Kirche Nr. 5 in meiner
Internet-Kirchenreise zu acht Kirchen in fünf Kontinenten
Dr. Maurice Sameh |
Später sah
ich Bilder von Dr. Samehs Kirche in Kairo, wie sie zur Weihnachtszeit 2012,
während der Präsidentschaft von Mohammed Mursi, den Imam der
altehrwürdigen Azhar Moschee zu Besuch hatte und ihm die Kanzel für eine
warmherzige Friedensbotschaft überließ, enthusiastisch gefeiert von einer großen Menge von Zuhörern.
Nun wäre ein solcher Auftritt vielleicht nicht erstaunlich, wenn Dr. Samehs Kirche zum liberalen Weltbund der schrumpfenden Mainstream-Kirchen gehören würde, bei dem interreligiöse Veranstaltungen nicht ungewöhnlich sind. Aber seine Kirche gehört zum evangelikal-pfingstlerischen Flügel der Christenheit. Die Videos, die man von den sonntäglichen Gottesdiensten der Kasr El-Dobara Church im Internet anschauen kann, führen in eine Welt, in der überraschenderweise ein frommes Arabisch nicht vom Minarett herunter sondern in Begleitung eines Synthesizers erklingt, der dem kehligen Arabisch westliche "Praise"-Musik unterlegt. Zu einer solchen Musik würde man bei uns eigentlich eine konservative, sich gegenüber anderen Glaubensrichtungen abgrenzende Haltung erwarten. Nicht so in Kairo.
Nun wäre ein solcher Auftritt vielleicht nicht erstaunlich, wenn Dr. Samehs Kirche zum liberalen Weltbund der schrumpfenden Mainstream-Kirchen gehören würde, bei dem interreligiöse Veranstaltungen nicht ungewöhnlich sind. Aber seine Kirche gehört zum evangelikal-pfingstlerischen Flügel der Christenheit. Die Videos, die man von den sonntäglichen Gottesdiensten der Kasr El-Dobara Church im Internet anschauen kann, führen in eine Welt, in der überraschenderweise ein frommes Arabisch nicht vom Minarett herunter sondern in Begleitung eines Synthesizers erklingt, der dem kehligen Arabisch westliche "Praise"-Musik unterlegt. Zu einer solchen Musik würde man bei uns eigentlich eine konservative, sich gegenüber anderen Glaubensrichtungen abgrenzende Haltung erwarten. Nicht so in Kairo.
Mitten in der ägyptischen Hauptstadt kann sich eine Kirche eine solche Haltung kaum leisten, und
deshalb hat Pastor Sameh seine Gemeinde im Revolutionsjahr auch zu einer
energischen Aktion des Fastens und Betens aufgerufen, bei der das Kommen des
Reiches Gottes - prominente Bitte im Vaterunser - im Mittelpunkt steht, bei der
diese Bitte aber mit dem Wunsch nach einem radikalen Umbruch der ägyptischen Gesellschaft
verbunden wird. Pastor Sameh lehrt, dass jeder Schritt im Wachstum des
Gottesreiches auch ein Schritt zur Befreiung Ägyptens ist. In einem
Fernsehinterview mit einem amerikanischen Sender erklärt er, wie seine
Gläubigen einen Gebetsraum mit wechselnden Teams rund um die Uhr besetzen und
sich in der inneren Freiheit, die sie im Gebet erleben, auf die äußere
Freiheit vorbereiten, die sie sich jahrelang ersehnt haben.
Viele von
ihnen fasten, und der Pastor erklärt sehr sympathisch, dass das in einer
Umwelt, in der das Fasten, bei den Muslimen aber auch in der Tradition der
alten orthodoxen oder koptischen Kirche, zur allgemeinen Lebensgewohnheit gehört,
relativ einfach ist. Man kann solche Traditionen in Freiheit übernehmen, denn diese Kirche grenzt
sich nicht ab, sondern erkennt unter den muslimischen Nachbarn und Freunden eine
große Schar von Menschen ähnlicher Gesinnung. Ihnen allen wird das Kommen des
Reiches Gottes unterschiedslos von Nutzen sein, da ist sich Pastor Sameh sicher.
Für die
muslimischen Freunde hat man einen Service eingerichtet: während des Ramadan
kann man das Abendessen zum Fastenbrechen (Iftar) auch in der Kirche einnehmen.
Ein Angebot, von dem offenbar viele Muslime gerne Gebrauch machen sagt ein Bericht aus dem Sommer 2014.
Wenn man im
Internet weiter nach dem Verhältnis der Christen im Nahen und Mittleren Osten
zu ihren muslimischen Nachbarn forscht, so findet man erstaunliche Dinge.
Christianity Today berichtet von Gesprächen zwischen hochrangigen Vertretern
des Islam und des Christentums, bei denen es darum geht, die fanatischen
Muslime von ISIS als gemeinsame Gefahr zu erkennen. Der Bischof der
jordanischen Lutheraner geht so weit zu sagen „Wir Christen müssen eine Stimme
für den Islam sein. Wir dürfen nicht erlauben, dass der Westen Isis oder die
Muslimbrüder oder andere wie sie als das Gesicht des Islam ansieht.“ Ein
anderer sagt: "Wenn du ein evangelikaler Christ bist, der islamophob ist,
wirst du in ISIS das erkennen, was du immer schon geglaubt hast. Wenn du
muslimische Freunde hast, wirst du ISIS als einen Irrweg ansehen.“ Der
Mitarbeiter einer dänischen Mission äußert die Hoffnung, dass die Rettung der
Christen im Mittleren Osten von einem einzigen Personenkreis bewirkt werden
kann: den moderaten Muslimen.
(Es lohnt
sich, das den gesamten Artikel von Christianity Today zu lesen.)
Pastor Sameh
berichtet davon, wie seine Gemeindemitglieder unter Tränen für ihre Nation
beten. Solange solche Gebete in den Himmel steigen, sollten wir im Westen den
arabischen Frühling nicht aufgeben.
Mein
nächster Besuch wird mich ins Kernland der evangelikalen Pfingstkirchen führen, nach Brasilien. Dort hat man den Tempel Salomos nachgebaut, vier mal so groß wie im Original.
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