Der Ritter mit der mythischen Gestalt des Al-Khadder ("der Grüne"), die im ganzen Orient verehrt wird, vereinigt muslimische und christliche Vorstellungen in sich. Südlich von Bethlehem wird in den Dorf Al-Khadder, das ich besucht habe, auch des Heiligen Georgs, des Drachentöters, gedacht, der für die Christen hier der Schutzpatron Palästinas ist. Kleine Reliefs mit seinem Bild und dem Drachen zu seinen Füßen und dem Drachen zu seinen Füßen sind über den Eingangstüren vieler Häuser angebracht.
Der freundliche junge Mann, der mir die orthodoxe Georgskirche in Al-Khadder aufschließt, bestätigt mir, daß bis heute Muslime in dieser Kirche beten und sich segnen lassen.
In seinem schönen Buch "Das goldene Zeitalter des Christentums" beschreibt Philip Jenkins wie Christen und Muslime in Anatolien um 1500 viele Traditionen des Al-Khadder / Al-Khiddr und des Heiligen Georg in einander übergehen ließen und es zum Beispiel gestattetenen, Gelübde, die man dem einen gemacht hatte, beim anderen einzulösen. Damals war es bei manchen Muslimen wohl auch durchaus üblich, idass sie ihre Kinder zum Schutz gegen Krankheiten von christlichen Priestern taufen ließen.
Marcus Dressler legt in seinem Aleviten-Buch nahe, dass religiöse Gegensätze nur dort scharf ausgetragen werden, wo ein Rabbi, ein Bischof oder ein Mufti Wert darauf legt, seine Schafe geordnet um sich zu versammeln. Auf dem Lande, wo die religiöse Zentralgewalt weit weg ist, spürt man oft wenig davon. Gäbe es keine Rabbis und keine Bischöfe, sagt Dressler, wären die Juden und Christen noch jahrhundertelang eine einzige Religion geblieben.
Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber hier scheint mir ein Schlüssel für das friedliche Zusammenleben von Religionen zu liegen: gebt dem Klerus nicht zu viel Gewalt!
(Fotos folgen gleich)
1 Kommentar:
Für jemand, der über die Sebaldlektüre zum Freund des Heiligen Georg wurde,ist es eine schöne Überraschung, ihn an unerwarteter Stelle als Al-Khadder anzutreffen.
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