damit etwas von der Gegenwart Gottes und von seinem Wesen zeigen.

Ich habe Nureddin vom Beginn unserer Freundschaft an bis heute viel von meinem eigenen Glauben erzählt, von dem wir beide wissen, daß er sehr unterschiedlich von Nureddins Glauben ist. Ich habe ihm gesagt, daß Jesus Christus mit dem Ziel ein Mensch geworden ist, seinen Nachfolger zu ermöglichen, in ihrem Alltag in der Gegenwart des Gott-mit-uns leben zu können. Nureddin hat sehr freundlich geantwortet, daß er diesen Gedanken sehr gerne habe, auch wenn er nicht an die Möglichkeit glaube, daß Gott jemals Menschen werden könne. Trotz aller Differenzen sei er sich aber mit jedem Christen darüber einig, daß man um die unmittelbare Nähe Gottes wissen und seine Gegenwart in jeder menschlichen Situation erfahren kann.

Nureddin macht noch ein Zweites schön für Gott: er engagiert sich in gesellschaftlichen Projekten. Er arbeitet in einer Organisation, die Nachhilfe für Schulkinder gibt, denen das Lernprogramm der deutschen Schulen Schwierigkeiten bereitet, in der Regel, weil sie oder ihre Eltern nicht in Deutschland geboren sind. Er und seine Freunde planen den Start einer neuen Schule in der Nähe von Köln, die in gleicher Weise für Moslems und Christen offen sein soll. In dieser Schule wird der Islam nicht gelehrt, aber es sollen dort der Respekt und die Liebe für alle Kinder vorherrschen, die Nureddin als Prinzipien seiner Religion versteht. Die Pläne für eine solche Schule sind zunächst in der Öffentlichkeit auf Widerstand gestoßen, weil die Menschen den Verdacht hegen, daß Moslems eine solche Schule mit einem dunklen missionarischen Hintergrund betreiben werden. So wie ich Nureddin allerdings kennengelernt habe, werden die Menschen bald herausfinden, daß diese Schule ein guter und vernünftiger Platz sein wird - ein Geschenk der im Islam verwurzelten deutschen Bürger an ihre Gesellschaft, etwas Schönes für Gott.

Meine dritte Idee ist vielleicht die schwierigste: etwas Schönes für Gott zu tun, indem man Wege zur Freiheit für alle Menschen findet. Es gibt ja in der Welt nur wenige moslemische Staaten, in denen eine freiheitliche Demokratie wirklich vorhanden ist. Einer dieser Staaten ist die Türkei, aber Nureddin ist trotzdem kritisch gegenüber der Art und Weise, mit der nach seinem Eindruck der Westen traditionell islamischen Staaten die Demokratie aufzwingen möchte. Deshalb streiten wir uns auch gelegentlich über die Entwicklung im Irak - während ich mich darüber freue, daß die ihre Irakis eine lebendige Demokratie entwickeln können, fürchtet Nureddin, daß es sich hierbei nur um einen westlichen Lebensstil handelt, den die Irakis gar nicht freiwillig übernehmen wollen. Vielleicht irren wir uns beide, und ich schlage deshalb einen dritten Weg vor: ein politisches System zu finden, in welchem die Freiheitsrechte jedes einzelnen garantiert sind und in dem traditionell islamischen Werte bewahrt bleiben, Islam und Freiheit miteinander versöhnt.

Ich habe den ganz starken Eindruck, daß in diesen Tagen der Präsidentschaftskandidat Mir Hossein Mussawi im Iran und seine jungen Anhänger genau in diese Richtung einen versöhnlichen Weg finden wollen. Wäre es nicht etwas Schönes für ihren Gott, wenn ihnen dieser Weg gelingt? Man kann der Welt niemals das schöne Gesicht des Islam zeigen, ohne den Beweis zu führen, daß die Moslems ihrem Glauben in voller Freiheit folgen. Ohne Freiheit hat keine eligion Bestand.

