Sonntag, 24. August 2014

Die Armen

Für Charles Taylor ist die Veränderung im Verständnis von Armut eine der treibenden Kräfte, welche stufenweise die moderne Gegenwart aus dem Mittelalter entstehen lässt. Gestern beim Gang durch Rostock wurden Charles Taylors Gedanken anhand eines alten Gemäuers auf einmal sehr plastisch.

Mittwoch, 20. August 2014

Imagine

Neben den vielen Theorien und Philosophien über das Wesen und den Zusammenhalt moderner Gesellschaften interessiert sich Charles Taylor in "A Secular Age" besonders für das, was die Menschen unausgesprochen über ihr Zusammenleben mit ihren Mitmenschen wissen. Es ist ein eher intuitives Wissen, eine Vorstellung, Imagination, über die man nicht reden muss, weil sie jedem klar ist.

Montag, 18. August 2014

Ein unbekanntes Leben

Lieber David, liebe Tina, liebe Gäste,

dies ist die dritte Hochzeit von einem meiner Kinder und entsprechend meine dritte Rede, und wer bei allen dreien dabei war, wird feststellen, dass ich immer dasselbe sage. Ich beginne jedes Mal bei einem Gedanken von Marcel Proust und arbeite mich dann in Richtung auf immer dieselben Schlussfolgerun- gen vor. Es ist also von Vorteil, wenn man nicht zur Runkel-Seite dieser Zusammenkunft gehört und sich entsprechend nicht über Wiederholungen langweilen muss.

Dienstag, 29. Juli 2014

Hand und Name

Eins der bewegendsten Bilder, die ich im Zusammenhang mit den Toten der letzten Wochen sah, war der lange, geordnete Zug der schwarzen holländischen Leichenwagen, der die Toten des Abschusses in der Ukraine vom Flugplatz Eindhoven nach Hilversum brachte. Zuvor waren sie aus zwei Transportmaschinen der Luftwaffe Australiens und der Niederlande mit militärischen Ehren in ihren Särgen herausgetragen und zu den Wagen gebracht worden – Särge, mit noch nicht identifizierten Toten darin. Erst nach DNA-Untersuchungen in Hilversum wird nach und nach bekannt werden, wer in den Särgen liegt, so dass man die Toten an ihrem endgültigen Ort begraben kann.

Montag, 28. Juli 2014

Der Beginn der realistischen Malerei – aus Liebe zu Jesus



Vor vielen Jahren habe ich einmal lange vor dem großen Christus gestanden, der über dem Hauptportal der Kathedrale von Vezelay thront, und habe mich gefragt, warum die hochentwickelte Steinmetzkunst der damaligen Zeit nicht ausgereicht hat, den Faltenwurf seines Gewandes ein wenig realistischer abzubilden. Im Louvre hatte ich zuvor die dünne Gaze bestaunt, die der Steinmetz scheinbar mühelos über den Körper der Nike von Samothrake herausgebildet hatte, 1300 Jahre vor Vezelay – eine einzige Steinoberfläche, aber darin ein zart vom Wind bewegtes Kleid und die klaren Konturen des Körpers darunter.  

Freitag, 25. Juli 2014

Israel - two standpoints


A friend living in France wrote me a letter about Gaza, a few days ago. He said that the philosophy of the state of Israel since the war in 1967 was "Either we will win or we will perish." I believe that this is correct, although in a short expression. Prime Minister Netanyahu, too, summarizes this thinking, saying:"If the Arabs put down their weapons today, there will be peace tomorrow. If Israel lays down its weapons today, there will be no more Israel tomorrow.“And also what my Israeli Facebook friends write sounds quite similar. The fight of our army is directed against an enemy who wants our physical destruction. We must avoid that at all costs.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Israel - zwei Sichtweisen


Ein in Frankreich lebender Freund schrieb mir vor ein paar Tagen zu Gaza, die Staatsphilosophie Israels seit dem Krieg von 1967 sei  "Entweder wir gewinnen oder wir gehen unter". Ich glaube, dass dies trotz aller Kürze richtig gesehen ist. Auch Netanyahu fasst dieses Denken in die griffige Formel: „Wenn die Araber heute ihre Waffen niederlegen, wird es morgen  Frieden geben. Wenn Israel heute seine Waffen niederlegt, wird es morgen kein Israel mehr geben.“ Und auch aus dem, was meine israelischen Facebook-Freunde schreiben, klingt es ganz ähnlich: der Kampf unserer Armee richtet sich gegen einen Feind, der unsere physische Vernichtung will. Das müssen wir mit allen Mitteln verhindern.