Mittwoch, 21. September 2011

Karl May auf dem Karerpass


Heute haben wir über den Karerpass das Gebiet des Schlern und des Rosengartens umrundet und haben schließlich auf der höchsten Stelle des Sellajochs bei strahlender Sonne und wolkenlosem Himmel die weiße Marmolata und das rotbraune Sella-Massiv von unzähligen bunten Gleitschirmfliegern wie von Schmetterlingen umflattert gesehen.
Auf dem Karerpass hat Christiane mich in ähnlicher Weise fotografiert wie Karl May, der an dieser Stelle vor genau hundert Jahren aufgenommen wurde, etwas kunstlos, wie er da 69jährig unterhalb der Südspitze des Rosengartens im Gras sitzt. Das war also 1911.

Einige Jahre zuvor, 1897, war May zum ersten Mal im nördlichen Tirol, als ein mittlerweile reicher und berühmter Mann. Zwei Jahre später ist er dann endlich in die Gebiete des Orients aufgebrochen, die er so lebhaft in seinen Büchern beschreibt, ohne sie zuvor je gesehen zu haben.



Er wurde dabei von seiner Frau Emma May, geb. Pollmer begleitet und vom Ehepaar Plöhn. 1900 kamen die Vier zurück, und Karl May machte auf dieser Reise (die bis Sumatra ging und auf der er zweimal einen Nervenzusammenbruch erlitt) nun erstmals in Südtirol Station, auf dem Rückweg.

Er weilt ein paar Tage in Bozen, wo es ihm gefällt, so daß er 1902 wiederkommt, wieder mit Frau Emma und mit den Plöhns, genauer: mit Frau Klara Plöhn, der Mann ist mittlerweile verstorben. Diesmal steigt man in einem Luftkurort ab, „dem Mendel“ südlich von Bozen. Dort kommt es zum Bruch mit Emma und zur Entscheidung für Klara, mit der Karl May schließlich abreist. Von Emma wird er 1903 geschieden, die halbe Hotelbesatzung vom "Mendel" wird nach Bozen als Zeugen für den Prozeß geladen. Danach heiratet er Klara und lebt bis 1912.
Daß er den Winnetou geschrieben hat, habe ich ihm lange geneidet, daß ich von hier in tiefem Frieden mit meiner Emma abreisen werde, ohne eine Klara als Alternative in der Entourage zu haben, darum würde umgekehrt er mich sicherlich beneiden.

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

Karl May ist in meinem eigenen Leben der krasseste Fall einer Liebe, von der ich sicher war, sie würde nie enden, und dann war es plötzlich gründlich vorbei.