Dienstag, 10. August 2010

Einige Daten zum heute beginnenden Ramadan




Der Monat Ramadan beginnt einige Stunden nach dem astronomischen Zeitpunkt für den Neumond, der fällt in diesem Jahr auf den heutigen 10. August, 4.08 Uhr MEZ. Da in Europa um diese Zeit bereits die Morgendämmerung beginnt, wurde der eigentliche Beginn des Mond-Monates Ramadan für unser Gebiet auf den morgigen 11. August festgelegt, genauer: auf den Abend des 10. August.

Die im arabischen und auch im israelischen Raum gebräuchlichen Mond-Monate (in Israel beginnt heute der Monat Tischri) bestehen aus 29 oder 30 Tagen, die jeweils mit dem Sonnenuntergang beginnen. Je nach Ortszeit kann der Ramadan weltweit einen Tag früher oder einen Tag später als in Europa beginnen.

Zwölf Mond-Monate sind in der Summe um fast zwei Wochen kürzer als ein Sonnenjahr. Deshalb wandert der Ramadan kontinuierlich durch die Zeiten (10 - 11 Tage pro Jahr rückwärts) und wird im kommenden Jahr entsprechend am 2. August beginnen. Im Internet gibt es Seiten, auf denen man alles genau berechnen kann. Die Juden arbeiten übrigens mit Schaltmonaten, weshalb der Tischri immer ein Sommermonat bleibt.

Das Fasten im Ramadan ist für die Zeit zwischen dem ersten der fünf Gebete (bei Beginn der Dämmerung) und dem vierten Gebet (bei Sonnenuntergang) bestimmt, auf meine Stadt Remscheid bezogen beginnt morgen laut den präzisen Tabellen von „Islam.de“ das erste Fasten um 4.14 Uhr und endet um 21.07 Uhr – 16 Stunden und 53 Minuten insgesamt, eine lange Zeit, besonders, was den Verzicht auf Getränke betrifft. Zum Ende der Fastenzeit wird es von der Zeitspanne her etwas leichter, die Daten für den 8. September sagen: 5.11 Uhr bis 20.07 Uhr. also etwa zwei Stunden weniger als zu Beginn.

Am Ende wird das endgültige Fastenbrechen gefeiert, Idu l-Fitr (arabisch) oder Ramazan Bayramı (türkisch), mit einem Besuch der Moschee am Morgen und dem Treffen mit Verwandten und Freunden danach. In der säkularen Türkei hat man den Namen in Zuckerfest geändert, aber das lehnen fromme Türken ebenso ab, wie wir Christen an Weihnachten nicht Väterchen Frost feiern wollen.

Zurück zum Ramadan: mir erscheint der Verzicht auf Trinken das schwerste zu sein, besonders an einem heißen Sommertag. Die fastenden Menschen können sich allerdings über einige Stunden hinweghelfen, indem sie einfach morgens länger im Bett bleiben. Aus Istanbul hört man, daß der Ramadan deshalb ein etwas ruhigerer Monat ist. Wer es sich erlauben kann, schläft länger und geht erst mittags zur Arbeit. Entsprechend entspannt sich das Leben und Treiben und besonders der Autoverkehr in der Stadt.

Von meinen frommen muslimischen Freunden weiß ich, daß der stundenlange Verzicht auf Essen, Trinken und andere Annehmlichkeiten keine reine körperliche Übung ist, sondern auch für einen geistlichen Neubeginn stehen kann. Einige werden versuchen, den kompletten Koran zu lesen, das sind täglich 20 Seiten. Mein Freund Murat schrieb mir, es sei wichtig, daß „auch die Augen, die Ohren und die Zunge fasten sollen, und damit also auch das Herz und die Seele und nicht nur der Magen.

Für Murat und alle anderen, nochmals: Iyi Ramazanlar! (Iyi heißt im Türkischen „gut“ und der Ramadan schreibt sich dort mit „z“). Und wer heute und in den nächsten Tagen einen Türken oder einen anderen Muslim trifft, wird eine freundliche Reaktion erhalten, wenn er dies sagt, oder etwa auch "schöne Feiertage" wünscht.




2 Kommentare:

GerümpelPrag hat gesagt…

A-salaamalikum, Herr Runkel!
Das schöne am Ramadan ist, wie es sicher auch die Christen kennen, die Besinnung in dieser Zeit. Man ist sich des Fastens sehr oft bewusst und somit auch mehr als sonst, der Religion und auch Gott bewusst.
Wenn ich faste befällt mich eine Art Leichtigkeit, die nicht nur körperlich, sondern auch geistig ist.
Ein sehr schöner Artikel zum Ramadan. Ich sehe, dass man von Ramadan zu Ramadan weniger erklären muss ... ein schönes Gefühl, wenn meine Religion als etwas alltägliches toleriert und auch akzeptiert wird.
Liebe Grüße und Friede mit Ihnen aus Prag!
Faical

Christian Runkel hat gesagt…

Aleikum Salam, lieber Faical!

Sie sind mir aus Carolins Erzählungen vertraut, und ich freue mich, daß Sie meinen Ansatz ebenfalls aufgenommen haben: daß man „von Ramadan zu Ramadan weniger erklären muss“ und daß alles nach und nach normal und natürlich wird. Jeder weiß, wie freundlich es wirkt, wenn man sich bei der Arbeit mit „Schöne Feiertage“ verabschiedet, vor Ostern, vor Weihnachten etc. Das verbindet selbst Atheisten. Ebenso sollte man mit den Feiertagen der Muslime verfahren, zumindest im direkten Kontakt mit ihnen.
Einen herzlichen Gruß ins goldene Prag!
Ihr Christian Runkel