Freitag, 30. August 2019
Havelurlaub (V) - eine Hagia Sofia in märkischem Sand
Hier in Brandenburg gibt es tatsächlich eine Kirche, die in einigen Teilen ganz bewusst der Hagia Sofia in Istanbul nachgebaut worden ist. Es ist die 1870 an der Stelle eines Vorgängergebäudes neu errichtete katholische Kirche Potsdams, die St. Peter und Paul Kirche.
Was die Planer in der Zeit Wilhelms I. bewogen hat, so zu bauen, erschließt sich mir nicht in vollem Umfang. Das Ergebnis ist aber schön. Um das große mittlere Quadrat des Kirchengrundrisses erheben sich vier gewaltige Säulen, die nach oben durch vier große Rundbögen verbunden sind. Darüber hebt sich das Dach der Kirche, das in der Hagia Sofia natürlich aus einer riesigen Kuppel besteht, hier ist es ein schönes und solides aber wenig spektakuläres Dach aus Holz.
Hinter den Rundbögen befinden sich links und rechts zwei große Emporen und nach hinten eine Orgelempore. Nach vorne blickt man in einen großen Chor-Baukörper, der wie in einer byzantinischen Kirche mit sehr viel Gold und überlebensgroßen gemalten Figuren geschmückt ist. Dieser Chor endet in drei Rundbauten, Apsiden, ähnlich etwa den kleeblattförmigen Konchen in einigen der Kölner romanischen Kirchen.
Die drei Halbkuppeln über den Apsiden tragen die große Halbkuppel über dem Chor. Sie würden in der Hagia Sofia und in den vielen Moscheen, die nach dem Vorbild der Hagia Sofia gebaut wurden, nun ihrerseits die große zentrale Kuppel tragen- Sie fehlt hier, ohne dass man sie allerdings vermisst.
In der Nähe haben die Protestanten etwa 1830 die Nikolaikirche gebaut und sie mit einer riesigen Kuppel ausgestattet. Sie hat mich im vergangenen Jahr mit ihrem kalten neoklassischen Inneren eher abgestoßen. Die katholische Hagia Sofia dagegen gefällt mir mit ihren soliden Proportionen und der großen Stabilität, die von den Säulen und Bögen ausgeht.
Katholiken hat es in Potsdam zunehmend gegeben, nachdem Preußen neue Gebiete hinzu gewann, in denen es katholische Mehrheiten gab – Schlesien besonders, aber auch unser Rheinland.
Fontane hat angesichts eines kleinen Schlosses in Petzow geschrieben, die Preußen hätten in Brandenburg mit verschiedenen Stilen experimentiert, seien mit der Gotik nicht gut zurecht gekommen und haben italienische Baustile oder die Romanik zu Hilfe genommen. Dass man auch Anleihen bei dem monumentalen Stil der Byzantiner genommen hat, wusste ich bisher nicht.
Hat man sich 1870 beim Bau von St. Peter und Paul vielleicht auf dem Weg zu einem Imperium gesehen, das dem der Byzantiner ähnlich war? Ich hoffe, das war damals nicht der Beweggrund. Es würde der schönen Kirche einen Teil ihres Reizes nehmen.
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