Vor vielen Jahren habe ich einmal die Predigt eines jungen Pastors gehört, die mir wegen einer besonderen Auslegung in Erinnerung geblieben ist. Der Pastor sprach über das bekannte "Freuet euch in dem Herrn allewege" in Philipper 4,4 und über den danach folgenden Vers 5 "Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!"
Bemerkenswerterweise hatte der junge Mann zur Erklärung des Verses 5 die älteste Lutherübersetzung herangezogen und gefunden, dass dort geschrieben steht "Eure Lindigkeit lasset kund seyn allen Menschen!" Das schöne Wort Lindigkeit ist heute nicht mehr geläufig und ist deshalb in den neueren Lutherübersetzungen durch Güte ersetzt worden. Der Pastor stellte uns aber noch einmal das alte Wort lebhaft vor Augen, indem er das Gegenbild eines finsteren apokalyptischen Propheten dagegen setzte, der mit "Der Herr ist nahe!" das Ende der Welt heraufbeschwört und dann in den dunkelsten Farben predigt. Wir dürfen in der Erwartung des nahen Herrns eine gaz anderer Weise an den Tag legen.
Freitag, 19. Oktober 2018
Sonntag, 16. September 2018
Krummacher, beten Sie!
![]() |
Heilig-Geist-Kirche
in unserem Ferienort Werder, Fontane schreibt über sie: „Die Munifizienz (Freigebigkeit) Friedrich Wilhelms IV., die hier überall an der Havel … neue Kirchen … entstehen ließ..." |
Der Franzose hatte im Jahre 1807 ganz Preußen überrollt und sich im Berliner Stadtschloss breitgemacht. Dem fromm und bescheiden lebenden König Friedrich Wilhelm III. blieb nur die Wahl, mit seiner Frau und seiner vielköpfigen Familie in das ferne Ostpreußen zu fliehen. Die Erinnerung daran blieb dem König und seinen Söhnen sicherlich tief eingebrannt. Der spätere Wilhelm I. erlebte als 9jähriger die Flucht über die Kurische Nehrung in Schnee und Eis, welche die Gesundheit seiner schönen Mutter Luise zerstörte, die 1810 starb. Auch wenn Napoleon wenig später bereits geschlagen wurde, blieb die Erinnerung an Unterdrückung und Leid – und am Ende der Stolz, das Joch abgeschüttelt zu haben.
Donnerstag, 13. September 2018
Das Neue Palais
In diesem riesigen Schloss hat sein Erbauer und Schlossherr, Friedrich der Große, nie wirklich gewohnt. Er hatte einige Zimmer im südlichen Seitenflügel, die er aber nur ganz selten benutzt hat. Sein Zuhause war das um weit mehr als die Hälfte kleinere und nur eingeschossige Sanssouci.
Entsprechend ist das Neue Palais, wenn ich es richtig sehe, von seinen Nachfolgern auch nicht mehr als wirkliche Residenz benutzt worden. Erst mit dem letzten der Hohenzollern, Kaiser Wilhelm II., zog wieder ein König von Preußen in dieses Haus ein.
Entsprechend ist das Neue Palais, wenn ich es richtig sehe, von seinen Nachfolgern auch nicht mehr als wirkliche Residenz benutzt worden. Erst mit dem letzten der Hohenzollern, Kaiser Wilhelm II., zog wieder ein König von Preußen in dieses Haus ein.
Mittwoch, 12. September 2018
Augusta

Es beginnt mit den Worten:
Alle Pappeln hoch in Lüften,
Jeder Strauch in seinen Düften,
Alle sehn sich nach dir um
Im weiteren Verlauf des Gedichtes* verliert man als Zuhörer angesichts
sehr verschiedener Bilder ein wenig den Faden. Große Dichter schreiben nicht
alle Tage große Gedichte. Aber Augusta wird sich über das Gedicht sicherlich gefreut haben.
Der Dichter Goethe und Augustas Großvater, Herzog Karl
August, waren gute Freunde. In Weimar und im benachbarten Jena förderten beide
die „Weimarer Klassik“ mit vielen berühmten Philosophen und Künstlern. Augusta
profitierte davon, indem sie auf verschiedenen Gebieten hervorragende Lehrer
bekam und ihrem späteren, 14 Jahre älteren Ehemann Wilhelm schon frühzeitig
durch ihren klugen Kopf auffiel.
Dienstag, 31. Juli 2018
Behandelt uns anders!
![]() |
Edvard Munch: Melancholie |
Zwei Frauen baten jüngst unabhängig voneinander in zwei
großen Zeitungen auf recht dramatische Weise darum, nicht mit den gängigen
Klischees überzogen zu werden, die sich mit psychischen Erkrankungen verbinden.
Die eine, Rhiannon
Picton-James, eine Frau aus Wales, bittet in der New York Times darum, kein
"Merchandise" aus ihrer Krankheit zu machen, also keine modische Handelsware. Ein Verehrer hatte von ihren Depressionen erfahren und ihr davon
vorgeschwärmt, ein Liebesverhältnis mit ihr zu haben wie es der Schriftsteller Scott
Fitzgerald mit seiner Frau Zelda hatte. Die muss zauberhaft schön gewesen sein
- und dabei schizophren.
Freitag, 22. Juni 2018
Reliquien machen Station in Köln
In Köln konnte man in der vergangenen Woche zwei besonderen Besuchern begegnen: Zélie Martin und ihr Mann Louis, er ein Uhrmacher aus Alençon in der Normandie. Die beiden sind schon seit über 100 Jahren tot,
dürfen aber derzeit als Reliquien durch die Welt reisen und werden an vielen
Orten mit großer Verehrung empfangen.
Samstag, 2. Juni 2018
Das moderne Selbst – innerlich, alltäglich, natürlich
Wenn es in diesem Buch, das voll ist mit schweren
philosophischen Überlegungen, etwas gibt, bei dem man anhalten, zur Ruhe kommen
und ein paar Dinge verstehen kann, dann sind es immer wieder die Punkte, in
denen Taylor uns die Werte vorstellt (er spricht von "goods" ,
also Gütern oder Gutem), die heute grenzüberschreitend vielen unterschiedlichen
Menschen auf der Welt gemeinsam sind.
Taylor schildert sie in drei großen Kapiteln anhand von drei
großen Bereichen.
Da ist zum ersten der Bereich der Innerlichkeit, der
Hinwendung auf ein inneres Wesen, in dem unser Selbst wohnt. Dass wir in uns
selbst gehen, in unserer Seele forschen, das war nicht immer eine
Selbstverständlichkeit. Das alte griechische Denken war eher von Dingen
außerhalb von uns selbst bestimmt. Der Sinn des eigenen Lebens konnte nur
erkannt werden, wenn man die Sinnhaftigkeit der äußeren Dinge, ihre Ordnung um
uns herum verstanden hatte.
Abonnieren
Posts (Atom)