Ein persönliches Wort am Ende: eine Reihe meiner neuen moslemischem Freunde habe ich über Twitter gewonnen. Wenn man dort als Suchwort iranelektion eingibt, findet man sofort eine große Anzahl von Leuten, die sich für Freiheit und für den Islam einsetzen. Oder wenn man marwa, den Vornamen der jungen ägyptischen Mutter eingibt, die von einem fremdenfeindlichen Verrückten in Dresden vor den Augen ihres Kindes erstochen wurde, dann findet man noch mehr junge Moslems, die sich für Menschenwürde und Gewaltlosigkeit einsetzen.

Ich schreibe dies für sie alle. Geht, und macht etwas Schönes für Allah. Die Welt wird die Schönheit erkennen und lieben - und sie wird euch dafür lieben.

P.S. für meine christlichen Freunde: möglicherweise gefällt ihnen der Gedanke nicht, der Islam könne in ähnlicher Weise Schönheit hervorbringen wie das Christentum, dessen in Jesus offenbarter Gott ja der Zielpunkt unseres Bekenntnisses ist "alle die Schönheit Himmels und der Eden ist verfaßt in dir allein". Ich kann darauf wenig antworten. Mir erscheint eine Welt, in welcher die großen Religionen darum ringen Schönheit hervorzubringen, besser zu sein als eine, in der Busse das Stadtbild beherrschen, die mit der Aufschrift herumfahren "Es gibt (wahrscheinlich) keinen Gott".

Das Foto mit persischen Fayencen, welche die Sure 1 zitieren, stammt aus einem anderen Blog.





Donnerstag, 9. Juli 2009

Ein Wink für die Holländer




Mit dem neugeschaffenen LAUF & NORDIC WALKING PARK REMSCHEID möchte meine Stadt etwas für ihre touristische Attraktivität tun. An Holländer etwa ist gedacht, eine Stunde östlich von ihren flachen Grenzen gibt es hier Berge, die leicht das an Höhe überragen, was der mit 322 m höchste Berg der Niederlande (der Vaalserberg in der Provinz Limburg) erreicht.

Ich fühle mich in meiner weltabgeschiedenen Existenz plötzlich ins Scheinwerferlicht gerückt - mein Haus liegt nur 200 m von einem der Einstiegspunkte in das Wegenetz entfernt. Man findet mich am unteren Bildrand, etwas rechts von der Mitte, etwa da, wo das blaue Symbol der Autobahnausfahrt "Remscheid 95 b" zu sehen ist.

Holländer aller Länder, schaut bei mir herein, de koffie staat klar in de keuken!


Sonntag, 5. Juli 2009

Ein Brief meines Großvaters





Eine Cousine fand vor kurzem beim Aufräumen diesen Brief aus dem Jahre 1947 und gab ihn mir. Mein Großvater Adolf Runkel hat ihn an den Justitiar des Remscheider Haus- und Grundbesitzervereines geschrieben. Er hieß Dr. Rudi Koppelmann, war etwa 40 Jahre alt und damals bereits seit 18 Monaten in französischer Kriegsgefangenschaft. Mein Opa, 1889 geboren und beim Schreiben etwas jünger als ich heute, beschreibt seine Lebensumstände selbst – zwei Söhne aus dem Krieg zurück, einer davon mit schweren Gesundheitsschäden, ein dritter noch in Gefangenschaft, die Wirtschaft in Trümmern. Er sitzt in einem kleinen Hilfsbüro im Keller einer anderen Firma, das eigene Büro ist durch Bomben zerstört.

In dieser Situation findet er bewegende Worte für den Glauben. Der Adressat des Briefes ist kein Christ oder ist es nur auf dem Papier. Er und der Opa haben viele Jahre lang regelmäßig gezecht, man war sich von daher vertraut, auch wenn man sich immer noch siezte. Mein Großvater war ein genußvoller Trinker, so hat es mir der alte Dr. Koppelmann selbst noch erzählt. Aber der Opa bekam offenbar Probleme damit. Einige Jahre vor dem Krieg begann er, abstinent zu leben, und hielt es bis zu seinem Tod durch. Er wurde 72 Jahre alt, auf dem Photo von 1949 ist er 60. Die letzten zwölf Lebensjahre hat er zusammen mit mir als seinem ältesten Enkel auf der Erde verbracht.

