Freitag, 2. Januar 2015

Von Korea aus in die Welt, furchtlos

Auf die Spur zur Onnuri Kirche bin ich durch eine junge Koreanerin gekommen, die in Deutschland lebt. Sie hat mit ihrem Mann einige Zeit in Afrika gearbeitet, um dort den Dialekt eines Stammes zu erlernen, für den später eine Bibelübersetzung entstehen soll. Als es in dem Land politische Unruhen gab, zog man ins Rheinland, weil hier eine größere Gruppe von Stammesangehörigen lebt, die man für eine Zusammenarbeit zu gewinnen hofft.

Ich fand die Kombination zunächst eigenartig, dass ausgerechnet in Deutschland zwei koreanische Bibelübersetzer mit im Exil lebenden Afrikanern eine Stammessprache untersuchten. Aber ich fand dann schon im Namen der Onnuri Kirche, einer von etwa 40 Mega Churches in Korea mit 60.000 Mitgliedern, den Hinweis auf eine weltweite Ausrichtung, einen globalen Anspruch, für koreanische Kirchen offenbar nicht ungewöhnlich. Onnuri heißt „alle Nationen" und die im Internet sehr präsente Unterabteilung der Onnuri English Church macht diese Sendung in die ganze Welt an vielen Stellen deutlich.

Pastor Eddie Byun
Ich weiß nicht, ob es eine spezielle koreanische Traditionen gibt, welche die Menschen über den Tellerrand ihrer nationalen Existenz heraus schauen lässt. Ich vermute, dass dies eher nicht der Fall ist. Nach meinem Eindruck haben die koreanischen Christen die Bibel gelesen und den Missionsbefehl „geht hin in alle Welt“ einfach nur ernst genommen. Geholfen hat ihnen dabei möglicherweise die weit in der Welt verteilte Familie der koreanischen Expatriates. Der junge Pastor der Gemeinde, Eddie Byun, berichtet in seinem Blog, dass er in Chicago geboren wurde und dort auch zur Schule und zur Universität gegangen ist. Nach seiner Entscheidung, Pastor zu werden, hat er sieben Jahre eine koreanische Gemeinde in Australien betreut, bevor er schließlich den englischen Zweig der Onnuri Church in Seoul übernahm.
Pastor Eddie hat ein besonderes Anliegen, über das er auch bereits ein Buch geschrieben hat: der Kampf gegen die organisierte Prostitution. Das ist für den Pastor einer Gemeinde, die sich in ihrem Statement als eine sehr konservative evangelikale Gemeinde zeigt, eher ungewöhnlich. Entsprechend berichtet Pastor Eddie in seiner in Englisch gehaltenen Predigt auch darüber, dass ihn andere Evangelikale wegen seines social gospel angreifen. "Erwachende Gerechtigkeit", Justice Awakening ist sicherlich kein evangelikaler Titel.
Das ficht ihn aber nicht an, im Gegenteil. Er ist sich sicher, dass die Christen und eigentlich nur die Christen ein wirksames Mittel gegen die moderne Form der Sklaverei haben: die befreiende Botschaft Jesu, welche alle bondages, wie er sagt, alle Bindungen aufhebt. Seine diesbezügliche Botschaft und auch die schöne Weihnachtspredigt seines Kollegen Dr. Stephen Cha sind bemerkenswert einfach gehalten und folgen geradlinigen theologischen Denkmustern. In Deutschland hätten die beiden Prediger sicherlich vielerorts Schwierigkeiten, dieses für unsere Ohren oft zu einfach klingende Evangelium zu Gehör bringen zu können.
Ich erkenne aber neidlos an, dass ihre Früchte - ein aktives Engagement gegen organisierten Menschenhandel oder in dem Fall des in Deutschland lebenden Ehepaars eine Vision für ferne Stämme in Afrika - ein klarer Hinweis darauf sind, dass es mit ihrer Verkündigung etwas grundlegend Richtiges hat.

Über ihrer Homepage steht:
Our mission is to get you on mission with God.
Through serving the Church,
 Through serving the city,
 Through serving the nations.
Unsere Mission ist es, dich auf Mission mit Gott zu bringen,
Durch Dienst an der Kirche,
Durch Dienst an der Stadt,
Durch Dienst an den Nationen.
 


Meine nächste und letzte Kirche liegt in den Vereinigten Staaten. Ich besuche Reverend Michael A. Walrond jr. in Harlem.


 

 
 

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