Aus "Lewis Reise" von Per Olov Enquist, Seite 25
Ich fragte einmal ein paar Jugendliche, warum sie meinten,
dass man keinen Menschen töten durfte. Es entstand zunächst ein Moment des
Zögerns, vielleicht des Fragens, dann kamen die Antworten.
Man durfte nicht töten, weil… weil es verboten war.
Gesetzlich verboten. War es also deshalb? Ja, es war gesetzlich verboten, und
wenn man gegen das Gesetz verstieß, ka, man ins Gefängnis. Man sollte nicht
gegen das Gesetz verstoßen. War es dann also richtig, wenn man als Strafe dafür
hingerichtet wurde? Ja, wenn man in dieser Weise gegen das Gesetz verstoßen
hatte. Andere Antworten? Einer sagte, es sei falsch, überhaupt lebende Wesen zu
töten, besonders Hunde. Daraufhin war eine kurze Diskussion ausgebrochen: was
ist ein "lebendes Wesen"; ein Regenwurm, eine Kuh: War eine Birke
auch ein lebendes Wesen, konnte eine Birke leben und träumen?
Ich versuchte, die Diskussion wieder auf den Menschen zu
lenken.
Das war falsch einen Menschen zu töten. Aber warum? Sie
kamen mit Begründungen. Einige waren juristisch, andere ethisch. Nach einer
Weile war die Diskussion verebbt.
Ich empfand eine Art Enttäuschung. Oder Leere. Ich hatte
ihnen nicht das für mich Selbstverständlich gesagt: dass einen Menschen zu
töten heißt, sich an der Heiligkeit des menschlichen Lebens zu vergehen
Der Mensch ist heilig.
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