Kiryat Lusa,
24. Januar 2013
Unter dem
weiten Himmel des kleinen Dorfes Lus oder Lusa oben auf dem Garizim
denke ich an meinen Großvater Erwin Bohle. Hier in Lus hat nach der Überlieferung, die mir Benny Tzedakah bestätigt, der Erzvater Jakob in einer schwierigen Fluchtsituation im Freien übernachtet und über sich den Himmel offen und Engel herab- und
hinaufsteigen gesehen. Jakob hat dies als ein göttliches Zeichen verstanden,
dass seine Flucht ein glückliches Ende nehmen würde, was dann später auch so
eintraf.
Mein
Großvater, ein Baptistenprediger, hat die Geschichte von Jakob in einer ebenfalls schwierigen
Lebenssituation gelesen und darüber geschrieben. Er hatte mit nur 52 Jahren
eine Serie von Gehirnschlägen erlitten und war bis zu seinem Tod sieben Jahre
später halbseitig gelähmt und an sein Bett gefesselt. In den ersten Monaten seiner
Krankheit hatte er an der Hoffnung fesgehalten, recht bald wieder sein Amt in der Remscheider Baptistengemeinde aufnehmen zu können. Damals schrieb
er der Gemeinde einen Brief, in welchem er sich für sein Fehlen entschuldigte
und in dem er von der Vision des Jakob erzählte und dem geöffneten Himmel über
dem verfolgten und von Sorgen gequälten Erzvater. Über jedem Gläubigen stehe
der Himmel offen, schrieb der Großvater, denn Jesus Christus habe für uns alle
die Tür zum Himmel weit aufgestoßen. Er schrieb dies aus dem Krankenbett einer
kleinen Nachkriegsunterkunft, und er muss monatelang die Decke seines
Krankenzimmers angesehen haben, bevor er die Worte vom offenen Himmel
niederschrieb.
Für mich
bezeugt sein Brief das Wunder eines visionären Glaubens, der tatsächlich
allen Menschen möglich ist und der sich im Laufe der Menschheitsgeschichte auch
immer wieder als mächtiger als alle Widerstände erwiesen hat. Dieser Glaube an den offenen Himmel ist nicht den
Herrschern und Königen aufgegangen, die sich vielleicht alle Tage ihres Lebens
halbwegs im Himmel wähnen konnten. Er ist denen erschienen, die in der
Aussichtslosigkeit ihres Lebens eher verzweifelt hinauf an den Himmel geschaut haben
und selbst überrascht darüber waren, dort eine Lücke zu finden.
Über dem
Leben meines Großvaters, das sehr verheißungsvoll begann, aber ganz unvollendet
und viel zu früh abgebrochen wurde, steht für mich ein großes Fragezeichen.
Aber es steht auch das Bild des offenen Himmels darüber, der sich in einer
engen Nachkriegswohnung über dem Bett des Großvaters auftut.
Jakob zog am
nächsten Morgen von Lus weiter, nachdem er dort einen Altar aus Steinen
aufgehäuft und dem Ort einen neuen Namen gegeben hatte: Beth-El, Haus Gottes. Ich liebe die Häuser Gottes in dieser Welt.
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