Freitag, 23. September 2011

Frieden



Lieber N.,
unsere eMails der letzten 14 Tage zum Thema „Türkei und Israel“ haben ebenso meinen Urlaub ausgefüllt und bestimmt wie die Wanderungen, das Wetter und die vielen Dinge, die ich hier in Südtirol gesehen und über die ich teilweise in diesem Blog berichtet habe. Darum will ich auch – zusammenfassend und abkürzend – von unserem Gespräch erzählen und von dem Frieden, der für mich am Ende daraus entstanden ist.

Mittwoch, 21. September 2011

Karl May auf dem Karerpass


Heute haben wir über den Karerpass das Gebiet des Schlern und des Rosengartens umrundet und haben schließlich auf der höchsten Stelle des Sellajochs bei strahlender Sonne und wolkenlosem Himmel die weiße Marmolata und das rotbraune Sella-Massiv von unzähligen bunten Gleitschirmfliegern wie von Schmetterlingen umflattert gesehen.

Dienstag, 20. September 2011

Zwei Urlaube



Über Nacht hat sich das Wetter dramatisch geändert und auf der Seiser Alm ist 20 – 30 cm Schnee gefallen. Wir wandern in Pullover und Anoraks gehüllt über Wege, auf denen wir vor zwei Tagen noch Schweiß vergossen haben und atmen die kalte Schneeluft in unsere Lungen.

Montag, 19. September 2011

Zu Besuch bei Messners


Nein, in Reinhold Messners Wohnzimmer waren wir nicht, gestern beim Besuch auf Schloß Juval, aber fast. Den Keller haben wir gesehen, mit etwa 30 sauber aufgestellten Paar Bergschuhen (die Mehrzahl von Adidas), mit Wein und Marmelade und aufgesetzten Früchten und mit einem Heerlager an Zelten und Kletter- und Expeditionsgeräten, darunter der bootartige Schlitten, mit dem er die Antarktis überquert hat. Den großen Rittersaal im Obergeschoß mit einem fast 10 m langen Tisch sahen wir, und sein Büro daneben, mit einer Fernsehecke, aber ohne Computer. Der „Reinhold“, wie ihn der liebenswürdige Burgführer immer vertraut nannte, diktiert alles, druckfertig, und läßt dann schreiben.

Samstag, 17. September 2011

… und den freundlichen Gesundheitsblick

Dem Geheimrat Goethe hätten die schwarzbraunen Haselnußmädchen gefallen, die hier in den Bergen immer wieder einmal zwischen den altersmüden und lebenssatten Nachsaisontouristen (meine Generation) aufblitzen. Und wenn sich eine davon dann sogar niederläßt um, wie oben im Bild aus unserem Trenker-Buch, einem Großvater ein paar Minuten ihrer Zeit und ein Schwätzchen zu schenken, dann ist das Goethe-Glück vollkommen. Er hat dieses Glück ja nicht nur in seiner späten Liebe zu Ulrike von Levetzow – er 74, sie 19, von Martin Walser kürzlich wunderbar in einem Roman beschrieben – gesucht, er hat es schon früher in „Schwager Kronos“ mit einem eigenartigen Satz formuliert

Freitag, 16. September 2011

Sudde-Tirole



Wenn man erfährt, wie brutal die Italiener nach 1918, also nach der Auflösung der k.u.k Monarchie und dem zwangsweisen Anschluß Südtirols an Italien, den Anspruch auf Zweisprachigkeit in Südtirol durchgesetzt haben, wird einem beim Lesen von Schildern, die auch noch der hinterletzten Wiese einen zweiten, italienischen Namen geben, heute noch unwohl. Vorangetrieben wurde die Italienisierung durch Ettore Tolomei (1865 – 1952), einen italienischen Nationalisten. Luis Trenker ist ihm einmal begegnet und fand zu seiner Überraschung einen kleinen blonden und blauäugigen Herrn mit feinen Manieren vor, vom Typ her „eher wie ein österreichischer Mittelschulprofessor“. Dieser Mann also führte in Südtirol das italienische Wesen ein.

Donnerstag, 15. September 2011

Von Luis Trenker empfohlen



Gestern wanderten wir auf den Höhen über St. Ulrich und konnten an einigen Stellen wahlweise in das nördlich angrenzende Villnößtal – Heimat von Reinhold Messner – und auf das unter uns liegende Grödnertal – Heimat von Luis Trenker  – schauen. Ein Reiseführer von Messner hat uns vor zwei Jahren begleitet, und darin der ewig nörgelnde Ton des Mannes, der eigentlich angesichts der vielen grandiosen Ausblicke, die er tun konnte, sehr viel zufriedener sein müßte.

Mittwoch, 14. September 2011

Drei Städte

Das alte Örtchen Klausen unten am Eisack hat eine der insgesamt nur vier Ausfahrten der 85 km langen Brennerautobahn zwischen Bozen und dem Paß. Es ist sozusagen unser Bahnhof, von dem aus wir noch rund 15 km fahren müssen, bis wir oben in Kastelruth ankommen. Gestern sahen wir erstmals die hübsche Altstadt von Klausen, die schon der junge Albrecht Dürer gemalt hat, als er hier 1494 Station auf seiner Italienreise machte. An der Pfarrkirche ist eine Gedenktafel zum Aufstand gegen die Franzosen in 1809 – der Bürgermeister kniet vor zwei Offizieren in ihren dreispitzigen Franzosenhüten, Kanone und Pferde neben sich, und bittet sie (erfolgreich), die Stadt vor Plünderung und Brandstiftung zu bewahren.

Montag, 12. September 2011

Ladinsch

Heute haben wir uns dem felsigen Fuß des Plattkofel bis auf wenige hundert Meter genähert (mit dem Sessellift) und sind dann in respektvollem Abstand durch die Almen und Wälder unterhalb der doppelten Gipfel von Plattkofel und Langkofel hinuntergewandert ins Grödnertal.

Sonntag, 11. September 2011

Gang auf dem Puflatsch



Uns Herzpatienten wird empfohlen, alles das zu suchen, was das Herz weit macht. Wir sollen alte Vorurteile aufgeben, den Menschen mit Offenheit begegnen, singen, glauben, kurz alles tun, was das Herz aus seiner Enge herausführen kann. Man sollte deshalb den Gang auf dem Puflatsch ärztlich empfehlen und von der Krankenkasse subventionieren lassen, denn hier, in dem auf rund 2.000 m Höhe gelegenen Nordbereich der Seiser Alm wird das Herz so weit wie sonst nur auf den höchsten Gipfeln der Alpen.