Onkel Hermann (im Bild in der Mitte hinten) hat von dieser über vierjährigen Gefangenschaft, in der er fast an der Ruhr gestorben wäre, sehr bewegend erzählen können, daran erinnere ich mich gerne. Er hat eine Nottaufe erhalten, und zwar wenn meine Erinnerung richtig ist, von einem katholischen Priester, und er hat diese immer für zutiefst gültig angesehen, auch wenn die baptistischen Amtsträger zweifelnd blickten (von ihm aber schließlich keine zweite Taufe verlangen wollten).
Später hat er zusammen mit seinen Brüdern Adolf und Johannes und seinem Vetter Ernst unser Familienunternehmen in der dritten Generation geführt. Das ging nicht immer spannungsfrei vonstatten, hat aber die vier Männer bis an ihr Lebensende - alle starben im Alter zwischen 76 und 78 Jahren - gut und sicher ernährt.
Wenn mein Vater sich über seinen drei Jahre jüngeren Bruder beschwerte, dann erzählte er meistens, dieser habe schon in jungen Jahren alle seine Verpflichtungen immer über-erfüllt. Trug mein Vater ein Kantholz aufs Gerüst, so trug Hermann zwei, und während sich die Brüder bei der Mutter vor mancherlei Küchenarbeit drückten, war Hermann zur Stelle, ohne Widerspruch zu leisten. "Charakter - das ist das schlimmste, was ein Mensch haben kann", sagte mein Vater dann gerne.
Ich werde heute Hermanns Sohn Peter besuchen und ihm eine Flasche Calvados bringen. Das war Hermanns Lieblingsgetränk, vermutlich weil er die einfachen Dinge liebte. Dieses Erbe habe ich gerne von ihm übernommen.
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