Die Kirche der armenischen Katholiken, in deren Gästehaus ich untergebracht bin, steht an der vierten Station des traditionellen Kreuzweges durch die Jerusalemer Altstadt, der Via Dolorosa. Hier soll Jesus seiner Mutter begegnet sein. Die Bibel berichtet von dieser Begegnung nicht, wohl wird erzählt, dass Maria unmittelbare Zeugin der Kreuzigung war.
Freitag, 14. Februar 2014
Donnerstag, 13. Februar 2014
In Hebron
Die Höhle
von Machpela
Hat Abraham
wirklich gelebt? In seinem Josephsroman lässt Thomas Mann die Erinnerung an
Abraham sich im Gedächtnis seiner Nachkommen auf eine schöne, fast beseligend zu
nennende Weise verwischen. Am Ende erzählen sie seine Geschichten als ihre eigenen und
fügen eigene Erlebnisse aus neueren Zeiten den alten Geschichten Abrahams bei.
Es entsteht auf diese Weise eine Art von Mega-Person, deren Ich-Bewusstsein
sich von Generation zu Generation weitervererbt. „Abraham“ entspricht einer ganzen
Menschheitsperiode. So jedenfalls legt es uns Thomas Mann in seinem Roman nahe,
gestützt auf die theologischen Erkenntnisse seiner Zeit, die er damals ausgiebig
studiert hatte.
Dienstag, 11. Februar 2014
In Tekoa
Das Brüllen
Gottes
Die zweite Tagesetappe begann heute nahe Teque, dem alten Tekoa,
aus dem der Prophet Amos stammt. Ein Schafzüchter ist Amos hier gewesen, bevor
er Worte „schaute“, wie es im ersten Vers des Amosbuches heißt, und mit diesen
Worten eine insgesamt nachtfinstere Zukunft für das Volk Israel. Er lebte um
das Jahr 750 v.Chr. herum, und dunkel war die Zukunft damals in der Tat. Krieg,
Vertreibung und Leben im Exil folgten für die meisten seiner Zuhörer.
Das Besondere
an Amos Worten scheint mir der brüllende Ton zu sein, den Gott selbst anschlägt
und den Amos mit seiner eigenen starken Sprache aufnimmt und wiederholt. „Vom
Zion her brüllt JHWH“, sagt der zweite Vers, und was Adonai zu sagen hat, ist
bis auf fünf kleine Verse am Ende, in denen es Hoffnung gibt, ein einziger Erweis
seines unerbittlichen, herausgebrüllten Zorns.
Die Ausleger
haben sich darum bemüht, die Ursache dieses Zornes irgendwie auch für unsere
Zeit plausibel zu machen. Soziale Ungerechtigkeit herrschte im Land, das ist
wahr. Aber wenn man die acht oder neun Buchseiten in einem Zug durchliest, dann
bleibt der deprimierende Gesamteindruck einer Welt, die von Gott mit allen
Fasern seines Wesens abgelehnt wird. Es geht am Ende nicht nur um grobe Verfehlungen,
etwa dass man Menschen verkauft („den Armen wegen eines Paars Sandalen“) und Bestechung
und Unrecht regieren lässt, es geht um eine stinkend und dekadent gewordene
Lebensweise der Menschen. Da sind Betrunkene, die ihren Rausch neben dem Altar
ausschlafen, da sind Opferfeste, die bei Gott körperliche Übelkeit erzeugen und
die er insgesamt verwirft.
Wir als
Christen haben uns an den wenigen Versen des Amosbuches festgehalten, wo es
etwa heißt, „Suchet mich, so werdet ihr leben.“ Aber in Wahrheit gehen kleine
helle Worte wie dieses unter im Schwall der dunklen brüllenden Worten des
Propheten, etwa wenn er sich darüber beklagt, dass alle die grausamen Strafen
vergeblich waren, die im vierten Kapitel im Einzelnen aufgeführt werden.
Niemand hat darauf mit Umkehr und Buße reagiert. Die Menschen sind in ihrer
Verlorenheit gefangen.
Was können
wir aus diesem Buch gewinnen? Der bekannte Theologe Karl Barth hat die Worte
des Amos zu den stinkend gewordenen Opferfesten in seiner Abschiedsvorlesung zitiert,
um vor einem Zustand zu warnen, wo „Gott sich unserem frommen Werk entziehen
könnte.“
Das ist
leise und milde formuliert, vergleicht man es mit der brüllenden
Rücksichtslosigkeit des Amos. Aber ich habe trotzdem Barths Gedanken nie
vergessen, seitdem ich sie vor vielen Jahren einmal gehört habe (und habe sie jetzt im Internet wiedergefunden). Gott kann sich abwenden, das sollte man
wissen, und wenn er in Zorn gerät, kann er aufbrüllen wie ein Löwe. Montag, 10. Februar 2014
Al-Khadder
Der Ritter mit der mythischen Gestalt des Al-Khadder ("der Grüne"), die im ganzen Orient verehrt wird, vereinigt muslimische und christliche Vorstellungen in sich. Südlich von Bethlehem wird in den Dorf Al-Khadder, das ich besucht habe, auch des Heiligen Georgs, des Drachentöters, gedacht, der für die Christen hier der Schutzpatron Palästinas ist. Kleine Reliefs mit seinem Bild und dem Drachen zu seinen Füßen und dem Drachen zu seinen Füßen sind über den Eingangstüren vieler Häuser angebracht.
Sonntag, 9. Februar 2014
In Bethlehem
"We have to touch people"
Für viele Christen ist hier in Bethlehem der Ort des wichtigsten Ereignisses in der Geschichte ihrer Religion: Jesus kommt zur Welt. Alles andere folgt daraus, Karfreitag, Ostern, Pfingsten - nichts geht über Weihnachten. So hat es unter vielen anderen auch der bekannte Theologe Karl Barth gesehen.
Für viele Christen ist hier in Bethlehem der Ort des wichtigsten Ereignisses in der Geschichte ihrer Religion: Jesus kommt zur Welt. Alles andere folgt daraus, Karfreitag, Ostern, Pfingsten - nichts geht über Weihnachten. So hat es unter vielen anderen auch der bekannte Theologe Karl Barth gesehen.
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