In seinem Brief klingt an, daß er bedauert, mit Dr. Koppelmann nicht schon früher über den Glauben gesprochen zu haben. Dem stand aber wohl der Wein entgegen, denn es redet sich mit vernebeltem Kopf nicht gut von Gott.

Der Opa sagt die Menschen sind ja an allem zuschanden geworden. Geld, Gut, Reichtum, Ehre und alles, was die Welt zu geben vermag, hat enttäuscht. Und fügt hinzu: Gott enttäuscht nie.


Remscheid, 14. Januar 1947

Lieber Rudi Koppelmann!

Ihr Brief hat mich sehr erfreut und ich hätte ihn gern handschriftlich beantwortetet, aber nun liegt er schon einige Wochen da und ich komme nicht dazu. So will ich nun, um Sie nicht länger warten zu lassen, auf diesem Wege antworten. Ihre liebe Frau habe ich durch Ihr Töchterchen sofort fernmündlich von der Ankunft Ihres Schreibens unterrichtet. Ich kann es verstehen, mit welcher Sehnsucht Sie den Augenblick Ihrer Rückkehr erwarten. Wenn man selbst Söhne jahrelang auf den Kriegsschauplätzen hatte, so kennt man etwas von den Empfindungen. Zwei Jungens sind ja zu Hause. Mein ältester Sohn war auch in russischer Kriegsgefangenschaft. Er kam im Juni vorigen Jahres zurück. Mein jüngster kam vor einigen Wochen aus französischer Kriegsgefangenschaft. Er hatte zuletzt als Bergmann in Douai gearbeitet. Er ist hoch aufgeschlossen; 1,86 m groß, und hat in den ersten sieben Monaten seiner Gefangenschaft sehr gelitten. Nun muss er stets liegen. Man kann nicht übersehen, wie die Sache ausläuft. Mein Sohn Hermann, mein zweiter, ist in russischer Kriegsgefangenschaft. Ich weiß nicht, wo er ist, vermute aber, dass er sich recht, recht weit im Osten befindet. Seit der Mitte des vorigen Jahres habe ich Nachricht von Ihnen. Er schreibt sehr glücklich. Er weiß sich in lebendiger Verbindung mit seinem Vater im Himmel und achtet deshalb weniger auf die täglichen Schwierigkeiten, die ihm begegnen. Unsere Verbindung über den Himmel ist auch recht enge. Sie kann durch Raum und Zeit gar nicht gestört werden. Wir wissen das bestimmt, dass der lebendigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und alles in seiner starken Hand hält, auf ihn herab blickt und jeden seiner Seufzer hört. Das Wort Gottes sagt uns das im Saal 102, 19 und 20. Wir glauben an sein Wort. Es ist sehr tröstlich für seine Mutter, die Versicherung ihres Gottes zu hören dass der Herr aus dem Heiligtum und aus der Höhe auf die Erde herab blickt, um das Seufzen der Gefangenen zu hören. Er hat es gut mit uns vor, aber er weiß, dass die Dinge dieser Erde nie wahrhaft glücklich machen können. Deshalb zerschlägt er hier manches, damit der Blick zu ihm empor gerichtet wird. Fülle von Freunden ist vor seinem Angesicht. Psalm 16. Wenn wir uns nur mit den Dingen dieser Welt beschäftigen, dann haben wir keine Empfinden für das, was Gott für uns getan und für uns bereitet hat. Wir sind dann leider nur mit dem Diesseitigen beschäftigt, aber mein Sohn schreibt mir einmal: "Auch ohne Nachricht weiß ich euch sicher in unseres Gottes Hand. Das macht mich getrost und glücklich. Wie viel besitzen wie er durch den unerschütterlichen Glauben an unseren Vater im Himmel. Auch in den schwierigsten Augenblicken wandeln wir sicher über den Umständen dieser Zeit. Ich bin glücklich und getrost. Um mich braucht Ihr euch nicht zu sorgen. Auch um euch sorge ich mich nicht. Der die Vögel unter dem Himmel ernährt und kleidet, sollte der uns verlassen? Der Herr hatte in seiner Gnade nicht bis hierher wunderbar geführt. Er wird es auch weiter tun. Seid seiner Liebe anempfohlen." Und ein ander Mal schreibt er von herrlichen Erlebnissen, von Gottes Führungen und vom unerschütterlichen Vertrauen zu ihm, trotzdem er, nachdem er sechs Tage an seinen Endziel war, an Malaria mit Fieber von 41° und dann an Ruhr erkrankte. Trotzdem hält er fest an Gottes Güte." Ich habe seine Nähe," so schreibt er wieder, sehr verspürt!