Donnerstag, 15. September 2011

Von Luis Trenker empfohlen



Gestern wanderten wir auf den Höhen über St. Ulrich und konnten an einigen Stellen wahlweise in das nördlich angrenzende Villnößtal – Heimat von Reinhold Messner – und auf das unter uns liegende Grödnertal – Heimat von Luis Trenker  – schauen. Ein Reiseführer von Messner hat uns vor zwei Jahren begleitet, und darin der ewig nörgelnde Ton des Mannes, der eigentlich angesichts der vielen grandiosen Ausblicke, die er tun konnte, sehr viel zufriedener sein müßte.
Ganz anders der Trenker Luis. Er ist noch unter dem österreichischen Kaiser Franz geboren (1892) und hat in der k.u.k. Armee im ersten Weltkrieg als Offizier gekämpft. Sein Buch ist elegant und dabei freundlich und einladend. Mit dem Auto in die Berge? Ja wunderbar! Das Stilfser Joch nicht verpassen! Und dann auch mal ein paar Tage an den Gardasee zum Schwimmen!
Trenker lehrt: die Berge haben für jeden was, die Wälder ganz unten für die Lahmen und Müden, die grünen Matten darüber für ausdauernde Wanderer, das karge Land über der Baumgrenze für die zivilisationsmüden Asketen und Fels und Eis für alle, die schwindelfrei sind.
Als den schönsten Wanderweg der Dolomiten bezeichnet Trenker den auf etwa 2.100 m fast eben verlaufenden Weg vom Sessellift Raschötz hinüber zur Hütte „Brogles“, die dicht hinter den Geislerspitzen nahe an deren Geröll steht (Bild oben). Wir sind ihn gestern gegangen und fanden alles so, wie es Trenker beschreibt. Einzig der Sessellift wurde vor einem Jahr durch eine auf Schienen laufende hochmoderne Seilbahn ersetzt.
Oben sieht man die gesamte Seiser Alm in ihrer etwa 15 km betragenden Ost-West-Ausdehnung und darum herum alles was an Bergen Rang und Namen hat, Schlern, Platt- und Langkofel, Sella, Geislerspitzen und weiter hinten Rosengarten und Marmolata. Erhebend!
Auf der Brogleshütte schenkt uns eine schwarzbraune Heidi das Bier aus. Ja, natürlich ist sie von hier, aus Brixen. Solche Augen und Locken in gleichem Braun gibt es nur in den Bergen. Aber zum Studieren fährt sie weit hinaus, Bühnenbildnerin will sie werden, in Hamburg. Ich kann mir in diesem Moment nicht vorstellen, wie sie durch das regnerische Hamburg geht, Kräne über sich, hupende Autos um sie herum. Das ist hier alles so weit weg wie der Mond.
Unterhalb des Gerölls der Geislerspitzen kann man den „Adolf-Munkel-Weg“ gehen. Das berührt mich eigenartig, weil an diesem Tag mein verstorbener Vater Adolf Runkel Geburtstag hat. Er hätte gelacht. Er kannte die Berge nur aus dem Auto heraus, sang dafür aber hinter dem Steuer ihre Lieder. „…bis zur Salurner Klaus.“

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