Chorazin |
(Matthäus 11, 21-22)
An den kunstvoll behauenen Kapitellen und Friesbändern erkennt man die Geschicklichkeit der damaligen Bauleute, die aus diesem so schwer zu bearbeitenden schwarzen Material ganz ähnliche Ornamente herausgeschlagen haben wie ihre Kollegen, die anderswo weißen Marmor zu bearbeiten hatten. Die Stadt muss in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung eine lange Blütezeit gehabt haben, bevor sie nach und nach aufgegeben wurde und verfiel. Als die ersten deutschen Archäologen um 1900 anfingen, sich erneut für die Stadt zu interessieren, hatten Beduinen dort ihre Zelte aufgeschlagen.
Man hat jetzt unter den Trümmern ein größeres Gebäude rekonstruiert und weist es als die frühere Synagoge aus. Im Stil der damaligen Zeit sehen die Bauteile alle sehr griechisch aus. Verwunderlich ist das Gesicht einer Meduse in einem der Steinfriese. Was hat diese griechische Göttin des Entsetzens in einem jüdischen Heiligtum zu suchen?
Domus Galilaeae |
Er sagte ihnen zur Einweihung ein Wort, das man in großen Buchstaben über den Eingang geschrieben hat
Il Signore vi stava aspettando su questo Monte
Der Herr hat euch auf diesem Berg erwartet
Die Räume sind von einer fast übernatürlichen Schönheit, besonders wenn sie das weite Panorama des Sees mit einbeziehen. Am erstaunlichsten fand ich eine große Bibliothek, in deren Mitte auf einem mit feinem Tuch ausgeschlagenen Pult eine große Thorarolle lag.
Ja, der polnische Papst wollte zu den jüdischen Wurzeln des Glaubens zurück. Der junge Bruder Aldo, der uns durch die Räume führte, sagte uns, dass die meisten auswärtigen Besucher Israelis seien, nicht Christen.
Bibliothek mit Thora |
Auf dem Gelände leben permanent etwa 100 Seminaristen, die sich darauf vorbereiten, in aller Welt Priester zu werden. Ob man als 68-jähriger Baptist hier ein Semester studieren könne, frage ich zum Abschied Bruder Aldo. Nein, sagt er lachend, man müsse schon katholisch sein!
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