“ Ist das nicht schön? Wir haben früher viel zu wenig darüber gesprochen und ich weiß ja leider von so vielen Augenblicken, wo ich kein lebendiger Zeuge für all die herrlichen Dinge, die ich immer kannte, war. Da habe ich manches nachzuholen. Lieber Rudi, ich fühle mich Ihnen sehr verbunden. Die vielen Jahre gemeinsamer Arbeit haben uns nahe gebracht. Ich wünsche, dass auch sie den Vater im Himmel näher kennenlernen. Man muss dann mit Sünde und Schuld zu ihm kommen und sich Vergebung durch Jesu Blut schenken lassen Gott will, dass alle Menschen errettet werden. Haben Sie eine Bibel? Dann lesen Sie doch bitte mit viel Aufmerksamkeit darin. Ich tue es heute viel mehr als früher. Ich nehme gern Gelegenheit, alle Menschen, die mir begegnen, auf Gott hinzuweisen. Durch Gottes Güte habe ich viel Freimütigkeit dazu und die Menschen sind ja an allem zuschanden geworden. Geld, Gut, Reichtum, Ehre und alles, was die Welt zu geben vermag, hat enttäuscht. Gott enttäuscht nie, aber die Güter, die er schenkt, sind ganz anderer Natur. Aber sie machen das Herz froh und glücklich. Das habe ich erlebt in den Kriegsjahren, besonders in den letzten Jahren.
Nun muss ich Ihnen noch etwas erzählen von meiner Tätigkeit. Mit den täglichen Arbeiten der Geschäftsstelle des Haus- und Grundbesitzes gebe ich mich wenig ab. Ich überlasse alles Frau Krikke. Ich muss zusehen, dass ich bei den großen Fragen, die zu entscheiden sind, mitwirke. Das tue ich mit allen Kräften. Dr. Hesberg hat für den Verband einen besonderen Ausschuss für bauwirtschaftliche Fragen eingesetzt und mir den Vorsitz übertragen. In einer entscheidenden Sache der Baulenkung habe ich mitgearbeitet und Vorschläge für die Abänderung einer Verordnung gemacht, die verheerende Auswirkungen brachte. Meine Vorschläge sind geprüft und an das Zentralamt der Wirtschaft weitergeleitet worden. Ich bin auch Mitglied eines Ausschusses für Bau- und Wohnungsfragen der vereinigten Industrie- und Handelskammern für Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig halte ich die Verbindung mit den baugewerblichen Verbänden auch über den örtlichen Rahmen hinaus aufrecht, so daß Remscheid bei der Erledigung weitgehender Fragen in die Erscheinung tritt. Frau Krikke wird Sie über alles andere unterrichtet haben.
Über Aussichten, für Sie und Ihre Entlassung etwas tun zu können, kann ich wenig berichten. Ich habe aber gleich eine Besprechung an der Handelskammer und will es dort nochmals vortragen vielleicht treffe ich Herrn Wolf. Man hört aber wenig von solchen Sachen.
Wir müssen stille halten seinem Walten, wie schwer es oft auch sein mag. Ich wünsche von Herzen, dass Sie recht bald zu Ihrer Familie und in Ihren alten Arbeitskreis zurückkehren können, wenn ich auch weiß, dass Schwierigkeiten besonderer Art uns stets begleiten werden. Ihrer Frau und Ihrem Töchterchen geht es, soweit nicht das durch die wenigen Augenblicke, die wir uns sehen, beurteilen kann, gut. Sie warten so sehnlich, wie auch Sie warten Leben Sie wohl!

Mit vielen herzlichsten Grüßen in alter Verbundenheit
Ihr Adolf Runkel



Donnerstag, 2. Juli 2009

Demokratie und Glauben




Für meinen Freund Nureddin.



Vor einigen Jahren habe ich bei dem evangelischen Theologen Eberhard Jüngel (Bild) etwas über das Verhältnis von Kirche und Staat gelesen. Jüngel äußerte daran zunächst eine gewisse Distanz gegenüber dem modernen Staat und vertrat die Ansicht, daß die letzten Ziele des christlichen Glaubens nicht deckungsglech mit den Zielen einer bürgerlichen Demokratie sind. Trotzdem sei die Demokratie allen anderen bekannten Regierungsformen vorzuziehen, weil in ihr die Existenz einer christlichen Kirche am besten gesichert werden könne.

Mir hat damals das Bekenntnis zum besonderen Charakter der Kirche und die kritische Solidarität mit dem modernen Staat, die sich in diesen Worten äußerte, gefallen. In den letzten Wochen bin ich nun erneut auf diese Gedanken gestoßen, diesmal allerdings bei der Frage, ob sich auch die letzten Ziele eines anderen Glaubens mit den Zielen einer bürgerlichen Demokratie in Einklang bringen lassen - des Islam.



Nach meinem Eindruck stellt sich die Frage hier sehr viel schärfer. Man stelle sich vor, ein Vertreter der türkischen Moslems würde etwas Ähnliches wie Jüngel in der deutschen Öffentlichkeit sagen. Er geriete sogleich in den Verdacht, die Demokratie lediglich als einen geschützten Garten anzusehen, in dem am Ende die Scharia als neue Pflanze alles andere überwuchern solle.

Nun habe ich in den letzten Jahren zunehmend moderne Moslems kennen gelernt, die ganz ähnlich wie Eberhard Jüngel davon überzeugt sind, ihren Glauben am besten im staatlichen Rahmen einer westlichen Demokratie leben zu können. Sie wollen diesen Rahmen schon allein deshalb nicht moslemisch umgestalten, weil sie in einem Staat leben, dessen Bürger den unterschiedlichsten Religionen angehören, den Atheismus als heimliche Hauptreligion eingeschlossen. Sie wissen, daß die Umgestaltung des Staates nach den Prinzipien einer einzigen Idee mit einem großen, den Staat letztlich zerstörenden Zwang einhergehen würde.

Nun haben diese modernen Anhänger Mohammneds, welche Islam und Demokratie miteinander versöhnen wollen, viele Gegner. Das beginnt mit den Christen, deren Argwohn gegen jeden kleinsten Anschein von Gottesstaat paradoxerweise durch das eigene Scheitern im Versuch, selbst einen solchen auch nur theoretisch zu denken, geschweige denn herbeizuführen, noch verstärkt wird. Es setzt sich spiegelbildlich bei den Glaubensgenossen aus den eigenen, moslemischen Reihen fort, die ebenfalls das Ideal eines Gottesstaates vor ihrem inneren Auge haben und dieses aus den unterschiedlichsten Gründen heraus nicht einer letztlich als atheistisch empfundenen Demokratie opfern wollen.

Hier verläuft im Moment eine blutige Linie zwischen den fundamentalistischen Machthabern in Iran und ihren Reformgegnern, die unter der Leitung von Mir Hossein Mussawi sich gerade letzteres fest vorgenommen haben: eine Versöhnung zwischen dem alten Glauben und einer modernen Staats- und Lebensform. Ahmedinejad, so weiß man, hält diese Versöhnung für unmöglich. Eigenartigerweise findet sich aber auch unter den radikalen Kritikern des Regimes im Iran eine Richtung, die ebenfalls nicht an eine solche Versöhnung glaubt und sich radikal als "Infidel Bloggers Alliance" im Internet zu erkennen gibt.

Auch in der Türkei ist die Frage einer solchen Versöhnung noch längst nicht entschieden. Die Regierungspartei glaubt daran, die laizistische Opposition meldet dagegen unter Berufung auf den Staatsgründer Atatürk Zweifel an. Außerdem gibt es nach meinem Eindruck in der Türkei ein breites Vorurteil gegen arabische Regierungen, welches ebenfalls zu einer Skepsis gegenüber demokratischen Möglichkeiten in den islamischen Kernstaaten führt. Auch hinter der Skepsis meiner deutschen Mitbürger, was den Erfolg der irakischen Demokratie betrifft, stecken sicherlich viele Vorurteile gegen Araber (die man moralisch hinter einer Entrüstung über Bush zu verstecken versucht).

Auf eine ganz eigene Weise muß auch Israel die Möglichkeiten einer Versöhnung zwischen Islam und Demokratie erwägen. In der Frage eines selbständigen Staates für die Palästinenser kommen dort nach meinem Eindruck die stärksten inneren Einwände aus dem tiefen Zweifel, daß dieser ja zwangsläufig moslemische Staat jemals demokratisch und damit in seinem Friedenswillen berechenbar sein kann. Die Nachbarn in Syrien und Ägypten und in einigen anderen Ländern scheinen außerdem jeder auf seine Weise die These der radikal konservativen und der radikal fortschrittlichen Menschen im Nahen Osten zu beweisen, daß Islam und Demokratie nicht zueinander passen.

Wo sind am Ende die Freunde der Versöhnung beider Denkweisen? Ich sehe sie überall dort, wo in der direkten Begegnung mit Moslems der tiefe Wille dieser Menschen erkennbar wird, ein selbstverständlicher Teil dessen zu sein, was etwas vereinfachend mit "westliche Welt" beschrieben wird. Es ist in Wirklichkeit ein geographisch nicht mehr eingrenzbarer Bereich, in dem die Menschen in zunehmendem Maße Zugang zu Möglichkeiten des weltweiten Austauschs haben. Zum Herrschaftsbereich dieser Welt sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr Menschen hinzugekommen, und andere warten darauf, in kürze zugelassen zu werden.



Ich sehe überall Moslems, die Teil dieser Welt sein wollen und sich dann auch - wie etwa die Türken in Deutschland - in hohem Maße zufrieden damit äußern, wie sie ihr Leben in dieser Welt gestalten können.

Diese Menschen wollen - außerdem - auch fromm sein, müssen es vielfach allein schon deshalb, um im Wirrwarr der Stimmen dieser modernen Welt die innere Stimme ihres eigenen Gewissens nicht zu verlieren. Diese Menschen könnten die Wegbereiter einer neuen, versöhnten Welt sein. Man muß ihnen nur die Tür öffnen und ihnen eine Chance geben, im Iran, im Irak, unter den deutschen Türken und überall.





* Eberhard Jügel, Hat der christliche Glaube eine besondere Affinität zur Demokratie?



S. 111 ... daß "der christliche Glaube die Gemeinschaft der glaubenden vom politischen Gemeinwesen und dementsprechend Kirche und Staat fundamental voneinander unterschieden weiß"



S. 377 "Unter den real existierenden Staatsformen ist die parlamentarische Demokratie diejenige, die den genannten Zumutungen mehr als jede andere entspricht."